Rheumatologie (0202), Hämatologie (0111), AIM (0201/0304), ZNA
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Wuerzburg
Kommentar
Das Kantonsspital St. Gallen ist das größte nicht-universitäre Spital in der Schweiz und dementsprechend wird hier ein sehr breites Spektrum der Inneren Medizin geboten. Hier ist sicherlich jeder richtig, der sich für Innere Medizin interessiert und für den das Fach auch eine mögliche Option im bald beginnenden Berufsleben darstellt. So auch in meinem Fall:
Ich hatte entgegen der eigentlich geltenden Regelung einer nur einmaligen Rotation in vier Monaten das große Glück, vier bzw. drei Fachbereiche genauer kennen lernen zu dürfen und so einen breiten Einblick in die Abläufe am KSSG zu gewinnen.
Herr Vögeli, der Unterassistentenkoordinator, nimmt sehr gerne Wünsche zur Stationseinteilung entgegen und versucht diese auch zu verwirklichen. Im Großen und Ganzen gelingt das meistens, Ausnahmen bestimmen natürlich auch hier die Regel.
Meine ersten beiden Monate durfte ich in der Rheumatologie verbringen, was auch ganz und gar meinem Wunsch entsprach. Diese Einteilung habe ich auch an keinem einzigen Tag bereuen müssen. Retrospektiv waren die beiden Monate auf dieser Station und vor allem in diesem Team wohl die besten meines PJ-Tertials in St. Gallen.
In der Rheumatologie beginnt der tägliche Stationsalltag mit dem obligatorischen Röntgenrapport. Bereits hier hat man als PJler die Gelegenheit selbst Patienten vorzustellen. Mittwochs ist es gar "eine Pflicht", da an diesem Tag die zuständige AÄ am Rapport nie teilnehmen konnte. Eine gute Gelegenheit, sich selbst noch näher mit den Patienten auseinanderzusetzen. Nach dem Röntgenrapport geht es weiter mit der alltäglichen Visite. Diese dauert unterschiedlich lange, aber auch hier hat man die Chance Patienten vorzustellen, auch auf der CA-Visite ist das gar kein Problem. Die alltäglichen Aufgaben des PJler sind hier (natürlich) auch die Patienten aufzunehmen, im Anschluss daran die Eintritte zu diktieren oder selbst in den PC zu tippen (das Sekretariat war hier nicht immer das schnellste), Eintrittsverordnungen niederzuschreiben, Konsile/Untersuchungen anzumelden, aBGAs darf man gerne übernehmen (auch wenn hier nicht allzu viele anfallen) und gerne darf man sich auch an Austrittsbriefen versuchen.
Jeden Eintritt kann/muss man dem zuständigen OA am Nachmittag vorstellen und entwickelt im Anschluss daran gemeinsam ein Konzept für den Spitalaufenthalt des Patienten. Je nach zugeteilten OA kann man hier eine Menge lernen, insbesondere was pharmakologische Ansätze betrifft. So war es zumindest in meinem Fall und ich habe sehr davon profitiert, und das nicht nur in pharmakologischen Angelegenheiten.
Meine AÄ hat mir jeden Tag eine Menge an rheumatologischen Facts nahegelegt, mein OA aus der AIM lieferte mir hingegen die Basis der Inneren. Eine bessere Kombination hätte es wohl kaum geben können.
Der Arbeitstag auf der Rheumatologie endet mit dem Rheuma-Rapport im Team um 17 Uhr. Hier werden sowohl die ambulanten Patienten des Tages vorgestellt, als auch alle Patienten von Station. In aller Regel kann man danach in den wohl verdienten Feierabend entschwinden.
Nach zwei Monaten Rheumatologie durfte ich ein kleines Intermezzo von fünf Tagen auf der Hämatologie verbringen. Das Fachgebiet ist ein sicherlich sehr interessantes und auch von entscheidender Bedeutung für das Examen, nur leider hat man es hier nicht verstanden, mich ins Team zu integrieren und die OÄ zeigten auch keine Ambitionen, ihr Wissen in kleinen Happen an mich weiterzugeben. Der zuständige AA war sehr nett. Die Ironie meiner Zeit auf dieser Station ist wohl, dass mir mein AA chirurgische Grundlagen erklärte, da er zuvor leitender Arzt in der Chirurgie war. Davon habe ich sicherlich ein wenig profitiert, nur leider ging so manches an interessanten Facts der Inneren Medizin hier komplett verloren. Hätte es in meiner Woche eine KM-Punktion gegeben, wäre das wohl das Highlight gewesen. Nachdem ich an so manchen Tag sogar ca. zwei Stunden alte Examensfragen kreuzen konnte, endete hier gegen ca. 15 Uhr mein Arbeitstag.
Da im Juni ein kleiner Engpass auf der AIM bestand, durfte ich hier drei weitere Wochen verbringen. Die AIM (Allgemeine Innere Medizin) liefert einem, wie der Name schon sagt, so manche Grundlage des Faches. Hier landet übertrieben gesagt all das, was nicht genauer zugeordnet werden kann/muss: der schlecht eingestellte Diabetes, die Gastroenteritis, die unklare AZ-Verschlechterung, die schlecht therapierte arterielle Hypertonie usw. Ein kleiner "Bonus" sind hier noch angiologische Betten mit pAVK-Patienten. Ich hatte das Glück, auch hier mit einer sehr netten AÄ zusammen arbeiten zu dürfen. Wie auch bereits in der Rheumatologie beginnt auch hier der Tag mit dem Röntgenrapport, an dem man sehr gerne die am Vortag aufgenommenen Patienten vorstellen kann. Auf Visite gilt natürlich das gleiche. Meine OÄ hatte hier grade selbst neu auf der Abteilung angefangen, sodass hier das Teaching leider etwas zu kurz kam. Dafür hat sich meine AÄ dafür immer wieder Zeit genommen, wenn es nur irgendwie möglich war. An meinen Feierabend konnte ich hier in aller Regel zwischen 16 und 17 Uhr denken.
