Innere:
für das Innere-Tertial wird man einer Abteilung fest zugeordnet. Wenn's genügend PJler gibt, die parallel Innere machen, ist ggf. ein Tausch der Schwerpunkte möglich. In der Regel ist (wird) man jedoch für die gesamte Zeit festgelegt.
Verpflichtend ist für jeden eine 14tägige Rotation auf die Innere Intensiv (nur Tagdienste). Wer möchte knn außerdem noch einmal zwei Wochen in eine andere Abteilung hineinschnuppern (nach eigener Wahl) - muss man aber nicht.
In der Nephrologie ist man überwiegend auf Station eingeteilt. Man kann mal tage- oder stundenweise in die Dialyse hineinschnuppern oder Patienten in die Ambulanz zur Nierenbiopsie begleiten - hauptsächlich macht man jedoch Stationsarbeit mit den Assistenzärzten. Begonnen wird um 7.30. Die Ärzte sind aufgeteilt in Früh- und Spätdienst. In der Regel wird's erst so richtig produktiv, wenn auch der Spätdienst da ist. Gegen Mittag sind jeweils Oberarzt- oder Chefvisiten bzw. Abteilungsbesprechungen. Abgesehen von diesen Terminen bekommt man die "Nicht-Stationsärzte" jedoch kaum zu Gesicht. Ich persönlich hatte nicht das Gefühl, als sei dem Chef mir gegenüber viel an Wissensvermittlung gelegen (den Stationsärzten hingegen schon - super nett!). Seltsamerweise haben die Würzburger Blockpraktikanten, die zwischendurch mal für zwei Wochen da waren ungefragt eigene Fallbesprechungen mit dem Chef bekommen. Lag doch wohl nicht an mir?
Blutabnehmen erfolgt auf der Station durch Pflegepersonal. Lediglich bei "schwierigen" Fällen wird dann doch einmal der PJler gebeten. Sonst: viel Kurvenvisite und Medikationsadaptation sowie Arztbriefe schreiben. Punktionen/Shaldon/Stanzbiopsie blieb mir verwehrt (ich stand noch eine Reihe hinter den Assistenzärzten und selbst die kamen in den drei Monaten kaum zum Zuge). Mittagspause ist täglich sichergestellt. Nachmittags dann meist ein bis zwei Neuaufnahmen (Anamnese, Untersuchung, EKG, Anordnungen vorbereiten).
Alles in allem war die Zeit ganz ok. Vor allem die Stationsärzte haben's zwischenmenschlich und lehrtechnisch nach oben gezogen.
Über Sinn oder Unsinn der Intensiv-Rotation lässt sich streiten. Ich war vorher schon mal auf der Anästhesie-Intensiv und fand's dort besser. Bei den Internisten wechselt täglich die Schichtbesetzung, d.h. die Ärzte kennen einen meist nicht und entsprechend wenig strukturiert ist die Ausbildung. Außerdem kennen sie aus dem gleichen Grund teilweise die Patienten nicht und haben entsprechend doppelte Workload. Einigen PJlern, die sich zum Mittagessen verabschiedet haben gab man mit auf den Weg: "du kannst danach auch gehen, wenn du magst". Mein Tipp: nutzt die Zeit um den Horizont zu erweitern und hängt euch an einen der Physio-/Atmungstherapeuten. Gerade letztere haben von differenzierter Beatmungstherapie und Weaning ohnehin mehr drauf als die Assistenzärzte... Oder geht mit den Neurologen zu den Stroke-Patienten (Stroke-Unit = gleicher Flur). Oder holt euch den Notarzt FunK (s.u.)
Was man sonst macht/lernt/darf hängt sehr vom eigenen Vorwissen und dem Schichtplan der Ärzte (Fluktuation, s.o.) ab. Von "Po Plattsitzen und Kurvenschreiben" bis ZVK, Kardiovertieren, Pleurapunktionen.
Krankenhaus allgemein:
Unterbringung im Wohnheim auf der anderen Straßenseite. Zimmer mit eigenem Kühlschrank und Waschgelegenheit. Gemeinschaftsküche, Wasch-/Trockenraum mit Waschmaschine und Einzeldusche auf jeder Etage. WLAN-Flat über Klinikhotspot für PJler kostenlos. DVB-T-Empfang möglich.
Parkkarte für PJler kostenlos.
Monatlich 90 Euro Essensgeld (wird alle vier Wochen auf entsprechende Magnetkarte gebucht) - das reicht locker um reichlich satt zu werden und auch die Stationsärzte mal mit Kaffee oder Süßigkeiten aus der Kantine zu versorgen! Bei vielen PJlern staut sich über die Monate sogar eher Guthaben auf.
Die Kantine bietet Frühstück und Mittagessen (mehrere Gerichte zur Auswahl+ Salatbar), schließt aber schon um 15 Uhr, am Wochenende lediglich Frühstück.
Studientage wurden seitens der Uni Bonn abgeschaft. Stattdessen ist nun ja eine Stunde Lernzeit täglich vorgesehen. Das ist unpraktikabel und wird entsprechend auch flexibel gelöst.
