PJ-Tertial Innere in Spital Walenstadt (12/2012 bis 3/2013)

Station(en)
C3, B3 & Notfall
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Ich habe der Einfachheit halber mein Erasmus-Auslandspraktiukums-Erfahrungsbericht kopiert und hier eingefügt. Er ist eigentlich viel zu ausführlich, aber so bekommt ihr wohl den besten Einblick!
Kleiner Tipp am Rande: wenn ihr das wohl entspannteste und nicht zu arbeitsintensivste Tertial eures Lebens haben wollt, dann macht Chirurgie/Orthopädie im Sommer (ausserhalb der Skisaison im Spital Walenstadt)! ;)

Ich habe das Praktikum für mein Innere-Tertial im Rahmen des Praktischen Jahres des Medizinstudiums gemacht.
Für die Schweiz sollte man sich mindestens ein Jahr im Voraus bewerben, so auch für das Spital Walenstadt. Für sehr beliebte Spitäler, wie z.B. in St. Moritz, sollte man sich noch wesentlich früher bewerben. Ich habe meine Anschreiben per Mail an verschiedene Spitäler fast zwei Jahre im Voraus verschickt, das Spital Walenstadt war einer meiner Favoriten und ich bekam eine Antwort von der zuständigen Sekretärin der Inneren-Abteilung Frau Daniela Schurig. Sie verwies mich damals darauf, dass die Praktikumsstellen erst 1 Jahr vorher bestätigt werden, behielt meine Bewerbung aber freundlicherweise pendent. Ich nahm rechtzeitig wieder Kontakt zu Frau Schurig auf und bekam meine Bestätigung.
In der Schweiz wird man meistens in den Spitälern als Unterassistenzarzt/-ärztin vertraglich gegen ein Gehalt angestellt. Alles bürokratische Prozedere wurde seitens des Spitales Walenstadt erledigt, man muss sich lediglich vor Ort um ein Schweizer Konto kümmern und falls man eine Unterkunft vom Spital wahrnehmen möchte, rechtzeitig in Kontakt mit dem zuständigen Hotelier Herr Niederstein treten.
Ich habe ein Zimmer vom Personalhaus bezogen und kann es nur empfehlen (mal abgesehen davon, dass es in Walenstadt wohl kaum Alternativen gibt). Die Unterkunft ist ähnlich wie eine Jugendherberge aufgebaut, es gibt einen langen Gang mit vielen Einzelzimmern, eine Gemeinschaftsküche (Grundausstattung inkl. Salatschleuder vorhanden) und gemeinschaftlichen Nassbereich. Jedes Zimmer ist mit Waschbecken, Kühlschrank, Bett, Schreibtisch, Kleiderschrank, Regal und Fernseher ausgestattet. Eine Waschküche gibt es im Keller, diese funktioniert mit Kleingeld. Es gibt ein WLAN-System, in welches man sich zwar immer manuell einwählen muss, jedoch kostenlos nutzen kann und es funktioniert im gesamten Spitalgelände. Wir deutschen Studenten waren alle auf einer Etage untergebracht, was sehr gut für das Gemeinschaftliche Zusammenleben war. Ein positiver Beigeschmack war auch, dass wir auf der neu renovierten Etage untergebracht waren.
Das Spital Walenstadt hat hauptsächlich eine Innere, eine Orthopädisch-Traumatologische und eine Gynäkologische Abteilung. Die Innere hat zusätzlich einen Palliativen und seit neustem einen Geriatrischen Fachbereich. Der Chefarzt Herr Dr. Schmidt ist Spezialist für angiologische Interventionen und damit kommen wir auch schon zur Hauptaufgabe der Unterassistenten der Inneren: ein Student ist immer dafür zuständig die Angiographie-Patienten zu betreuen, vom Eintritt bis zum Austritt, was grundsätzlich immer das gleiche Prozedere ist: die Patienten bleiben insgesamt drei Tage und man ist zuständig für die Eintrittsuntersuchung, Eintragung ins Computersystem, Anpassung der Medikation an die bevorstehende Intervention, radiologische und angiologische Anmeldung tätigen, Erstellung einer Krankenakte, Besprechung und Vorstellung mit Dr. Schmidt, Patienten postinterventionell kontrollieren, Austrittsbericht schreiben und diesen in Kontrollumlauf bringen. Wenn man diese Aufgabe gleich am Anfang zugeteilt bekommt, kann das sehr stressig sein, weil man sich sofort ohne Einarbeitungszeit mit dem Computersystem und überhaupt zurecht finden muss. Hat man sich aber erst einmal eingearbeitet, kann es Spass machen, weil man komplett für den Patienten zuständig ist, die Verantwortung trägt und näher am Patienten dran ist als man es bis jetzt vielleicht jemals während des Studiums war. Somit ist der praktische Lerneffekt sehr gross.
Bestmöglich sind mehrere Unterassistenten da, sodass man in Rotation auch auf den Notfall oder die Palliativ-/Privatstation eingeteilt werden kann. Die Arbeit auf dem Notfall ist auch nochmal sehr lehr- und abwechslungsreich. Wie immer gilt: je selbständiger man ist, desto mehr kann man machen und ich persönlich fand das toll. Man lernt so noch besser seine Stärken und Schwächen kennen, als wenn man den halben Tag nur mit Blut abnehmen und reiner Patientenaufnahme beschäftigt ist. (Hier in der Schweiz gibt es im Übrigen extra Personal für die Blutabnahmen.) Dies waren die positiven Aspekte meiner Arbeit im Spital Walenstadt.
