Ich hatte mich, in der Hoffnung dort viel zu lernen und eine gute Arbeitsatmosphäre zu haben, absichtlich für ein Tertial in einem peripheren Haus entschieden und wurde dafür voll und ganz belohnt.
In der Inneren war ich der erste und einzige PJler in diesem Jahr und dementsprechend eine Rarität.
Das bedeutet, dass die Arbeitsabläufe im Haus auf ein Leben ohne PJler ausgelegt sind und viele der normalen PJ-Aufgaben nicht gemacht werden müssen (aber dürfen). Beispielsweise gibt es einen extra Dienst für Blutentnahmen, als PJ wurde ich nur dann angefragt, wenn die Arzthelferin kein Blut bekommen hat oder keine Viggo legen konnte.
Man hat sehr große Auswahlmöglichkeiten in Bezug auf die eigene Arbeit und kann sich eigentlich aussuchen, ob man den Tag auf der Station, der Intensiv, in der Notaufnahme, im Katheterlabor oder in der Funktionsdiagnostik verbringt. Egal wo ich war, ich habe fast ausschließlich sehr nette Leute vorgefunden, die auch Spaß daran hatten mir etwas zu zeigen und zu erklären. Diese Lehr-Bereitschaft aller Ärzte gleicht den nicht vorhandenen PJ Unterricht in meinen Augen mehr als aus.
Wenn man etwas Initiative zeigt und sich einbringt, kann man im Plattenwald wirklich extrem viel lernen und auch selber machen. Als Beispiel kann ich inzwischen recht passable Herzechos machen und habe diese auch, mit einem Oberarzt hinter mir, komplett selber durchführen und befunden können. Letztendlich habe ich hier die Arbeit eines Stationsarztes machen können und doch immer jemand im Hintergrund als Backup gehabt.
Der Kontakt zu Ärzten/Innen bis hin in die Chefetage und zum Pflegepersonal war wirklich durchweg positiv.
Die Arbeitszeiten sind flexibel und man kann sich auch mal kurzfristig frei nehmen, wenn man einen Termin hat oder lernen will.
Gewohnt habe ich zusammen mit 3 Chirurgie-PJlern im Wohnheim, dort wohnen auch einige der jüngeren Assistenzärzte und wir hatten hier wirklich viel Spaß in unserer WG und in der Sauna, dem Schwimmbad und der Kegelbahn, die sich alle im Wohnheimkeller finden.
Von den 600 € die man bekommt gehen 221 € für das Zimmer (Einzelzimmer oder 2er Appartement) ab. Das passable Mittagessen kostet 3,25 €.
Bad Friedrichshall ist jetzt nicht unbedingt der Nabel der Welt (dafür auch die einzige 2), aber durch die Nähe zu Heidelberg (45 min. mit dem Auto) könnte man theoretisch pendeln oder eben sich eine gute Zeit dort machen und am Wochenende nach Hause fahren.
Pro:
- extrem gutes Arbeitsklima
- sehr lehrfreudige (Ober-) Ärzte/Innen
- viel praktisches Lernen
- Einbindung in den kompletten ärztlichen Arbeitsalltag
- flexible Arbeitszeiten
- flexible Wahl des Einsatzortes
- saubere und große Wohnheimzimmer (jedes mit Balkon!)
- Sauna, Schwimmbad, Kegelbahn
Contra:
- peripher gelegen (und das ist für mich wirklich das einzige Contra)
Fazit:
Einen besseren Start in das PJ hätte ich mir nicht wünschen können.
Ich bin kein Internist und werde es auch nicht mehr werden, dennoch habe ich hier extrem viel gelernt und eine sehr gute Zeit gehabt!
Wenn ihr Lust auf ein spaßiges und entspanntes Tertial habt und dennoch wirklich was lernen wollt, dann seid ihr hier richtig... Top!
Die Noten habe ich übrigens nicht im Rausch verteilt, die sind tatsächlich alle genau so gemeint.