Das chirurgische Tertial war mein erstes Tertial, nachdem ich das schriftliche Examen nun nach neuer Regelung in der Tasche hatte.
Ich habe mich für die Gefäßchirurgie in der Südstadt entschieden gehabt. Ich hatte zuvor von einigen Kommilitonen bzw. Hörensagen mitbekommen, dass es dort ganz gut sein soll.
Das Spektrum Gefäßchirurgie, was ich selbst auch gesehen und mitgemacht habe: Wundbehandlungen bei paVK und Diabetischem Fußsyndrom, mitunter Amputationen, Bypass-Anlagen (untere Extremität), Thrombendarteriektomien der Femolarisgabel/Iliacalgefäße, Embolektomien bei Bypassverschlüssen, Varizen-Operationen, Versorgung von Aortenaneurysmen (Ausschaltung mittels endovaskulärer Stenteinlage EVAR), offene Aorteneingriffe bei Leriche-Syndrom, Karotis-Operationen am wachen Patienten.
Eine zweite Assistenz wird oft benötigt, das heißt man steht regelmäßig mit am Tisch und sieht die eindruckvolle Anatomie, sowie Pathologien aus nächster Nähe. Dann heißt es Hakenhalten, für Sicht sorgen, Saugen, Fäden abschneiden, mal selber nähen.
Man wird gern in das Team aufgenommen, alle freuen sich über zusätzliche Unterstützung. Es herrscht eine lockere, aber konzentrierte, manchmal auch angespannte (je nach Be- und Auslastung), dennoch insgesamt freundlich kollegiale Atmosphäre. Auch mit dem Pflegeteam kommt man, nach etwas Zeit, gut zurecht. Man sollte sich nicht gleich ins Boxhorn jagen lassen, aber auch nicht den großen Macker spielen. Anfangs war es teilweise etwas forsch, vielleicht lag es auch an der Personalsituation, doch zum Schluss war die Arbeitsatmosphäre sehr gut.
Zu den Aufgaben (dem täglichen Arbeitsablauf folgend):
07.00 Uhr Visite mitgehen und Wunden beurteilen,
natürlich Blutentnahmen, Flexülen legen, i.v.Medikamente applizieren,
Frühbesprechung der Chirurgen, wo man das neuste vom Dienst und den Stationen erfährt,
08.30 Uhr OP-Beginn, wenn man dort eingeteilt ist,
ansonsten beginnt dann die Stationsarbeit:
Aufnahmen, Aufklärungen, Erhebung des Gefäßstatus und ABI (oder CBQ)-Messungen, Briefe diktieren. Wenn gerade etwas Akutes für die Gefäßchirurgen in der Notaufnahme zu tun ist, kann man sich auch dort nützlich machen und den Ärzten zur Hand gehen.
Einmal am Tag ist Röntgenbesprechnung, meist Angiografien des Tages. Dieser kann man beiwohnen, wenn man mag. Muss man sich aber an die Ärzte klemmen.
Feierabend hat man relativ pünktlich um 15.30 Uhr. Manchmal kommt es auch vor, dass man mal länger da ist, vor allem kann das passieren, wenn man nachmittag noch im OP-Saal steht und bei der OP mal gerade nicht raus kommt. Aber das bekommt man locker ausgeglichen und kann dafür einen anderen Tag dann mal früher los.
Mittwochs ist Gefäß-Sprechstunde, gefäßchirurgische OPs finden an diesem Tag planmäßig nicht statt. Man hilft in der Sprechstunde mit Erhebungen des Gefäßstatus und bekommt einen Einblick in den ambulanten Betreuungszweig (nachsorgende Wundbehandlungen, Stellen von OP-Indikationen,..).
Zur Lehre: offiziell gibt es 1/2 Studientag pro Woche, d.h. 1d alle 2 Wochen bzw. 8d insgesamt. Diese kann man sich relativ freiwählbar (ohne Abzug von Fehltagen) nach Absprache nehmen. Außerdem wurde für die Studenten ein Seminar 1 mal pro Woche angeboten. Wir waren die Ersten, die nach der neuen Regelung das schriftliche Examen schon vor dem PJ gemacht haben. Dabei gab es eine Überlappungszeit mit den alten PJlern. Bis zum Ende deren Tertials waren Seminare organisiert, danach leider nicht mehr. Ich denke, dass es diese dann erneut geben wird.
Ich war die meiste Zeit über der einzige PJler auf dem Gefäßzentrum (in der Anfangszeit waren wir zu fünft, mit Einbeziehung der internistischen PJler, wegen der interdisziplinären Station. i.d.R. gibt es glaube ich 2 PJler für die Gefäßchirurgie). Der Vorteil war die gute 1-zu-1-Betreuung. Sowohl von den Assistenten als auch den Oberärzten bekommt man Sachen gezeigt und erklärt, ob es ein interessanter Befund ist oder wie man beim Ultraschall der Gefäße vorgeht, und natürlich ein paar handwerkliche Fähigkeiten bei den Operationen. Fragen werden gern beantwortet. Doch auch selbst sollte man für ein paar Testfragen gewappnet sein, sonst heißt es Selbststudium am Nachmittag und dann am nächsten Tag noch einmal ran. Das total ungewohnte freie Formulieren von Antworten ohne das Kreuze-setzen kann man dabei schonmal üben.
Also: Mitdenken und - nach der Einarbeitungszeit - selbstständiges Arbeiten ist gefragt. Schult die eigene Arbeitsorganisation und Arbeitsabläufe. Es ist ein Geben und Nehmen. Mir hat es gut gefallen und ich habe einiges gelernt.
Bewerbung
Die Bewerbung verlief unkompliziert über das Studiensekretariat unser medizinischen Fakultät in Rostock, da die Südstadt-Klinik Lehrkrankenhaus der Uni ist. Die chirurgische Klinik in der Südstadt führt die Abteilungen Allgemein- & Viszeralchirurgie (2 Stationen), Gefäßchirurgie (1 Station --> das Gefäßzentrum als interdisziplinäre Station zusammen mit der Angiologie/Endokrinologie), Unfallchirurgie (2 Stationen, im klinischen Alltag eher als extra/eigenständig zu betrachten). Außerdem werden Thoraxchirurgie und Endokrino-Chirurgie praktiziert.
Die Einteilung auf die Stationen erfolgt am ersten Tag in der Frühbesprechnung. Die Unfallchirurgie ist hier wie gesagt nicht mit dabei. Das müsste man dann wohl vorher mit dem Chefsekretariat klären.
Ansonsten kann man seine Präferenz angeben und diese wird i.d.R. berücksichtigt.