Im Rückblick kann ich die Elisabeth-Klinik fürs Chirurgie-Tertial nur eingeschränkt empfehlen. Gerne erläutere ich dies im Folgenden noch einmal näher.
Die Stationsarbeit beschränkte sich im Wesentlichen aufs Blutabnehmen und Flexülenlegen. Auf der unfallchirurgischen Station (3A) ging es dann täglich und meist für den ganzen Tag in den OP. Dort wurde man aufs Haken und Bein halten reduziert, Fragen waren unerwünscht. Außerdem gab es häufiger Probleme mit der Anästhesie, in Form von unangemessenem forschen Zurechtweisen. Auch das Lagern und Ausschleusen (teilweise inkl. der Desinfektion der Schleusenliege) gehörte zu den PJ-Aufgaben. Ausnehmen möchte ich von dieser Kritik zwei der Gastärzte, mit denen das Operieren richtig Spaß machte. Symptomatisch auch, dass ich während des Tertials nur bei Gastärzten im OP nähen durfte.
Auf der allgemeinchirurgischen Station durften wir beim Verbandswechsel helfen bzw. diesem selbständig durchführen. Dabei erlernte man Aspekte der Wundpflege. Die Assistenten und die OÄ waren sehr nett und zu Erklärungen bereit, wobei dies insgesamt durch die Unterbesetzung der Abteilung zu kurz kam. Entweder man verpasste die Visite, weil so viele Blutentnahmen anstanden oder der jeweilige Assistent stand unter Zeitdruck, weil er/sie in den OP musste, sodass keine Minute für Lehre blieb. Die Schwestern der Station waren insgesamt sehr nett, die Oberschwester dafür umso launischer.
Meist haben wir am späten Vormittag mit den Assistenten zusammen gefrühstückt. Das förderte die Gemeinschaft und dadurch habe ich auch etwas Geld gespart, da ich mittags nicht essen gehen musste. Man hätte aber auch zusätzlich noch etwas Essen gehen können, die Zeit war durchaus da.
Am Nachmittag stand meist das Briefe-Schreiben an, wobei wir die allermeisten schrieben, aber nie unsere Namen darunter setzen durften. Das kann nicht als Wertschätzung der PJ-Arbeit verstanden werden.
Im allgemeinchirurgischen OP war die Stimmung etwas besser, viel erklärt wurde aber auch nicht. Eher mündete ein Gespräch in unangenehmer Ausfragerei.
Die Zeit in der Rettungsstelle war die lehrreichste. Hier konnte man viel sehen, untersuchen, protokolieren und therapieren. Das alles in einem gesunden Verhältnis von Selbständigkeit und Betreuung.
Im Rotationsplan war eine Zeit auf Intensivstation ebenfalls vorgesehen. Hier ging es jedoch weniger um chirurgische Aspekte. Diejenigen die auf Intensiv waren habe ihre Zeit genossen, da nicht so viel zu tun und auch mal Zeit fürs Bücherstudium war.
Die Fortbildungen am Elisabeth fanden, mit Ausnahme der hervorragenden Radiologie-Fortbildung, leider nicht regelmäßig statt. In der Anästhesie hatten wir insg. nur zwei, die chirurgischen fanden etwa zur Hälfte statt, obwohl wöchentlich vorgesehen. Der Chef nahm sich erst in den letzten beiden Wochen Zeit für uns. Fand allerdings mal Lehre statt, so war sie sehr gut.
Zusammengefasst vermag ich also zu sagen, dass das Chirurgie-Tertial in der Elisabeth-Klinik wahrscheinlich im unteren Durchschnitt anzusiedeln ist. Dies lag vor allem daran, dass die Klinik Personal durch PJler ersetzt und dadurch keinerlei Zeit mehr für die Ausbildung blieb. Diese Klinik kommt ihrem Lehrauftrag somit nicht nach!