Ich bin von dem Tertial sehr enttäuscht. Gottseidank habe ich nur ein halbes Tertial gemacht, sonst hätte ich in der inneren Medizin nichts mitgenommen. In den Häusern davor und danach hatte ich immer ein gutes Leben, weil ich anpacke und mitdenke, im USZ kommt es aber gar nicht dazu.
Hier ist man wirklich der UNTERAssistent. Das Glück steht und fällt mit dem Assistenzarzt, dem man zugeteilt ist, Viele Assistenten sind überfordert oder auch frustriert, weil sie sich als die Sekretäre/innen der leitenden Ärzte fühlen und geben das an die Unterassistenen weiter.
Station wechseln, wenn es einem nicht gefällt oder weil man nichts lernt, wird nicht toleriert. Die Dienstpläne sind in Stein gemeisselt. Sogar die Einteilung der Urlaubstage wird vorgegeben. Widerstand zwecklos. Die zuständigen Personen sind übrigens mit Vorsicht zu genießen.
Ich habe es nirgends erlebt dass man sich mit den PJ-Studenten so wenig Mühe gegeben hat wie hier. Teaching erschöpft sich häufig darin, dass man auf ein Paper verwiesen wird oder den Link dazu bekommt. Kann man dann selbst lesen. Hat ja genug Zeit von halb neun bis sechs.
Unterricht speziell für die Studenten gab es nur einmal (!) am Brückentag (!). Mit Anwesenheitspflicht natürlich. Wenn das mal kein Zufall war.
Ansonsten gibt es jeden Menge Weiterbildungen unterschiedlicher Qualität für die Ärzte, die man besuchen kann, einige sind gut, aber häufig sind die Inhalte recht akademisch und spezialisiert (wie ist die aktuelle Studienlage?) und dadurch nur bedingt studentengerecht, da wir doch eher ein breites Grundwissen für das Examen benötigen.
Tätigkeiten, die am häufigsten anfallen:
- Konsile faxen
- Laborwerte telefonisch nachmelden
- Nichtärztliche Botengänge, z. B. Röntgen-CD zum Patienten tragen
- In der Visite mitschreiben und das als Verlauf ins System eingeben (bei manchen Ärzte)n
- Patienten aufnehmen und den Arztbrief anlegen.
- Untersuchungen anmelden
- Hausärzte anrufen
- Rachen- und Wundabstriche bei Patienten machen
Der Tag geht von ca. 8:30 Uhr bis 18 Uhr, selten früher. Das Mittagessen in der Kantine kostet (nur das Hauptessen ohne Salat oder Dessert) zwischen 9 und 12 Franken. Wesentlich billiger sind Suppe oder trockene Semmel. Auf manchen Stationen ist nicht einmal der Kaffee frei.
Was ich positiv bemerken muss, ist, dass man sich in der EDV viel Mühe gibt. Der Zugang den man für den Computer bekommt hat alle Rechte und es gibt sogar eine eigene Emailadresse und man findet die eigenen Kollegen dann auch im Online-Telefonbuch im Intranet.
Das Wohnheim das das Spital zur Verfügung stellt, war schön. (in meinem Fall, ca. 550 Franken/Monat). Und Zürich ist eine tolle (wenn auch sehr teure) Stadt.
Meine Meinung ist keine Einzelmeinung, die meisten in der Inneren waren eher lauwarm begeistert bis enttäuscht. In den Kliniken davor und danach in Deutschland hat das PJ wesentlich mehr Spaß gemacht.
Bewerbung
Halbes Jahr vorher. Auf der Homepage des Spitals ist das aufwendige Bewerbungsverfahren beschrieben, es müssen alle gewünschten Unterlagen übermittelt werden.