Nach zwei tollen Monaten auf der Rheumatologie und drei sehr netten Wochen auf der AIM durfte ich die letzten vier Wochen auf der ZNA mein Unwesen treiben. Hier herrscht ein anderes Tempo als im normalen Stationsalltag. Es gibt sehr stressige Tage, aber auch darunter immer wieder fünf ruhige Minuten zum Durchatmen oder um eine Kleinigkeit zu essen. Auf der ZNA arbeitet man sicherlich als PJler schon fast im gleichen Pensum wie ein Assistenzarzt. Man nimmt Patienten auf, bespricht sie mit dem zuständigen OA, meldet Konsile und Untersuchungen an und darf sich auch immer wieder gerne an aBGAs versuchen. Im Anschluss daran macht man auch hier die Verordnungen für die Station bzw. diktiert den Konsilbericht des ambulanten Patienten. Durch die verschiedensten Krankheitsbilder, die einem hier alltäglich begegnen, lernt man jede Menge und gewinnt einen sehr großen Überblick der Inneren Medizin und ihren sämtlichen Differentialdiagnosen.
Sobald es die Anzahl der Unterassistenten am KSSG erlaubt, ist man zu zweit auf der ZNA eingeteilt. Das hat den unglaublichen Vorteil, dass man sieben Tage von 10-22 Uhr arbeitet und danach sieben Tage in die Kompensation geht, während der zweite Unterassistent arbeitet.
Leider war das bei mir nicht der Fall und so durfte ich jede Woche arbeiten. Die Wochenenden waren dabei in aller Regel frei, für Wochenenddienste wurden mir zwei Tage Kompensation geboten. Die alltäglichen Dienstzeiten sind dabei von 10-20 Uhr. Leider ist diese Tatsache nicht bei jedem AA angekommen und so habe ich um so manchen Feierabend kleine Diskussionen führen müssen. Waren wenig Patienten angemeldet, wurde der entsprechende Entlastungs- bzw. Spätdiensthabende AA darüber informiert, dass er später kommen kann. Nicht so die Unterassistenten: ich war immer zu meinen Dienstzeiten da, durfte nicht später kommen und auch nur selten früher bzw. an Wochenenden zwischenzeitig ins Wohnhaus gehen.
Das Teaching meines OA auf der ZNA hingegen war sehr gut: er hat sich immer die Zeit genommen, die Patienten mit mir zu besprechen und mir Fragen zu stellen.
Wie immer im Arbeitsleben steht und fällt das Tertial auch hier mit dem Team, mit dem man arbeiten darf.
Ein großes Lob muss ich dabei an die Rheumatologie aussprechen. Hier wurde ich herzlich aufgenommen, fühlte mich jederzeit dazugehörend und habe in diesen zwei Monaten eine Menge an Wissen in meinen grauen Zellen speichern können.
Auch auf der AIM fühlte ich mich bei meiner AÄ jeden Tag willkommen. Leider kam hier manchmal das Teaching durch die OÄ ein wenig zu kurz, das wurde jedoch von meiner AÄ wett gemacht.
Die ZNA würde ich als alleinige dort eingesetzte Unterassistentin so nicht mehr vier Wochen lang erleben wollen. Hier empfiehlt es sich zu zweit zu sein, sodass man auch noch ein wenig Zeit zum Durchatmen bekommt. Nicht desto trotz konnte ich hier eine Menge lernen, hatte einen super OA an meiner Seite und habe sicherlich davon profitiert, auch diese Seite der Inneren kennen lernen zu dürfen.
Leider kommen auch die praktischen Fähigkeiten wie zum Beispiel die Ascites-Punktion, die Pleura-Punktion, die Sonographie, die KM-Punktion etc. als Unterassistent am KSSG ein wenig zu kurz.
Für alle Mitarbeiter der Inneren und so auch für die Unterassistenten gibt es nahezu jeden Tag Fortbildungen bzw. Seminare. Von Journal Club, über den Fall der Woche und die Kleinen Fälle, wo auch Studenten Patienten und Krankheiten vorstellen können/sollen, das DIM-Seminar bis hin zum Praktischen Seminar. Es gibt jeden Tag etwas zu lernen. Speziell für Unterassistenten gibt es zudem einen EKG-Kurs, der sicherlich zum selbstständigen Auswerten der EKGs auf Station von großem Vorteil ist.
Das Wohnhaus vom KSSG ist absolut in Ordnung, vor ca. einem Jahr wurde es komplett renoviert. Die Einrichtung ist zweckmäßig, die Bäder sauber, die Küche leider inneliegend, dafür gibt es eine große Sitzgelegenheit direkt vor dem Wohnhaus. WLAN ist auch hier vorhanden, wie auch im gesamten Spitalareal.
St. Gallen ist einfach schön. Es ist natürlich keine Großstadt, aber einfach herzig, die Gegend ist wunderschön und die Nähe zum Bodensee natürlich unschlagbar, gerade in den Sommermonaten. An Freizeitaktivitäten kommt hier sicherlich keine Langeweile auf. Durch die Nähe zu Deutschland kann man auch dort einkaufen gehen oder mal einen Ausflug nach Lindau oder Konstanz machen. Berge zum Wandern gibt es auch genug, das angrenzende Appenzellerland ist wunderschön. Es lohnt sich die Wanderschuhe mit einzupacken.