Eigentlich hatte ich mich sehr auf mein Tertial in der Inneren Klinik des Elisabeth-Krankenhauses gefreut, zumal die Innere Medizin zu meinen größten Interessensgebieten zählte und die Elisabeth-Klinik bisher durch positive PJ-Bewertungen und einen gut organisierten Rotationsplan (Rettungsstelle – Station-Endoskopie) hervorstach.
Dementsprechend ging ich mit hoher Motivations ins Tertial – die bedauerlicherweise nicht lange anhielt.
Station:
Der PJ-Tagesablauf besteht im Wesentlichen aus Blutabnahmen, Aufklärungen (für Endoskopien, Punktionen,...), Schellong-Tests, Zahlenverbindungstests, Erhebungen des Mini-Mental-Status und Telefonaten (Vorbefunde von Hausärzten einholen). An Tagen, an denen besonders viel zu tun ist bzw. andere Pjler aufgrund Krankheit / Studientagen ausfallen, kann es auch gut sein, dass man auch auf andere Stationen geschickt wird um dort bis mittags Blut abzunehmen – ohne an einer Visite teilgenommen zu haben.
Bei den Stationsvisiten (sofern sie nicht nur am PC durchgeführt werden) wird leider kaum erklärt und der PJler des öfteren einfach für nachgemeldete Blutentnahmen / fehlende Aufklärungen weggeschickt. In Diagnostik und Therapieplanung wird man kaum miteinbezogen, Möglichkeit zum Erlernen praktischer ärztlicher Tätigkeiten (z.B. Erstellen von Therapieplänen, Durchführung von Pleurapunktion, Knochenmarkspunktion, Sono) ist fast nicht gegeben, mit viel Glück darf man vielleicht mal eine Aszitespunktion durchführen.
Die Ärzte verbringen täglich Ihre Pause mit einem gemeinsamen Frühstück, als PJler ist man davon selbstverständlich ausgeschlossen und hat währenddessen Blutentnahmen bzw. andere Stationsarbeiten zu erledigen.
Schafft man es neben den vielen Blutentnahmen auf den Stationen nicht mehr, auch noch rechtzeitig die Flexülen bei Patienten zu legen, bevor diese in die Endoskopie abgerufen werden, während die Ärzte noch beim Frühstück sitzen, darf man sich hinterher auch noch Vorwürfe anhören – oder muss runter in die Endoskopie um dort Flexülen nachzulegen.
Nachmittags werden die liegengebliebenen Tests / Telefonate erledigt. Lerneffekt? Quasi nicht vorhanden.
Eine Ausnahme bildet die wöchentliche Chefarztvisitite, wenn auch betont hierarchisch geführt (Hauptaufgabe des Pjlers: Akten beschaffen und Labor im PC aufrufen), besteht hier zumindest in sehr begrenztem zeitlichem Umfang die Möglichkeit Fragen zu stellen und Pathophysiologien zu beprechen.
Der Eindruck, dass Pjler von der großen Mehrheit der Ärzte im Elisabeth-Krankenhaus eher als billige Arbeitskraft für ungeliebte Stationsarbeiten denn als zukünftige Kollegen, die in wenigen Monaten selbstständig arbeiten sollen, angesehen werden, ließ sich leider kaum verleugnen.
Endoskopie
In der Endoskopie besteht theoretisch die Möglichkeit, Echos, Sonos, Punktionen (Pleura, Knochenmark, Leber,...) und Endoskopien anzusehen. Theoretisch – denn in der Praxis wird man von den Endoskopieschwestern einem Raum zugeteilt und verbringt den Tag damit, bei zig Kolos und Gastros Propofol zu spritzen, Patienten an den Monitor anzuschließen, Protokolle auszufüllen, Medikamente aufzuziehen, Patienten von Station abzurufen, Betten zu schieben oder sich in Flächendesinfektion zu üben.
