PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spital Walenstadt (2/2014 bis 4/2014)
Station(en)
Nothilfe, Unfallchirurgie/Orthopädie
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Meine Zeit auf der Orthopädie/Unfallchirurgie war wirklich schön und lehrreich. Man wird geschätzt, sofort integriert und fühlt sich wohl. Was auch daran liegen mag, dass man mit den Oberärzten sowie Chef per Du ist.
Auf Station entfallen alle Blutentnahmen/Zugänge-legen (macht in der Schweiz alles die Pflege), sodass man neben der Visite mit den Aufnahmen und Entlassungen beschäftigt ist. Außerdem schreibt man als UHU (schweizerdeutsch für PJ... :) ) die Briefe.
Ich war viel im OP, natürlich primär als Hakenhalter, aber die Ober- und Assistenzärzte geben sich wirklich Mühe, die Motivation auch bei der gefühlten dritten Hüfte am Laufen zu halten: Man bekommt immer wieder anatomische Strukturen erklärt, wird ein bisschen abgefragt oder darf das OP-Gebiet inspizieren (In Deutschland ist des ja nicht unbedingt normal!).
Nach der Schweiz ist man auf jeden Fall ein (gefühlter) Profi was das Nähen angeht, denn sowohl im OP als auch in der Nothilfe darf man ran. Also vom schönen glatten OP-Schnitt bis zu völlig zerflatterten Rissquetschwunden, alles dabei.
Offizielle Teachings gab es, aufgrund der geringen UHU-Zahl, nicht. Aber die Assistenzärzte sind immer gerne bereit, einen kleinen Vortrag zu halten oder schonmal das Gefühl einer mündlichen Prüfung zu erzeugen. Und egal wie dumm man sich da anstellt, es ist alles sehr sehr kollegial und locker. Im Vergleich zu den 1 1/2 Tertialen davor in Deutschland habe ich in Walenstadt unfassbar viel gelernt.
Cool ist auch, dass man automatisch ein Telefon bekommt. Immer wenn es also was interessantes in der Nothilfe zu sehen gab, man irgendwo gebraucht wurde, oder ob es zum GEMEINSAMEN Mittagessen ging, wurde man angerufen. Und natürlich war man dadurch selbst einfach viel unabhängiger und selbstständiger. Sollte man in Deutschland auch mal einführen.
Essen gibt es, außer im OP, keines umsonst. Was aber in Anbetracht der Tatsache, dass man zumindest as bizele was verdient, voll ok ist.
Zwei negative Sachen muss ich allerdings noch sagen:
In der Schweiz gibt es sogenannte Pikettdienste, also Rufdienste außerhalb der normalen Arbeitszeiten. Je nachdem, wieviele UHU's gerade im Haus tätig waren, hatte man ein- bis zweimal in der Woche abends Rufdienst und circa einmal im Monat ein ganzes Wochenende.
An sich ist das völlig ok, nur ist die Kompensation (sprich die freien Tage Augleich) eher dürftig: ein Rufdienst von Montag bis Freitag (sprich von 17-08Uhr) gibt einen Dritteltag, Samstag/Sonntag (08-08Uhr) je einen halben Tag frei... Es gab Dienste, da war nix, andere an denen man bis nachts um 2 im Op stand..
Aber natürlich sieht man in diesen Diensten auch ziemlich viel. Zudem wird man auch zu den Notsectios dazugerufen.
Zweiter negativer Punkt ist, dass man die Unterkunft zusätzlich bezahlen muss. Finde ich einfach ein bisschen schade, aber damit kann man leben:)
Neben tollen Freizeitmöglichkeiten und einem wirklich lieben Team hat die Schweiz noch einen unverkennbaren Vorteil:
Hier arbeitet man nicht nur einfach zusammen, hier geht man abends zusammen grillen, Sport machen oder der Dienstarzt kommt abends einfach noch zum Essen ins Wohnheim vorbei.
Ich finde das toll.
Es war eine unfassbar schöne Zeit in Walenstadt, auch wenn einem manchmal in dem kleinen Ort die Decke/die Churfürsten auf den Kopf gefallen ist.
Wer also kein riesen Krankenhaus mit absoluter Anonymität sucht, der ist in Walenstadt richtig!