Es gab aber auch Dinge die ziemlich frustrierend sein konnten und so eher zu den negativen Punkten zählen: durch die Anstellung wird man als Mitarbeiter und nicht als Praktikant gewertet, weshalb man eher Arbeit zugeteilt bekommt, als nachmittags mal eben nach Hause geschickt und wenn man dann regelmässig (fast täglich) frühestens 17.30 Uhr das Spital verlässt und im Winter den Ort teilweise nur im Dunklen betritt (oder im Sommer bei untergehender Sonne zum Baden am See dazu stösst), dann kann dies auch zu Frust führen. Wohlbemerkt sollte man nicht vergessen, dass das Gehalt welches man hier erhält für Schweizer Verhältnisse fast einem deutschen Praktikantenbonus entspricht. Was diesen Punkt angeht sollte man sich so früh wie möglich mit den anderen Assistenten arrangieren und freie Räume zum Absetzen von Überstunden nutzen. Das konnten wir relativ gut, weil wir mit drei Studentinnen sehr gut besetzt waren. Ein weiterer negativer Punkt, den ich leider nicht schön reden konnte, war, dass wir auch für die Untersuchung der Schlaflaborpatienten zuständig waren. Diese Patienten wurden von ambulanten Ärzten zur Polygraphie zugewiesen und waren für eine Nacht stationär, kamen aber meist erst zwischen 16.30 Uhr und 17.00 Uhr und sollten dann von uns Unterassistenten untersucht werden. Diese Patienten waren eigentlich in voller Betreuung des zuweisenden ambulanten Arztes, die Ärzte im Spital hatten mit den Patienten keine Berührungspunkte, denn es ging nur um die diagnostische Polygraphie und die Aufnahmeuntersuchung war demnach ein rein bürokratisches Prozedere, was zeitlich gesehen eben der Hauptgrund für unsere Ansammlung an Überstunden war. Und meiner Meinung nach könnte es eben wichtigere Gründe für das Schieben von Überstunden geben.
Die Wochenenden mussten seitens der Studenten immer mit einem internistischen und einem chirurgischem Rufdienst und unter der Woche für Notfall-OPs mit einem chirurgischen Rufdienst abgedeckt sein. Diese Rufdienste wurden mit Kompensationstagen vergütet, welche Urlaubstagen gleichwertig waren.
Alles in allem hatten wir viel Eigenverantwortung, aber auch jederzeit die Möglichkeit zur Rücksprache und bekamen auch Feedback. Es gab regelmässige Fortbildungen und Vorträge. Wir wurden gut ins Spitalleben integriert, mit eigenem Computer-Login inkl. Internetzugang, eigenem Telefon und Personalkarte.
Ein weiterer, sehr grosser positiver Punkt war das Kollegium. Grob zusammengefasst war das gesamte Spitalpersonal sehr nett und freundlich, wie man es auch den Schweizern im Allgemeinen nachsagt. Und eben auch das gesamte Team der Inneren Medizin war sehr nett, vom Chefarzt bis zum Pflegepersonal. Wir wurden auch gut in die Arbeitsabläufe des Spitals als auch in die Freizeitaktivitäten der Kollegen integriert. Zum Mittagessen sass man gemeinsam zusammen, hat auch über private Dinge sprechen können und wenn es gemeinschaftliche Abendveranstaltungen gab, wurden die Studenten auch eingeladen.
Zu guter Letzt hat die Ortschaft Walenstadt viele Vorteile: die Landschaft ist sowohl im Winter als auch im Sommer sehenswert und bietet allerhand Freizeitaktivitäten. Im Sommer kann man die Berge zu Fuss oder mit dem Rad erkunden oder am Walensee baden, tauchen, windsurfen. Im Winter gibt es mehrere Skigebiete in der Gegend für alle Wintersportbegeisterten. Wenn man mit dem Auto hier ist sind die Wege in sehenswerte Städte wie Zürich oder Bern nicht weit. Auch ist es nicht weit von Deutschland gelegen.
Fazit: Mein Praktikum im Spital Walenstadt war eine sehr lehrreiche und schöne Zeit. Ich hatte das Gefühl mit meiner Mitarbeit eine Hilfe zu sein und schlussendlich hab ich es auch immer gedankt bekommen. Das gesamte Kollegium ist sehr nett, freundlich und man fühlt sich sehr schnell gut integriert. Die Arbeit mit den Patienten hat mir Spass gemacht und hat den Frust über die Überstunden teilweise weg machen können. Wenn etwas nochmals anders machen könnte, dann würde ich mein Praktikum nicht im Rahmen des Pflichttertials (d.h. für ein Fachgebiet, was einem nicht so sehr liegt) machen, sondern im Rahmen des Wahlfaches oder eben in einem Fachgebiet, dass man aus mehr Leidenschaft macht und wo man leichter über die Überstunden hinweg sehen kann. Landschaftlich ist Walenstadt einfach unschlagbar und jederzeit ein Auslandserlebnis wert.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
EKGs
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
920€/Monat
Gebühren in EUR
285/Monat (Zimmer+Parkplatzgebühr)

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
4
Betreuung
2
Freizeit
4
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.87