Das Tertial war zweigeteilt, 6 Wochen OP und 6 Wochen Intensivstation, da ich die Fehltage gesammelt am Ende genommen habe. Normalerweise sind es angeblich 5+5 Wochen OP (zwei Bereiche) und 6 Wochen Intensiv.
Die Zeit im OP war insgesamt sehr gut (Note: 1-2):
Morgens um 7:30 ging es los mit der Frühbesprechung. Danach ab etwa 7:45 war man im OP einem Anästhesisten/Saal zugeteilt, welcher dann den Tag über zuständig war. Hier war die personelle Fluktuation relativ hoch, entsprechend wechselhaft war auch das Aufgabenspektrum. Von Narkose (fast) alleine machen bis danebenstehen und Viggo anreichen war alles vertreten. Normalerweise irgendwo dazwischen. So habe ich vielleicht in 50% der Fälle intubiert/Lama geschoben, viele Arterien/Viggos gelegt, einmal videolaryngoskopisch intubiert, leider keinen einzigen ZVK/PDK gelegt. Dann eben Überwachung aufbauen, Narkoseführung, Protokoll führen, den Anästhesiepflegern helfen, telefonieren, der OP-Schwester anreichen, ausleiten.
Das OP-Spektrum ist uniklinik-typisch bunt (inkl. LuTx, NTx), mit vielen schwerkranken Patienten, oft "großer Verkabelung", langen OP-Dauern und geringem Durchsatz.
Schluss war nachmittags nie nach 16:00, man konnte selbstständig gehen und selbst entscheiden ob ma die Ausleitung noch mitnehmen wollte oder nicht.
Leider war die Zeit auf der Intensivstation sehr zäh (Note 4):
Um 8:00 war Übergabe vom Nachtdienst, Planung der Aufgaben für den Tag, kurzer Durchgang. Anschließend Kurvenvisite mit Assistent, Oberarzt, zuständiger Schwester (zusätzlich evtl. noch Schwesternschüler, Gastarzt). Man steht in dritter Reihe und kriegt wenig mit von dem, was vorne im Labor nachgeschaut und an der Medikation gedreht wird, mit auch aufgrund beengter Platzverhältnisse. Anschließend Patientenuntersuchung, was neben der Durchführung und Dokumentation von BGAs leider der einzige selbstverantwortete Aufgabenbereich ist. Sonst klemmt man sich an den Assistenten und schaut zu, was der so macht (ECMO-Check, Kurznarkosen für Eingriffe, Beatmung nachjustieren, Geräte auf-/abbauen, usw.). Einige wenige Wechsel der Arterie konnte ich selbst durchführen, ZVK leider nicht, oft hieß es: "Normalerweise gern, aber bei DIESEM Patienten möchte ich es lieber selber machen." So bin ich mir auch immer etwas außenstehend vorgekommen.
Andererseits kann man wohl auch nicht viel mehr Selbstständigkeit erwarten, die Entscheidungen wurden in großer Oberarztrunde oder vom Oberarzt getroffen, der Assistent war ausführende Kraft und kümmerte sich um das "Tagesgeschäft" (s.o.). Auch hier gab es durchaus personelle Fluktuation mit ganz unterschiedlich engagierten Assistenten. Leider waren einige selbst noch neu auf der Intensivstation und dementsprechend gefordert und wussten wenig mit dem "zusätzlichen" Studenten anzufangen.
Was ich mir gewünscht hätte, wäre mehr Teaching durch die Oberärzte gewesen, die durch die Bank fachlich gut sind und auch für die Nicht-PJ-Studenten sehr guten Unterricht gehalten haben.
Das Patientenspektrum war einigermaßen abwechslungsreich (viele Lungenerkrankungen), und wie auf einer änesthesiologischen Intensivstation (in GH gibt es eigene chirurgische, herz- u. neurochirurgische, internistische, neurologische Intensivstationen) zu erwarten - entweder extrem krank, oft behandelt mit allem, was die moderne Medizin hergibt (z.B. ECMO, Hämofilter, Plasmapherese), entsprechend langliegend, oder aber kurze Post-OP-Aufenthalte.
Schluss war normal zwischen 15:00 und 15:30.
Insgesamt war das Tertial sehr gut organisiert, Ansprechpartner klar benannt und auch greifbar. Wegen der vielen PJ-Studenten war der Ablauf fest vorgegeben und es gab kaum Spielraum, um auf Wünsche einzugehen. Es gibt in der Klinik ein umfassendes Fortbildungsprogramm, die studentenspezifischen Kurse fanden normalerweise statt und waren einen Besuch wert. Als kleines Highlight konnte man das Simulationszentrum für Rea-/ATLS-Kurs und Narkoseführung besuchen, außerdem bin ich zweimal Notarzt mitgefahren.
Fazit: Im OP war es spannend, vielleicht dürfte man in einem kleineren Haus mit kleinerer Anästhesieabteilung noch mehr selber machen, andererseits gibt es dort auch nur weniger große/riskante Eingriffe mit den entsprechend kleinerem Aufwand. Auf der Intensivstation habe ich gegen Ende leider die Tage gezählt und hätte mir mehr erhofft. Sicher war auch das Verhältnis von OP- und Intensivzeit nicht optimal (s.o.), außerdem war im letzten Teil des letzten Tertials meine Lust und Motivation auch im Niedergang begriffen.