Unser Tertial fiel leider in eine Umstellungsphase, sodass wir zu Beginn nur 3 PJler waren. Normalerweise tummeln sich immer 8 PJler in der Chirurgie in Hohenlind. Das führte dazu, dass ich den ersten Monat (nach Visite um 7 und Frühbesprechung um 8) nahezu komplett im OP verbracht habe, da meine beiden Kommilitonen nicht so OP-affin waren. Ich, als chirurgisch-interessierter Student, hatte meinen Spaß und durfte relativ schnell im OP mitarbeiten (Lagern, Nähen) und habe auf Nachfrage auch alles erklärt bekommen. Die Stimmung im OP ist wirklich nett und ich habe selten so nette OP-Schwestern kennengelernt. Auch von denen konnte man noch vieles lernen. Mir hat am Haus gut gefallen, dass dort Viszeral-/Gefäß- und unfallchirurgische Eingriffe unter dem Dach einer Klinik stattfinden. Man hat also die allermeisten Standardeingriffe (und damit prüfungsrelevanten Eingriffe) relativ schnell gesehen. Der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf der viszeralen Tumorchirurgie. Mein persönliches Hightlight war eine Resektion eines Übergangskazinoms des Magens als Zweihöhleneingriff.
Die Zeit im OP war wirklich gut. Insgesamt war das Tertial allerdings eher nicht so gut. Auf Station ist man für die Blutabnahmen und die Verbände zuständig, während sich die armen Assistenten fast ausschließlich um den Administrativen Kram kümmern. Die sind heillos überlastet und haben kaum Zeit und einige waren auch nicht willens viel zu erklären. Wie man einen Verband macht, haben wir in der letzten Woche in einer Fortbildung durch die Wundschwester erfahren, die wir uns selbst organisiert hatten. Ein bemühter Assistent hat in seiner Freizeit zwei Fortbildungen zu Gelenkuntersuchungen gehalten. Außerdem hat ein bemühter Oberarzt noch Fortbildungen zum Thema Aufklärung und Schilddrüse gehalten. Da ich auf der P-Station war, konnte ich ziemlich viele Abdomensonos selbstständig durchführen, was noch positiv zu erwähnen wäre.
Man ist zwei Wochen in der Ambulanz eingeteilt. Hier untersucht man die Patienten weitgehend selbstständig und stellt sie danach dem Assistenten vor, der das weitere Vorgehen entscheidet. In diesen zwei Wochen konnte man relativ viel selbstständig arbeiten und hat einiges im learning-by-doing gelernt.
Hohenlind als Haus ist aber für PJler absolut zu empfehlen. Essen frei, Kleidung gestellt, 300 € Zahlung ohne Probleme und sehr nettes Arbeitsklima. Donnerstags ist immer Hausfortbildung interdisziplinär von allen Kliniken. Die waren meist sehr gut. Außerdem gibt es eine wöchentliche Radiofortbildung vom dortigen, sehr netten Chef.
Als wir zu dritt waren, hatten wir keine Dienste zu besetzen. Später als wir dann zu acht waren, hat sich die ganze Situation etwas entspannt. Es muss unter der Woche ein Spätdienst besetzt werden, der von 12-20 Uhr geht. Ausgleich gibt es keinen. Am WE muss der Dienst von 8-16 Uhr besetzt werden und man kriegt einen Ausgleichstag. Wenn die Stationsarbeit erledigt ist und alle OPs besetzt sind und der Dienst-PJ anwesend ist, kann man sich aber auch sinnvoll organisieren und seine Freizeit besser verbringen als Arztbriefe schreibend.
Fazit: Ich als chirurgie-interessierter PJ konnte viel im OP sehen und in der Ambulanz mitarbeiten. Assistenten sind eigentlich nett, aber stark überlastet.