Zusammenfassend ein sehr empfehlenswertes Haus/Tertial.
Organisation: Es gibt eine feste Ansprechpartnerin (Sekretärin des PJ-Beauftragten), die man mit allen Fragen bombardieren kann. Hier wurde einem immer schnell und unkompliziert geholfen und alles weitere in die Wege geleitet. Unterkunft wird bei Bedarf gestellt. Es gibt zwei Mahlzeiten am Tag frei für PJler (für Famulanten leider nicht mehr). Vergütung beträgt auf den Kopf 400 €.
Die Internisten starten pünktlich um 8.00 mit der Frühbesprechung, gehen kann man je nach Station und dort arbeitendem Arzt zwischen 15.00 und 16.30 (tendenziell aber eher früher als später).
Das Team ist durch die Bank sehr nett (vom Assistenten bis zum Chef) und sehr familiär und freundschaftlich strukturiert. Auch mit mehreren PJlern steht man sich nicht auf den Füßen, da man eigentlich frei rotieren kann in den Abteilungen. Auch die Dauer wo man wie lange bleibt ist eigentlich frei wähl- und individuell absprechbar. Genauso verhält es sich mit Urlaubs- und Studientagen. Es gibt insgesamt drei allgemeine internistische Stationen, eine onkologische Station, die Ambulanz und die Intensiv, sodass es genug Möglichkeiten für eigen gesetzte Schwerpunkte gibt.
Das Essen ist soweit okay, es gibt drei (manchmal auch mehr) Mittagsmenüs zur Auswahl. Das Frühstücksbuffett ist reichhaltig. Gegessen wird meist zusammen in geselliger Runde am "Ärztetisch".
Im gesamten Haus ist die Atmosphäre sehr ruhig und familiär, organisatorisch konnte man eigentlich kaum etwas bemängeln. Dienstkleidung gibt's ebenfalls umsonst.
Unterricht: Sehr häufig! Es gibt einen festen Plan, wo fürs ganze Tertial die jeweiligen Termine drinstehen. Wöchentlich finden statt: Radiologie (sehr empfehlenswert!), Chirurgie (im Wechsel Viszeral- und Unfall-Chirurgie; insgesamt das Fach mit den meisten Terminausfällen, aber wohl naturgemäß so). Alle zwei Wochen gibts Onkologie und Anästhesie und Urologie, einmal im Monat Gyn. Bei den internistischen Fortbildungen konnte ich kein festes Schema erkennen, bei den gelgentlichen Dienstagsabendsfortbildungen gibt's aber Schnittchen. Hier kommen häufig auch externe Referenten zu Wort; bei den Fortbildungen aus der Abteilung direkt sprechen meist die Assistenten zu einem ausgesuchten Thema, hier gibts immerhin noch Kekse und Kaffee ;-).
Unterm Strich waren die meisten Fortbildungen / PJ-Unterricht echt gut und praxisorientiert. Auch schön, dass die meisten Einheiten wirklich stattfinden und kaum Sachen ausfallen. Lehrkrankenhaus wird hier wirklich groß geschrieben.
Das Ansehen der PJ würde ich als relativ hoch einschätzen. Sowohl von der Pflege als auch von ärztlicher Seite ist man quasi auf einer Ebene und fühlt sich ernst genommen und respektiert. Keine "Hilfsarbeiten"; Fragen von der Pflege werden wie selbstverständlich an den PJ zu "seinen" Patienten gerichtet.
Ich habe insgesamt drei Stationen durchlaufen und kann folgendes berichten:
Ambulanz: Team insgesamt nett, gute Interdisziplinarität mit den Chirurgen. Hier konnte man sehr gut eigene Anamnesen machen, selbstständig untersuchen, Therapievorschläge machen und DD durchsprechen. Man kann dem zuständigen Arzt wirklich viel Arbeit abnehmen, was diese auch entsprechend honorieren. Selbstständiges Arbeiten hier wirklich top, man wird quasi ab dem ersten Tag alleine drauf losgelassen, was ich sehr angenehm fand. Definitiv viel zu lernen dort, sollte man sich nicht entgehen lassen.
Station (M2): Pflegeteam ebenfalls sehr nett und noch recht jung. Eine Station wird immer von zwei Ärzten betreut, sodass man auch locker 2 PJler auf eine Station lassen kann. Wenn man möchte, kriegt man sein eigenes Zimmer und kann sich dann dort frei entfalten (Visite, Angehörigengespräche, Briefe etc.). Sonst geht man fleißig auf Visite mit, legt Viggos, macht die Blutabnahmen (jeweils nachmittags; vormittags ist für die gesamte Innere eine Blutabnahmekraft da, aber auch die freut sich über gelegentliche Entlastung ;-)), macht Aufklärungen für Untersuchungen und nimmt die elektiven Patienten auf. Würde die Station bedenkenlos weiterempfehlen.
Intensiv: Hier habe ich meine letzten 1,5 Wochen verbracht. War eine sehr spannende Erfahrung, auch wenn man nicht allzu viel selbst machen kann. Die Station wird gemeinsam von der Anästhesie und den Internisten betrieben, sodass man auch bei ein paar anästhesiologischen Kniffen mit rübergucken konnte, wenn man wollte. Team hier ebenfalls absolut okay. Wenn Zeit ist, wird einem viel erklärt (Dialyse, Beatmung, Antibiosen etc.).
Auf Wunsch kann man auch noch in die Onko für 1-3 Wochen reinriechen.
Wenn auf Station nichts zu tun ist, ist man gerne in der Funktionsabteilung gesehen und kann sich dort ein paar Spiegelungen oder Belastungs-EKGs mit angucken.
Des Weiteren lukrativ ist der freiwillige Blutabnahmedienst, der zusätzlich vergütet wird. Hierbei nimmt man am Sonntagmorgen ab 8.00 Uhr auf den drei internistischen Stationen und der einen onkologischen Station Blut ab und legt die Viggos. Ist meist in 1,5-3 Stunden gemacht, man lernt gut und schnell Viggos und Blutabnahmen, entlastet den oder die Diensthabende(n) und kann sich noch ein kleines Zubrot verdienen. Wenn man sich abwechselt mit 2 oder 3 Studenten, kommt man ja nur auf 1-2 Sonntage im Monat, wo man nochmal früh aufstehen muss, aber es lohnt sich meiner Ansicht nach wirklich.
Unterm Strich also alles bedenkenlos weiterzuempfehlen... und Bielefeld als Stadt ist auch lange nicht so schlecht wie der deutschlandweite Ruf ;-)