Jedem, der Wert auf eine gute fachliche und praktische Ausbildung in einem sehr freundlichen und kollegialem Umfeld legt, kann ich Emden nur empfehlen.
Zum einen war die Organisation sehr gut. Die Unterbringung im Wohnheim war unkompliziert und am ersten Tag gab es eine sehr ausführliche Einführung über den Ablauf des PJ's und über das Krankenhaus an sich. Nachdem ich dann meine Dienstkleidung und gefühlt 100 Schlüssel erhalten hatte wurde ich vom Chefarzt der Abteilung sehr nett begrüßt und auf eine Station eingeteilt. Bei organisatorischen Fragen oder Problemen konnte ich mich dann jederzeit an die Personalabteilung wenden oder im PJ-Leitfaden nachschlagen. Zusätzlich gab es noch jeden Monat einen festen Termin um eventuelle Kritikpunkte mit dem PJ-Beauftragten in der Gruppe besprechen zu können.
Die klinische Arbeit und der regelmäßige Unterricht sind für mich die größten Pluspunkte in Emden. Auf der Station habe ich anfangs Zugänge gelegt, Blut abgenommen und bin mit auf Visite gegangen. Relativ schnell konnte ich dann aber auch schon eigene Patienten supervidiert betreuen, Untersuchungen anfordern, die Ergebnisse selbst befunden und Briefe schreiben. Ich habe mich sehr schnell als "richtiger" Mitarbeiter gefühlt und nicht wie "das fünfte Rad am Wagen". Das lag auch zu einem großen Teil an den sehr netten und engagierten Assistenzärzten und Pflegekräften. Die Assistenten nahmen sich fast immer die Zeit mir die Patienten, bzw. deren Erkrankungen und Therapie zu erklären und übten mit mir an Fallbeispielen. Ein besonderes Highlight waren dann noch die Chefarztvisiten, die teilweise über eine Stunde länger dauerten, da in der Visite oft mehrere wichtige Erkrankungsbilder sehr ausführlich erklärt wurden. Über den Stationsalltag hinaus hatte ich zusätzlich die Gelegenheit bei den ebenfalls sehr engagierten Oberärzten weitere diagnostische und therapeutische Verfahren kennenzulernen und zu üben. Das Spektrum reichte hier von endoskopischen Untersuchungen, über Ergometrien und Echokardiographien, bis zu diagnostischen und therapeutischen Sonographien. Praktisch konnte ich so neben Zugängen und arteriellen Punktionen zum Beispiel auch einige Male einen Aszites unter sonographischer Kontrolle punktieren. Zur jederzeit war es zudem möglich in die Zentrale Patientenaufnahme zu gehen. Hier konnte ich sehr gut die Anamnese und Körperliche Untersuchung in der Inneren Medizin üben. Meistens war es auch möglich, dass ich zuerst alleine einen Patienten untersuchen konnte um dann meine Verdachtsdiagnose mit dem Assistentsarzt zu besprechen. Sehr lobenswert ist auch der nachmittägliche Unterricht, der viermal in der Woche fast ohne einen Ausfall stattfand. Dieser ist zwar gänzlich freiwillig aber sehr zu empfehlen. Es waren fast alle Fachrichtungen vertreten und neben theoretischen Vorträgen wurden oft auch Patienten vorgestellt und voruntersucht, sowie Untersuchungsmethoden geübt.
Die Zeit außerhalb der Klinik empfand ich auch als sehr schön. Das Wohnheim an sich war zwar eher rustikal eingerichtet, aber das Zusammenleben mit den anderen Studenten und Auszubildenen war super. Man hat abends zum Beispiel zusammen gekocht, Spiele gespielt oder schöne Ausflüge gemacht. Die Atmosphäre war ähnlich der auf einer Klassenfahrt. Emden als Stadt und viel mehr die Umgebung bieten auch zahlreiche Ausflugsziele. Wobei gutes Wetter auf jeden Fall von Vorteil ist. Die Nordsee ist ungefähr 20 min mit dem Auto entfernt und innerhalb einer Stunde kann man mit der Fähre zum Beispiel nach Borkum fahren. Mein persönliches Freizeithighlight war dann noch die Teilnahme am Drachenbootrennen am Delft mit dem Klinikum Emden Team Boot 2. Langeweile trat bei mir auf jeden Fall nicht auf.
Insgesamt habe ich in Emden sehr viel gelernt, wesentlich mehr Sicherheit im klinischen Alltag erlangt und viel Spaß gehabt und neue Erfahrungen gesammelt.