Wir waren 2 PJ-ler in der Chirurgie nach einer langen Durststrecke, in der Northeim gar keine PJ-ler hatte, da ihnen der Lehrvertrag mit der Uni gestrichen worden ist. Wobei einer der PJ-ler nur ein halbes Semester dort verbringen wollte und ich allein ein Ganzes. Es war mein erstes PJ-Tertial und es hat einen traumatisiert. Die Stimmung im Allgemeinen ist sehr schlecht und man wird als PJ-ler nur von den Assistenzärzten vor alledem seitens der Unfallchirurgie stranguliert. Man bekommt ein PJ-Handy und ist zuständig für ALLE Blutabnahmen&Braunülen in der gesamten Chirurgie !!! Wenn man die 3. Hüftoperation im am Stück im OP stand, sollte man nach 17 Uhr dann eben noch die Blutabnahmen des Tages machen. Geholfen hat einem Keiner ! Am Besten hetzt man zwischen den Operationen noch kurz auf Station und erledigt 2-3 Blutentnahmen, so war der Tonus ! Man wird aus Fortbildungen raus telefoniert, um Braunülen zu legen und wenn der Assistenzarzt vom Diensthabenden im OP abgelöst wird, darf der PJler bis open-End weiter am Tisch stehen. Freizeitausgleich Fehlanzeige !
Konfliktlösungversuche durch Gespräche mit Oberärzten, Assistenzärtzen, Pj-Beauftragten brachten keinerlei Erfolg. Im Gegenteil, Aussage eines Assistenzarztes in der Unfallchirurgie: "Du hast hier 8h am Tag Blut abzunehmen und Braunülen zu legen, Sachen wie Arztbriefe schreiben, Patienten untersuchen, usw. ist nur dein persönlicher Zugewinn und nicht deine Primäraufgabe!"
Mit den Ärzten der Allgemeinchirurgie bin ich sehr gut ausgekommen und diese haben sich auch für mich eingesetzt, so dass es zum Streit zwischen Unfall- und Allgemeinchirurgen kam, wem nun der PJ-ler quasi "gehört". Die Konsequenz war, das das PJ-Handy nie still stand, die aller möglichsten Aufgaben auf nur einem PJ-ler abgeladen wurden und dieser fast nie vor 18 Uhr nach Hause kam. Die 2. PJ-lerin der Unfallchirurgie war ebenfalls höchst unzufrieden und körperlich durch die Hüft-OPs komplett am Ende, so dass ich ihre teilweise auch noch mitübernehmen musste. Zeitgleich waren auch 2 PJ-ler in der Inneren, die teilweise heulend bei dem Anblick von 35 Blutabnahmen (für einen PJler), die für sie vorbereitet standen, zusammenbrachen.
Nachdem sich meine Situation durch Gespräche nicht verbesserte und im Hinblick, dass ich bald der Einzige PJ-ler in der Chirurgie für ein halbes Tertial sein sollte, schaltete ich die Uni ein und beantragte einen sofortigen PJ-Wechsel. In zwei Wochen trafen 6 PJ-Beschwerden über Northeim (die 4 PJ-ler, die aktuell da waren+ 2 zukünftige PJler, die ihr PJ-Tertial umlegen wollten) bei der Uni ein.
Aufgrund der Einschaltung und Druckes seitens der Uni, kamen die Chefärzte auf einmal ins Rotieren, befürchteten eine erneute Beendigung des Lehrvertrages seitens der Uni und versuchten mit einer Chefkonferenz mit den aktuellen PJ-lern um eine Konfliktlösung.
In dieser wurde versucht, meine Situation auf einen persönlichen Konflikt mit einem Assistenzarzt der Unfallchirurgie abzuwälzen und mir Vorgehalten wieso ich nicht zum ärztlichen Direktor gekommen sei, da nur dieser als Oberster von beiden Abteilungen sehen hätte können, dass ein einzelner PJ-er nicht im Stande ist, die Fülle an aufgaben zu bewältigen. Das alle 4 PJ-er dabei saßen und sich ebenso massivste beschwerten, entging wohl ihrem Bewusstsein.
Ich sehe mich hingegen in keinerlei Schuld. Der Erfolg eines PJ-Tertiales hängt vor alledem von den Assistenzärzten und Oberärzten ab, mit denen ich mehrmals das direkte Gespräch suchte und beide Abteilungen wussten ganz genau, was aktuell Sache war. Der Assistenzarzt seitens der Allgemeinchirurgie, der für mich eingetreten ist, hat mittlerweile auch seinen Job dort gekündigt, weil die dortigen Verhältnisse für ihn nicht länger tragbar waren.
Die Chefkonferenz mit Zusicherung der zukünftigen Verbesserung der PJ-Bedingungen, konnte mich nicht mehr von einem PJ-Wechsel abhalten. Diesen habe ich keinesfalls bereut !! Meine zukünftigen PJ-Stellen (Rest Chirurige, Innere und Allgemeinmedizin) waren so wie ich mir ein PJ vorgestellt habe und ich bin überall in positiver Erinnerung geblieben.
Ich kann euch nur Raten, einen großen Bogen um Northeim zu machen, damit euer praktisches Jahr so werden kann, wie ihr es euch vorstellt. Es wurde uns sehr viel im Vorhinein versprochen, aber leider wenig davon eingehalten!