Ich habe 2 Monate meines Chirurgie-Tertials in der Kinderorthopädie des UKBB verbracht. Alles in allem war es wirklich eine supertolle Zeit! Das Team ist supernett und man lernt in kürzester Zeit richtig richtig viel.
Die Kinderorthopädie ist in 4 verschiedene Teams gegliedert (Neuroorthopädie/Knie; Fuß / Wirbelsäule und Tumor). Man ist keinem festen Team zugeteilt und hat somit die Möglichkeit das komplette Spektrum der kinderorthopädischen Krankheitsbilder und Operationen zu sehen. In den 2 Monaten, die ich dort war, habe ich eine wahnsinnige Bandbreite an Krankheitsbildern gesehen und auch sehr viel aus dem Bereich der Pädiatrie mitgenommen.
Klumpfüsse, Hüftdysplasien, Kinder mit spastischer Cerebralparese, sehr schwere Skoliosen, M.Perthes, Epiphyseolysis capitis femoris, verschiedenste Knieerkrankungen, Osteogenesis imperfecta, Achondroplasie, M.Scheuermann. verschieden Knochen- und Weichteiltumore und und und....um nur einige zu nennen.
Ein Arbeitstag läuft folgendermassen ab: Dienstbeginn ist immer gegen 07:45. Montags ist der einzige Tag in der Woche, an dem es einen Frührapport um 08:00 gibt. Hier werden die Aufnahmen vom Wochenende, die Entlassungen und die anstehenden Operationen für die neue Woche besprochen. Ausserdem gibt es immer ca. 1,5 h Fortbildung. An den anderen Tagen geht man um 08:00 entweder in die Sprechstunde oder eben gleich in den Op.
Zum Op muss man sagen, dass man eigentlich immer (!) am Tisch steht, entweder als 1. oder 2. Assistenz und hier auch keinesfalls nur dumm Haken hält. Es wird immer wahnsinnig viel erklärt und natürlich auch mal die ein oder andere (anatomische) Frage gestellt. Ausserdem macht man so gut wie immer den Wundverschluss inklusive Hautnaht. Die Stimmung im Op (und auch insgesamt im Spital) ist ausserdem in keinster Weise mit der in den meisten deutschen Op-Säalen/Krankenhäusern vergleichbar. Alle (inklusive Schwestern, Anästhesie und natürlich Ärzten) sind super nett und man wird als volles Teammitglied behandelt und respektiert. Ausserdem muss man sagen, dass selbst bei sehr langen Ops (Wirbelsäulen-Ops können auch mal 13h ! dauern), jeder darauf achtet, dass genügend Pausen gemacht werden oder man abgelöst wird, wenn man nicht mehr stehen kann.
Gegen Ende meines Tertials habe ich dann sogar (unter Aufsicht) kleinere Eingriffe wie Metallentfernungen oder Knochenresektionen komplett selbstständig operieren dürfen, was natürlich ein absolutes Highlight war!
Wenn man nicht im Op steht, ist man in der Sprechstunde, die auch wieder nach den verschiedenen Teams gegliedert ist. Hier kann man selbstständig Patienten untersuchen und sie dann dem Assistenten/Oberarzt vorstellen und gemeinsam einen Therpieplan erstellen. Den Arztbrief muss man dan natürlich auch diktieren, was anfangs unfgewohnt war, einem jedoch nach kurzer Zeit leicht fällt und einen enormen Lerneffekt hat.
Ausserdem ist man am Vormittag noch für die Aufnahme der Kinder, die am nächsten Tag operiert werden, zuständig. Auch hier arbeitet man komplett selbständig, von der Anamnese über körperliche Untersuchung bis zur Vorbereitung der Op-Aufklärung und Anordnung von Röntgenuntersuchungen. Die Patienten stellt man anschliessend wieder dem zuständigen Assistenten vor und gibt alle erhobenen Befunde noch in den PC ein (das Einzige, was ab und zu etwas aufwendig ist).
Ich hatte eigentlich immer Zeit, um in Ruhe Mittag zu essen und anschliessend noch einen Kaffee mit den Kollegen zu trinken, bei dem dann immer schön gequatscht wurde. In der Kantine des UKBB gibt es ein kleines, aber feines Essensangebot (leckere Suppen, eine Salatbar und ein warmes Tagesgericht) zwischen 7 und 9 Franken, was echt total ok war. Man hat aber auch die Möglichkeit in die Kantine des Uni-Spitals rüber zu gehn, wo das Essen mega lecker ist und es auch eine größere Auswahl gibt. Dafür gehen die Preise aber eben auch erst bei 13 Franken los.
Der Tag endet meistens so gegen 18:00, bei längeren Ops kann es zwar auch mal 21:00 werden, dafür kann man dann aber zum Beispiel am nächsten Tag früher gehn, wenn nichts mehr zu tun ist.
Zum Team muss man wirklich nochmal betonen, dass die Stimmung einfach mega gut ist. Es gibt viel flachere Hierarchien als in Deutschland und man duzt sich eigentlich durchgehend, was wirklich viel angenehmer ist. Du wirst als Unterassistent total respektiert und deine Arbeit sehr geschätzt. Und man fühlt sich nie allein gelassen, wenn man zum Beispiel bei einem Patienten mal nicht weiter kommt. Und auch wenn das Schweizerdeutsch zu Anfang natürlich ungewohnt war, hört man sich schnell rein und gewinnt sowohl die Sprache als auch die Schweizer lieb.
Als Letztes noch einige Infos zur Unterbringung und der Stadt. Ich habe im Studentenwohnheim in der Mittleren Strasse gewohnt, was echt ok war, sehr nette Leute und nur 5 Minuten von der Klinik entfernt. 600 Franken/Monat für das Zimmer ist natürlich nicht wenig, für die Schweiz aber relativ normal. Man hat ein Waschbecken im Zimmer, Küche und Dusche/WC teilt man sich mit den anderen Studenten auf der gleichen Etage. Es empfiehlt sich, sich rechtzeitig um eine Unterbringung zu kümmern, da WGs/Wohnheimzimmer in Basel knapp und auch eher teuer sind. Infos dazu gibt es auf der Homepage der Uni Basel.
Auch die Stadt ist einfach superschön!! Schöne Innenstadt mit tollen Läden, Cafes, Bars und ein super Nachtleben mit vielen Clubs, die auch meistens bezahlbar sind! Und wer kulturell interessiert ist, es gibt kaum eine Stadt mit so vielen Museen an einem Fleck.
Alles in allem bisher wirklich mein bestes Tertial!
Bewerbung
ca. 1 Jahr im Voraus, direkt bei der Sekretärin der Kinderorthopädie Moira Marzo (moira.marzo@ukbb.ch)