Rettungsstelle
Der Einsatz auf der RST verläuft, je nachdem welcher Arzt gerade Dienst hat, sehr unterschiedlich, insgesamt war es jedoch die lehrreichste Zeit.
Hier trafen wir sogar erstmals auf einen Arzt, der sich aktiv darum bemüht zeigte, uns etwas beizubringen, mit uns sowohl Patienten als auch Diagnostik und Therapie ausführlich besprach und sich sogar bereit zeigte, mal selbst auf den Stationen Blut abnehmen zu gehen, sodass wir uns der Aufnahme von Patienten und Planung des Procederes widmen konnten. Leider ein Einzelfall in diesem Haus.
Positiv hervorzuheben sind jedoch auch die Pflegekräfte in der Ambulanz, diese verhielten sich uns Pjlern gegenüber stets sehr freundlich und hilfsbereit.
Die Pjler müssen sich in der Ambulanz für übrigens für den Früh- und Spätdienst aufteilen, falls ein Dienst fehlt, wird mit „Meldung an den PJ-Beauftragten“ und „ernsthaften Konsequenzen“ gedroht, dafür, dass einige Studenten neben dem PJ arbeiten müssen, wird herzlich wenig Verständnis gezeigt.
Studientage dürfen nicht gesammelt werden und während der Weihnachtszeit / Silvester ist es nicht gestattet, Urlaubstage zu nhemen, die Zwischenfeiertage müssen durch PJler besetzt werden.
Fortbildungen
Von der Inneren werden offiziell 2 Fortbildungen angeboten – ein EKG-Kurs und eine Innere-Fortbildung.
Der EKG-Kurs ist zwar sehr gut, hat aber im gesamten Tertial nur ein einziges Mal stattgefunden, die Innere-“Fortbildung“ besteht darin, dass sich die Pjler von Station gegenseitig einen Patienten vorstellen und (falls anwesend) ein mehr oder weniger desinteressiert danebensitzender Stationsarzt ab und an einen Kommentar einwirft. Daneben gibt es noch vereinzelte Ärzte-Fortbildungen (Raucherentwöhnung, Adipositas,...), alles in allem ist die Lehre in der Inneren jedoch leider nicht mehr als ein (schlechter) Witz.
Die einzige wirklich sehr gute und lohnenswerte PJ-Fortbildung, die auch regelmäßig stattgefunden hat, stammt von einer anderen Fachdisziplin, nämlich der Radiologie.
Fazit:
Ehrlich gesagt ist es mir ein absolutes Rätsel, warum das Innere-Tertial in dieser Klinik in der Vergangenheit ein so gutes Ranking hatte – weder die Lehre noch das Arbeitsklima stimmen. Das PJ in der Inneren der Elisabeth-Klinik ist m.E. exemplarisch für die so oft beklagte Ausbeutung von PJlern, mit „Ausbildung“ hatte die Zeit, die wir dort verbrachten, wirklich nicht viel zu tun.
Eine Möglichkeit für die vielen positiven Bewertungen in der Vergangenheit wäre der recht häufige Personalwechsel im Haus, die zweite, dass man in der Inneren der Elisabeth-Klinik zwar nichts lernt, aber i.d.R. wenigstens pünktlich nach Hause (gegen 15-16 Uhr) kommt, was für diejenigen, die mit der Inneren sowieso überhaupt nichts anfangen können, als Vorteil gesehen werden könnte.
Wer sich für ein Innere-Tertial an der Elisabeth-Klinik entscheidet, dem sollte jedenfalls klar sein, dass er hier mehr zum Arbeiten denn zum Lernen ist und auch nicht sonderlich viel Wertschätzung / Dankbarkeit für die übernommene Arbeit erhalten wird.
Ich kann leider defitiv keine Empfehlung für das Innere-Tertial an diesem Haus aussprechen und bin froh darüber, dass ich zumindest in meinen beiden vorhergehenden Tertialen die Möglichkeit besaß, mich effektiv fachlich weiterzubilden und sinnvoll auf meine spätere Tätigkeit vorzubereiten.