Entgegen aller Befürchtungen (nach Durchsicht alter Berichte) war dieses halbe Tertial sehr angenehm. Zum Hintergrund: im CBF werden die internistischen Tertiale in 2x 8 Wochen geteilt, man kann nicht 16 Wochen auf der gleichen Station bleiben. Begründung seitens Prof. Somasundaram, dem Klinikleiter, ist, daß man einen Einblick in mehrere internistische Bereiche bekommen soll.)
Arbeitsbeginn 8.00 Uhr.
Am Anfang steht - wie auf fast jeder Station - das Blutabnehmen und gelegentliche Flexülenlegen vor z.B. Koloskopien. Morgens kann das schon dauern, weil es auf der Gastro im CBF regelmäßig Patienten vor/unter Chemotherapie mit mehr oder weniger schlechten Venenverhältnissen gibt, auch ein paar MRSA/VRE-Isolierpatienten sind immer da. Es ist zwar gewünscht, daß das Blut vor der Visite abgenommen wird, aber andererseits soll man ausdrücklich an der Visite teilnehmen, kann das BE also notfalls unterbrechen und mitvisitieren, wer schnell ist, schafft die BE aber auch vor der Visite. Nach den 8 Wochen konnte zumindest ich bei fast jedem Blutabnehmen und Flexülen legen, obwohl ich es von Grund auf neu lernen mußte. Zugegebenermaßen haben es mir die Famulanten beigebracht, die schon einige Wochen da gewesen waren. :P
Die Ärztebesetzung insbesondere der Assistenten rotiert regelmäßig, und je nach Arzt/Ärztin wird man mehr oder weniger an die Hand genommen; die meisten waren aber sehr bemüht. Die 38 unterteilt sich in zwei Hälften, 38A/Team Rot (OA Dr. Benno Tröger) und 38B/Team Grün (OA Dr. Severin Daum). Insbesondere die Oberärzte sind menschlich sehr nett und freundlich, es wurde viel besprochen und Fragen geklärt. Wer sich nicht viel zutraut, dem wurde auch nichts aufgedrängt, auf Nachfragen wurden bei Unsicherheiten Portpunktionen und ZVK/BE auch mehrfach gezeigt, bis alle Unklarheiten beseitigt waren. Generell sollte man im Zweifel persönlich als PJler aber auf JEDER Station auch darauf bestehen, anstatt "einfach mal zu probieren, was kann denn schon schiefgehen???".
Gegen Vormittag/Nachmittag trudeln die Neuaufnahmen ein, die nicht nach Stationsseite(!), sondern je nach Ärztebesetzung nach Anzahl gerecht auf beide Teams aufgeteilt werden; daher huscht man als PJler auch ständig über die ganze Station. ;-) Ausführlichste Anamnese und körperliche Untersuchung mit schriftlicher Dokumentation im SAP System (PC) machen PJler regelmäßig, je nach Arzt wird das dann mehr oder weniger validiert (eigentlich soll laut Prof. Somasundaram IMMER nachuntersucht werden!). Bei konkreten Kontrollwünschen ("könntest Du nochmal die Lunge/Leber nachuntersuchen...??") wurde immer nachgesehen.
Mittagsbesprechung mit allen OÄ (auch denen aus Endosono, Ultraschall etc.) und der Chefin Prof. Siegmund findet immer um 12.30 Uhr statt, sollte man eine Aufnahme beendet haben kann man sie dort auch selbst vorstellen, danach ist regelmäßig Zeit zum Mittagessen, daß man zwar nciht bezahlt bekommt aber immerhin täglich wahrnehmen kann (auch keine Selbstverständlichkeit :P).
Danach werden die Neuaufnahmen abgeschlossen und dem betreuuenden Arzt vorgestellt (meistens ging man zusammen noch einmal rein), ggf. fallen Aufklärungen zu ÖGDs oder Koloskopien und neue Flexülen an.
Nicht delegierbare Tätigkeiten wie das Kreuzen und Anhängen von Bluttransfusionen wurde nicht von PJlern verlangt (auch nicht überall selbstverständlich)!