Die Fortbildungen finden Mo-Mi (16.00-17.30) sowie Do (14.00-15.00) statt und rotieren thematisch durch die Abteilungen. Die Teilnahme ist verpflichtend und kann in Absprache mit den jeweiligen Chefs meistens entsprechend als "Plus-Stunde" gesammelt werden. Inhaltlich sind die Fortbildungen in aller Regel sehr empfehlenswert und werden meist von den Chefs oder Oberärzten persönlich durchgeführt. Darüber hinaus gibt's seitens der einzelnen Kliniken immer wieder auch Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, an denen man bei Interesse kostenlos teilnehmen kann.
Um die monatlich 400 Euro zu erhalten müssen pro Tertial ca. acht Dienste in der Notaufnahme geleistet werden (16-24 Uhr). Dafür gibt's dann auch entsprechenden Freizeitausgleich. Die Einteilung machen die PJler in Eigenregie (wg des Freizeitausgleichs ist Rücksprache mit dem Chef der eigenen Abteilung anzuraten). In der Notaufnahme arbeitet man zusammen mit den diensthabenden Ärzten hauptsächlich die internistischen Fälle ab. Die Spanne reicht von "über die Schulter schauen" bis "Komplettabfertigung". In der Regel ist es aber auch immer möglich bei interessanten Fällen der anderen Disziplinien tätig zu werden.
Unabhängig vom aktuellen Tertial/Fach dürfen alle PJler nach kurzer Einweisung auch Notarztdienste auf einem der beiden NEF mitfahren, sofern der Praktikantensitz nicht durch einen ärztlichen "Notarzt in spe" belegt ist (das ist er nach 16 Uhr und am Wochenende fast nie). Für Mitfahrten während der Regelarbeitszeit muss man das im Vorfeld natürlich noch zusätzlich mit dem eigenen Chef klären. Auch hier reicht die Spanne des Möglichen vom "über die Schulter schauen" bis zur "Komplettabfertigung" (mit bestätigendem Kopfnicken durch den Notarzt, versteht sich). Wer viel notfallmedizinische Kompetenz aufbauen möchte: In den ersten Wochen mit verschiedenen Notärzten mitfahren, dann bekommt man recht schnell raus, mit wem man auf einer Wellenlänge ist und wo man selbst aktiv sein kann/darf/möchte.
Auch sonst herrscht im Haus den PJlern gegenüber fast überall große Freundlichkeit, Offenheit und Lehrwille. In der Regel ist es überhaupt kein Problem auch mal stundenweise in die Ambulanzen/OPs anderer Abteilungen zu gehenen (manch einer soll auch mal ganze zwei Wochen am Stück ein "viertes Fach" gemacht haben). Und obwohl das Haus mit über 900 Betten ja recht groß ist, hat man spätestens zur Hälfte der Zeit auch das Gefühl überall jemanden zu kennen (allein schon durch die Chef-/Oberarztkontakte aus den Fortbildungen und die Notaufnahmedienste), den man im Zweifelsfrei ganz unbefangen fragen kann und darf.
Wer die 400 Euro aufstocken möchte, der kann zusätzlich OP-Rufdienste übernehmen (ca. 16-7 Uhr, ca. 100 Euro pro Dienst - egal ob gerufen oder nicht, dafür jedoch kein Freizeitausgleich).
Ãœber die Stadt:
Lüdenscheid ist für Sauerländer Verhältnisse wahrscheinlich Metropole, wer von der Rhein-Schiene (Köln/Bonn) kommt, der wird darüber bestenfalls schmunzeln können. Es gibt zwar alles, was es zum (Über-)Leben braucht, aber die Fußgänerzone ist recht übersichtlich und ab spätestens 20 Uhr ist in der Stadt nichts mehr los. Für die Freizeitgestaltung gibt's u.a. zwei Kinos, das sog. "Kulturhaus" (Theater, Konzerte, Lesungen,...) und für Sportliche ein ordentliches Schwimmbad. Sportlich unterwegs kann man auch ausgiebig zu Fuß oder mit dem Mountainbike sein - aber dann geht es beständig auf und ab.
Im Winter besteht Schneegarantie. Einen Ski- und Rodelhang gibt's in der Stadt, wer Richtig abfahren will muss sich aber ins Auto setzen und noch etwas weiter ostwärts fahren. Das funktioniert (mit Winterreifen) aber auch noch bei 40 Zentimetern, denn im Gegensatz zur Kölner Bucht bricht der Verkehr bei Schneefall nicht zusammen ;-)
Größtes Manko ist sicherlich die ÖPNV-Anbindung an die übrige Zivilisation. Aktuell ist Bahnanbindung nur über Hagen (2x/Std., jeweils rund 45 Minuten je Strecke) gegeben. Am Lückenschluss Meinerzhagen-Marienheide und der direkten Durchbindung der RB25 vom Kölner Hbf wird aktuell gearbeitet (Fertigstellung noch unklar).
Mit dem Auto geht's über A45/A4 in rund einer Stunde nach Köln/Bonn - und i.d.R. auch ohne Stau.
Bewerbung
In den letzten Jahren immer weit weniger Interessenten als Plätze. Daher wohl unproblematisch. Kontakt zum Studierendensekretariat ist auf der Homepage zu finden: www.maerkische-kliniken.de
Wer sich im Anschluss an das Examen für zwei (?) Jahre an das Klinikum bindet, kann rückwirkend nochmal Zusatzprämien für die PJ-Zeit erhalten.