In den USA macht mal als PJ-Student "4th year rotations/clerkships", die immer nur 4 Wochen dauern. Leider ist die Havard Medical School gnadenlos was ihre rotation-dates angeht, wofür man oftmals Fehlzeit nehmen muss, um die rotations machen zu können. Jedoch lohnt sich diese auf jeden Fall!
Meine erste rotation war Nephro im BWH, dem zweitgrößten teaching hospital der Harvard Medical School.
Leider gibt es im BWH keine nephrologischen Stationen, d.h. die Abteilung ist rein konsiliarisch tätig. Als Student wird man einem Fellow zugeteilt, der sich entweder um Intensiv-, Dialyse-, Transplantationspatienten oder um Patienten auf den Normalstationen kümmert. Mein Tag begann meist gegen 8Uhr morgens, indem ich sämtlich Laborwerte und neue Befunde unserer Patienten ansah. 3x/Woche gab es auch eine Frühbesprechung, die teilweise auf so hohem Niveau war, dass ich kaum was verstanden habe (das mag aber auch an nicht existenten Nephro-Wissen liegen). Mittagsbesprechungen gab es auch 1-2x/Woche (nur für die Nephroabteilung) und täglich fanden stündlich weitere conferences, talks and teaching sessions statt, die man theoretisch alle besuchen konnte.
Wenn man eigene Patienten betreut (was man definitiv tun sollte), würde man diese am Morgen pre-rounden bevor es schließlich auf die normalen rounds mit dem Fellow und dem jeweiligen Attending geht. Diese dauern je nach Patientenanzahl zwischen 1-4h. Teaching findet praktisch jederzeit und zu jeder Gelegenheit statt. Oftmals bekommt man als Student auch als Aufgabe einen kleinen "talk" über ein bestimmtes relevantes topic zu halten, was sehr gerne gesehen wird, wenn man das anständig und natürlich mit den neusten Forschungsergebnissen bestückt vorstellt. Wenn wenig los war (was leider selten vorkam), konnte ich bereits zwischen 15-16Uhr gehen. War viel los, dann meistens erst nach 18Uhr. Außerdem gehörte zu meinen Aufgaben die "urine analysis"- also den Urin untersuchen (dip-sticks), in der Zentrifuge vorzubereiten und dann zu mikroskopieren- alles im Zentrallabor (was wirklich riesig war). Der Fellow kam dann aber natürlich immer dazu und wir haben zusammen mikroskopiert.
Insgesamt war es eine sehr spannende und lehrreiche Zeit, aber dank meines kaum-vorhandenen Nephrowissens war es, vor allem am Anfang, sehr anstrengend, besonders die ganzen Fachtermini, die man eben erst mit der Zeit kennenlernt. Aber mit Engagement kann man echt einiges machen, weshalb ich diese rotation auf jeden Fall empfehlen kann.
Kardiologie Beth Israel Deaconess Medical Center (BIDMC):
Dieser Monat war die absolut coolste Zeit, die ich mir hätte vorstellen und wünschen können. Das BI ist das zweitkleinste teaching hospital der HMS, aber meiner ganz persönlichen Meinung nach das Beste! (das ist absolut subjektiv und nur aufgrund meiner besonders positiven Erfahrung dort). Ich war auf der CCU (Critical Care Unit), auf der alle kritisch kranken kardiologischen Patienten lagen (oftmals Z.b. Herzinfarkt, Reanimation, Lungenembolie usw). Die Station hat Kapazität für max 10 Patienten, die meistens in Einzelzimmern liegen. Zu meiner Zeit waren 3 Interns (Assistenten im 1. Jahr) und 3 Residents (Assistenten ab dem 2. Jahr) auf Station, die jeweils einen long- (7am-9pm) und einen short-day (7am-1pm) hatten. Wir waren 2 Studenten auf Station und hatten jeweils den gleichen schedule wie die Interns- also long- and short-days im Wechseln. Coolerweise musste ich praktisch nie bis 9pm bleiben, sondern durfte an meinen long days meistens spätestens zw. 18-20Uhr gehen. Das Team war der absolute Hammer- alles junge, super fitte Ärzte, die immer (wirklich immer!) daran interessiert waren einem was beizubringen- das gleiche gilt für die Attendings! Z.b. sind wir des öfteren nach den rounds einfach in einem separaten Raum und haben eine spontante teaching sessions eingelegt- immer zu relevanten kardiologischen Themen, die immer top waren! 2x/Woche gab es eine morning conference und jeden Tag eine noon conference, auf der immer sehr leckeres Essen serviert wurde (was wirklich sehr praktisch war).
Als Student wurde erwartet, dass man jeden Tag auf rounds einen Patienten vorstellt nach dem bekannten Schema vorstellt, d.h. vorher muss man seinen Pat. pre-rounden und alle relevanten (Neu)befunde sammeln, durchgehen und schließlich präsentieren. Wenn man das zum ersten Mal vor ca 10-15 Leuten macht, ist das etwas nervenaufreibend, aber mit der Zeit wurde das immer besser. Ich durfte auch jederzeit in die Funktionsdiagnostik und auf in den Emergency Room was auch sehr spannend war. Da das CCU-Team auch das "code (Rea)-team" ist, kam es des öfteren vor, dass wir durch das ganze Haus zu einer Rea rennen mussten.
Dank meines tolles Teams, das mich 100%ig integriert hat und der Tatsache, dass ich noch nie zuvor eine so tolles und respektvolles Arbeitsumfeld erlebt habe mit einer Patientenversorgung auf höchstem Niveau und allgegenwärtigem teaching mit academic medicine vom feinsten, war mein Monat im BI die absolut beste Zeit in meinem bisherigen PJ.
Diese rotation kann ich zu 1000% nur empfehlen!!