Als ich meinen Zulassungsbescheid für das Evangelische Elisabeth Klinikum bekommen hatte, habe ich mich wirklich sehr gefreut. Innere Medizin ist eines der wichtigsten Fächer in unserem Studium, eines der Hauptanteile des Hammerexamens und nicht zuletzt auch für jedes andere Fach essentiel.
Mir war es wichtig vor dem Examen in meinem PJ-Tertial eine gute Ausbildung zu erhalten und legte deswegen bei meinen Loswünschen das Hauptaugenmerk auf gutes Arbeitsklima und fundierte Ausbildung. Mit dem Losergebnis Elisabeth-Klinik dachte ich eigentlich damit einen Volltreffer gelandet zu haben.
Leider wurde ich nicht nur sehr bald, sondern auch wirklich hart enttäuscht.
Tätigkeiten/Arbeitsklima auf Station:
Auf Station ist die Haupttätigkeit Blutabnehmen und Flexülen legen. Das ist nicht sonderlich verwunderlich und bestimmt auch in keinem Haus anders. Uns PJlern ist natürlich bewusst, dass diese Aufgaben zu unseren Hauptaufgaben zählen und das möchte ich auch nicht kritisieren. Jedoch das Gefühl zu bekommen NUR dafür da zu sein ist schon etwas anderes.
Uns wurde nicht Bescheid gegeben wenn die Visite begonnen wurde (wenn sie nicht sowieso ohne uns vor dem PC stattfand), wenn wir es tatsächlich noch rechtzeitig geschafft haben daran teilzunehmen wurde nur auf Nachfragen erklärt, ansonsten waren wir eigentlich dafür da mitzuschreiben oder die Laborbefunde aufzumachen.
Fehlte ein PJler auf der anderen Station wurde man als "Blutabnehmer" für beide Stationen eingesetzt und durfte sich auch noch anhören wie unverschämt das wäre, dass 2 Studenten gleichzeitig fehlen würden (krank, Studientag). Gleichzeitig versammeln sich alle Ärzte gemütlich zum Frühstück und beschweren sich zusammen über die "unverschämten PJler" denen man man zeigen müsste "wo ihre Aufgaben und Pflichten sind". Das einem vom Ärzteteam unter die Arme gegriffen wird, so dass man vielleicht ansatzweise an der Visite hätte teilnehmen können, Fehlanzeige. Stattdessen wurde alles bis um 11 Mittags stehen gelassen, solange eben bis ein PJler da war (der vorher die andere Station abgearbeitet hat oder von der Rettungsstelle hochgerufen wurde) der dann auch noch dazu angehalten wurde alles besonders schnell (sic!) abzuarbeiten, da die Blutwerte dringend benötigt würden.
Ansonsten wurde man auf Station als Sekretärin eingesetzt, die lästige Hausarzt/Klinikanrufe zur Unterlagenbeschaffung tätigen musste, und massenhaft Aufklärungen (rechtlich sehr fragwürdig) mit den Patienten besprechen musste.
Man fühlte sich ausgeschlossen, nicht zum Ärzteteam zugehörig und desweilen wie das fünfte Rad am Wagen. Von den Schwestern kamen dann noch Kommentare à la "bitte nicht reden", "bitte nicht hier sitzen, das ist UNSER Aufenthaltsraum" etc.
Endoskopie
Die Rotation in die Endsokopie ist an sich eine sehr gute Möglichkeit eine Vielzahl an Untersuchungen zu sehen und invasive Diagnostik in der Inneren Medizin mitzuerleben (ERCP, Knochenmarkpuntkion, Coloskopie, Herzecho etc).
In der Realität saß man allerdings den ganzen Tag in einem Kämmerchen und führte die Sedierungen durch (Propofol, Midazolam spritzen), schrieb Protokolle, schloß den Patienten an Monitore an und ab, schob Betten hin und her und half bei der Flächendesinfektion. Außer Coloskopien, Gastroskopien und einer Endo-Sonographie habe ich dort nichts gesehen. Erklärt wurde generell nichts, außer man hatte das Glück an eine nette Oberärztin zu geraten, die sich wirklich bemühte Sachverhalte zu erklären und den PJler mit einzubeziehen.
Rettungsstelle
Sehr abhängig vom betreuenden Arzt in der Notaufnahme.
Ähnlich auf der Station wurde man auch hier nicht ins Ärzteteam integriert, viele Dinge wurden nicht erklärt, nicht besprochen. Aufnahmen wurden komplett neu durchgeführt ohne den Patienten gemeinsam zu besprechen oder sich wenigstens vom PJLer vorher übergeben zu lassen.
Außerdem war es Pflicht einen Früh- und Spätdienst zu stellen. Fiel der Spätdienst aufgrund von Krankheit oder Verpflichtungen aus (und das kam im gesamten Tertial weniger als 5 mal vor) drohte man uns mit Meldung und Konsequenzen.
Trotz allem hatte ich in den letzten Wochen Glück und erlebte auch eine andere Zeit in der Notaufnahme zusammen mit zwei engagierten Ärzten die sich für die Lehre interessierten und viel erklärten, abfragten, Aufgaben übertrugen und uns ernst nahmen (leider wirklich der Einzelfall).
Trotz allem war es in der Rettungsstelle am lehrreichsten.
Fortbildungen
Das beste am ganzen Tertial ist die wirklich sehr gute und didaktisch wertvolle Fortbildung des Radiologen. Dort lernt man wirklich sehr viel.
Die EKG Fortbildung fand einmal statt und danach nie wieder.
Die internen PJ Fortbildungen waren kaum nennenswert. Die Studenten bereiten einen Patienten vor der dann den anderen Studenten vorgestellt wird. Leider war sehr oft kein Arzt dabei, und wenn, dann wurde nichts weiter zum Thema erklärt sondern nur "die Zeit abgesessen".
Zur Abdominalvisite die sicherlich sehr lehrreich wäre haben wir es keinmal geschafft (Blutabnahmen, Flexülen hatten leider Vorrang aus Sicht der Ärzte).
Auch wenn die Chefarztvisite hart ist, so lernt man doch dort mit am meisten über verschiedene Krankheitsbilder und deren Therapie.
Leider konnte man hierbei nichts vom "warmen kollegialen Klima" spüren, im Gegenteil, die Hierarchien waren klar abgesteckt und der PJler nimmt dort leider keinen hohen Rang ein..
Abschließend kann ich wirklich nur sagen, dass ich sehr enttäuscht bin. Der Lerneffekt war quasi nicht vorhanden und man wurde ausgegrenzt. Versuchte man konstruktive Kritik zu üben galt man als undankbar. Leider war unser PJ Betreuer das ganze Tertial über in Elternzeit, so dass wir auch keinen direkten Ansprechpartner hatten.