Ich musste gerade feststellen, dass leider relativ wenige PJler die in den letzten Jahren ihr PJ in der Neuro in Lubu absolviert haben, denen es nach meinen Infos aber fast allen gefallen hat, eine Bewertung abgegeben hatten. Ich bin selbst inzwischen Arzt und wollte meine eigene fehlende Bewertung nun wenigstens nachholen.
Insgesamt gesehen kann man jedem nur raten sein PJ in Lubu zu machen. Zumindest dann, wenn man daran interessiert ist viel für später zu lernen und fest ins Team eingebunden zu sein. Wem die Freizeit wichtiger ist, der kann sich hier zwar auch vor Arbeit drücken, wird dann aber wahrscheinlich hier später eine schlechte Bewertung einstellen, dass sich niemand um ihn gekümmert hätte, obwohl es an ihm selbst lag, dass er nichts mitgenommen hat.
Das Ärzte-Team ist sehr nett. Damit sind nicht nur die Assistenten gemeint, sondern unbedingt auch die Oberärzte, die immer daran interessiert sind einem etwas beizubringen. Und wenn man sich dann irgendwann mit den Assistenten oder Alt-Assistenten die inzwischen dort OA sind auf einer Party wiederfindet braucht man sich darüber nicht wundern. Wie immer trifft diese Bewertung nicht auf jeden einzelnen zu, aber hier auf jedenfall auf fast alle mit denen ich zu tun hatte. Der Chef (Prof. Schabet) hat eine eigene Art und Weise mit der man sich zu Anfang erst arrangieren muss. Er hat zwar auch Marotten, die anstrengend sein können, vor allem aber steht er immer hinter seinen Assistenten und freut sich ungemein über jeden PJler, der Interesse an seinem Fach zeigt. So sind seine Lehrveranstaltungen einsame Spitze. Das gilt sowohl für die Seminare zu verschiedenen Themenschwerpunkten (sehr guter Redner), wie auch insbesondere für das wöchentlich stattfindende bed-side teaching freitags um 12 Uhr. Er nimmt sich immer Zeit alles genau zu erklären und ich habe heute noch manchmal "Aha-Erlebnisse". Man merkt ihm auch wirklich an, dass Unterricht für ihn keine lästige Pflicht ist, sondern ihm vor allem Freude bereitet und er sich über jeden einzelnen freut, der zu seinem Unterricht kommt. Ist man bei ihm auf Privatstation, wird man von ihm persönlich geteached, betreut größtenteils seine Privatpatienten, schreibt die Briefe, macht Visite, meldet US an, führt Angehörigengespräche, etc. Er nimmt sich öfters dann auch nach der Nachmittagsvisite tlws. bis zu 2h Zeit die Briefe gemeinsam zu korrigieren und erklärt einem auch sonst vieles. Man muss sich allerdings darauf einstellen, dass man eben auch selbst nicht immer pünktlich nach Hause kommt, da man schließlich alles für die Patienten organisieren muss. Leider ist der bisherige lt. OA inzwischen in Rente, der die restlichen Pat. auf Privatstation betreute.
Man kann wenn man will 4 Wochen in die neurologische Notaufnahme wo man in Rücksprache mit den Assistenten oder dem OA von Anfang bis Ende selbständig Patienten betreut. (sehr zu empfehlen) oder 4 Wochen in die Neuroradiologie. Wenn man will kann man auch auf die Schlaganfallstation und auch auf Wunsch eine Woche in der Elektrophysiologie zuschauen. Man muss eben nur fragen!
Ansonsten ist man viel auf Station, darf nach RS mit dem Assistenten auf Station auch zu jedem Unterricht, wobei es auch nicht gerne gesehen wird, wenn man nur im Unterricht hockt. (Dazu hat man später im Chirurgie-Tertial sowieso noch genug Gelegenheit.)
Nach meiner pers. Erfahrung ist es leider wirklich so, dass es schwierig ist, eigene Patienten zu betreuen, wenn man ständig irgendwo im Unterricht rumgeistert, so dass im pers. Interesse davon abzuraten ist jeden Unterricht auf Teufel komm raus zu besuchen - am meisten lernt man doch beim selbständigen Arbeiten. Blutabnahmen und Viggos gehören natürlich auch dazu, obwohl es für alle Stationen Blutabnahmeschwestern gibt, die jedoch bei Krankheit oder Urlaub auch mal vertreten werden müssen.
Nach einiger Einarbeitungszeit darf man auf Nachfrage auch selbständig Patienten betreuen. Das einzige Problem ist manchmal nur, dass es nicht auf allen Stationen einen dauerhaft freien PC gibt.
Während meines Tertials kam es krankheitsbedingt zu Personalengpässen, so dass ich zusammen mit einem anderen PJler für 4 Tage die komplette Privatstation in RS mit lt. OA und Chef beackern durfte. Das war ein super Test/Erfahrung für später und wurde von allen angemessen honoriert. Hinterher wurde ich dann wieder auf anderen Stationen eingesetzt, wo ich dann auch einige Patienten gleichzeitig eigenständig betreuen durfte.
Die mit Abstand beste Zeit verbrachte ich in der Notaufnahme, in der ich sehr viel gesehen, gelernt und auch vor allem komplett eigenständig arbeiten durfte. (dasselbe gilt übrigens für die Innere Notaufnahme Zeit) Besonders zu empfehlen ist es auch Nachtdienste mitzumachen.
Wir 2 PJler wurden vom Chef dann sogar auf den Neurointensiv-Kongress in Mannheim eingeladen und verbrachten dort während des nächsten Tertials 3 lehrreiche Tage.
Soweit ich weiß ist die Besetzung inzwischen auch wieder deutlich entspannter, so dass die Assistenten bestimmt noch mehr erklären werden ... :)
Insgesamt gesehen kann ich das Tertial auf jedenfall weiterempfehlen.