Es ist jederzeit möglich, bei der Diagnostik zuzusehen, z.B. bei Koloskopien, ÖGDs, Manometrie. Vor Allem Nachmittags durften PJler und Famulanten nach vorherigem Zusehen unter Anleitung (und bei Eignung später selbständig) Aszites punktieren. Pleurapunktionen/Lokale dafür sind seltener aber mit etwas Glück (z.B. bei der OA Visite unter Anleitung) auch möglich. Zumindest in meiner Zeit hat der OA darauf geachtet daß jeder Famulant vor Ende seiner Praktikumszeit einmal Aszites punktieren konnte (oft am letzten/vorletzten Tag).
Arztbriefe kann man schreiben, muß man aber nicht. Die Ärzte sind dankbar für die Unterstützung der PJler und bringen das auch zum Ausdruck. Die Pflege ist i.A. supernett, wenn man sich freundlich und nicht arrogant ihnen gegnüber verhält. Nur eine Person war etwas schwerer zugänglich und verlangte wenig empathisch auch vorhersehbar neue Flexülen (bei superschlechten Venenverhältnissen und Raynaud-Syndrom und/oder Nadelphobie/Angststörung), wenn die Infusion mal nicht schnell genug über die Portnadel lief... dazu muß man sagen, daß einige Portnadeln eben nicht schnell laufen. Die Ärzte stärken den PJlern hier aber den Rücken, es lohnt sich also, im Zweifel vor dem Neustechen lieber einmal nachzufragen.
Patientenklientel: Mir persönlich fehlten in meiner Zeit die Basics der Gastro wie Gallensteinleiden, dafür gab es viele, viele Tumorpatienten (von Mundboden über Ösophagus, Magen, Darm, Leber, Erstdiagnosen mit Neueinstellung bis 12. Zyklus Chemo), Pankreatitiden und Darmerkrankungen (Crohn etc.). Normalerweise sei das Klientel aber noch durchmischter.
Mittwochs gibt es am späten Nachmittag die TuKo (Tumorkonferenz), die zwar außerhalb der Arbeitszeit stattfindet aber sehr gut sein soll.
Arbeitsende i.d.R. pünktlich möglich, auch wenn ich regelmäßig länger geblieben bin, wenn es sich ergeben hat. Wie immer und überall bleibt man gerne freiwillig etwas länger, wenn man dann z.B. etwas Interessantes sehen oder selbst machen kann. Es zwingt einen aber keiner und die 8,5 h inkl. Pause sind problemlos einzuhalten (anders als in der Chirurgie, wo die Arbeitszeit nicht korrekt auf 7-16.30 Uhr angelegt ist... Laut PJ-Ordnung=> Zeiten des öffentlichen Dienstes = 8,5 h inkl. Pause!). Keiner verlangt, daß man an gesetylichen Feiertagen erscheint und sie werden nciht als Fehltage gerechnet (ist auch korrekt so). :-)
Die internistische PJ/Fortbildung fand theroretisch jeden Dienstag zw. 14.30 und 15.30 Uhr statt, fiel bei uns aber 4 von 6 Malen aus, da Dozenten nicht erschienen. Das soll sich aber gebessert haben... Inhalte sind stets Fallvorstellung oder ein erarbeitetes Thema und ein Seminarteil des Dozenten dazu. EKG- und Radiologie-FB gibt es seit einigen Semestern nur noch am CCM und CVK, da sich zu wenig Pjler dafür eingesetzt haben. Mit etwas Nachdruck beim PJ-Verantworlichen der Gesamtcharite kann man das hoffentlich wieder ändern, denn das Geld dafür ist ja da!! Das liegt nun aber in Eurer Hand.
Ich könnte mir vorstellen, daß einer der Vorrezensenten mit superschlechter Bewertung a) wirklich Pech hatte mit seinen Assistenzärzten, oder b) sich übereifrig und gleichzeitig unfähig angestellt hat, so daß man ihm/ihr tatsächlich keine Punktionen etc. überlassen konnte. Daß man "nichts" machen kann/darf, ist nicht zutreffend. Wer sich halbwegs überlegt und kompetent verhalten hat, durfte auch entsprechend viel machen.
Alles in Allem - überraschenderweise! - ein empfehlenswertes und lehrreiches Tertial!
Bewerbung
Über das PJ-Büro innerhalb der Frist, Stationseinteilung zwei Wochen vorher durch Anruf im Lehrsekretariat bzw. vor Ort in der Einführung mit Prof. Somasundaram.