Als ich vor dem Studium zum Auswahlgespräch eingeladen und gefragt wurde, welche Fachrichtung ich später ergreifen will, war meine Antwort Anästhesiologie. Über die Semester und nach einem sehr enttäuschenden Praktikum an einem großen Klinikum, änderte sich dieser Wunsch allerdings.
Mein Grundinteresse jedoch blieb und auch die Lust praktisch tätig zu sein, Flexülen zu legen, zu intubieren, zu narkotisieren und vielleicht auch notfallmedizinische Einblicke zu gewinnen. Also entschloss ich mich dem Ganzen in einem Tertial meines praktischen Jahres eine weitere Chance zu geben.
Ich habe mich dann ganz bewusst für ein kleineres Haus entschieden und um dem Ganzen ein wenig vorzugreifen, ich habe meine Wahl nicht eine Sekunde bereut.
Schon im Vorfeld bekam ich rechtzeitig Post mit Infos und einen Anruf aus dem Personalbüro um offene Fragen zu beantworten.
Zu Beginn meines Tertials nahm mich der Chefarzt freundlich in Empfang, stellte mich vor und erklärte mir den ungefähren Ablauf. 7 Wochen OP, 7 Wochen ITS und 2 Wochen Notfallambulanz, mit der Möglichkeit an Notarzteinsätzen teilzunehmen.
Während meiner Zeit im OP wurde ich jeden Tag zur Frühbesprechung einem Arzt bzw. Saal zugeteilt, wobei ich selber mitentscheiden konnte. So war ich immer bei verschiedenen Eingriffen zugeteilt (Orthopädie/ Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie, Gynäkologie), mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und in wechselnder Betreuung. Das Team ist gut gemischt und besteht zu gleichen Teilen aus jungen Assistenzärzten und erfahrenen Fachärzten. Das Klima habe ich immer als sehr warm und freundlich empfunden. Man hilft sich gegenseitig, wird nach und nach mit immer verantwortungsvolleren Aufgaben betraut und hat dabei nie das Gefühl allein ein Problem lösen zu müssen. Was mir besonders wichtig war –ich habe mich nie überflüssig gefühlt und konnte meine Fragen immer loswerden. Im OP habe ich mich um das Anästhesieprotokoll gekümmert, jede Menge Flexülen gelegt, eingeleitet, intubiert, die Beatmung eingestellt, Maskenbeatmungen durchgeführt, den Patienten während des Eingriffs überwacht und ausgeleitet. Ich habe bei peripheren Nervenblockaden assistiert und wurde schnell mit den Medikamenten zur intraoperativen Pharmakotherapie vertraut. Mein persönliches Highlight waren Spinalanästhesien die ich setzen durfte, Narkosen bei Kindern und die Anästhesie bei Schwangeren zur Sectio.
Danach wechselte ich auf die ITS. Hier gab es zunächst nur eine feste Aufgabe und die war der körperliche Status der Intensivpatienten. Was zunächst nicht sehr spannend klang, entpuppte sich schnell als Möglichkeit die Patienten und ihre Krankheitsbilder genau kennenzulernen und den Verlauf zu verfolgen. Ich lernte arterielle und zentralvenöse Zugänge zu legen und durfte an vielen diagnostischen Untersuchungen teilnehmen. Alle Fälle wurden in kleinerer Runde zu den Übergaben besprochen und für schwere Verläufe konnten wir uns mehr Zeit nehmen. Insgesamt war die Arbeit auf Intensivstation ein sehr facettenreicher Mix aus Theorie und Praxis und eine Herausforderung für die eigene Psyche, bei der Betreuung von Schwerkranken.
Abwechslung brachten auch die Notarzteinsätze bei denen ich hospitieren durfte, sowie der zweiwöchige Dienst in der Notaufnahme. Hier war die Betreuung und das Miteinander ebenfalls sehr gut und ich habe sehr viel gesehen, gemacht und gelernt.
Also, wer eine nette Atmosphäre und gute Betreuung sucht, der ist in der Anästhesie in Freital bestens aufgehoben.
Hinzu kommt das es eine Aufwandsentschädigung gibt, man darf natürlich auch Mal eher gehen, das Mittagessen ist reichhaltig und im blauen Kassack sieht man wirklich schick aus.