Gleich zu Beginn fällt es auf, dass das Westküstenklinikum durchaus an den Umgang mit PJlern gewöhnt ist und weiß etwas mit Ihnen anzufangen. Im Sommertertial fiel zudem auf, dass es viele PJler gab, wodurch es natürlich leichter fiel seinen Feierabend zu gestalten.
Da das Krankenhaus und Heide selbst eher weit vom Schuss liegen, ist es ganz praktisch ein Fahrzeug zur Verfügung zu haben, um auch mal rauszukommen und die Umgebung (z.B. den Strand, Büsum) zu erkunden. Dieses „Landleben“ ist aber auf seine Art auch durchaus eine Abwechslung zum Studium in einer Großstadt, auch was die Patienten-Klientel anbetrifft. Das Krankenhaus bietet zwischen 7:00 und 17:00 Uhr in seiner Kantine Vollverpflegung an und entlastet dadurch so manches Studentenportmonee. Aus zeitlichen Gründen kommt man in der Viszeralchirurgie leider nur zu einem kurzen Frühstück, während dagegen eine Mittagspause fast immer möglich war.
Persönlich habe ich nicht erwogen später in die Chirurgie zu gehen, aber man kann aus allen Fachgebieten etwas Gutes und Wichtiges mitnehmen. Mit dieser Einstellung bin ich weitestgehend an das Chirurgie-Tertial im Westküstenklinikum rangegangen und wurde auch nicht enttäuscht. Wie gewöhnlich gibt es wie überall natürlich auch negative Aspekte zu berichten, z.B. seltsame Kommentare im OP, oder ein verständnisloser Umgangston von einigen wenigen Chirurgen. Aber dies hielt sich glücklicherweise in Grenzen und man sollte dies auch als eine Möglichkeit für das Erlernen des souveränen Auftretens nutzen. Positiv hervorzuheben ist der kollegiale Umgang mit durchweg allen Assistenzärzten, wobei man durchaus geschätzt wird. Dieses spornt einen umso mehr an sich einzubringen. Man nimmt zudem wahr, dass ein gewisses Feedback von den PJ Studenten auch erwünscht und erwartet wird. Dies war vor allem in der Viszeralchirurgie stets zu merken, bis hin zum Chefarzt, der durchaus gerne selbst ein kurzes Gespräch mit den Studenten suchte. Auch in der Freizeit setzte sich das gute persönliche Verhältnis fort und man konnte auch außerhalb der Arbeit mit den ärztlichen Kollegen etwas unternehmen.
In der Viszeralchirurgie wurde man normalerweise immer als erste Assistenz eingesetzt, wodurch man Gelegenheit hatte sehr guten Einblick in verschiedene Abdomeneingriffe und chirurgische Eingriffstechniken kennen zu lernen – jeder der der Chirurgie wenigstens ein wenig was abgewinnen kann, kommt somit durchaus auf seine Kosten und kann häufig seine Handfertigkeiten beim Zunähen üben. Wenn man mehr machen möchte, dann findet sich auf Nachfrage und bei Interesse dafür auch durchaus Gelegenheit. Leider kann es dadurch aber auch sehr anstrengend werden den ganzen Tag nur im OP zu verbringen, vor allem wenn es mal keine PJler zur Ablösung gibt.
In der Unfallchirurgie werden die PJler meistens etwas „schonender“ eingesetzt, wobei die Eingriffe durchaus mal schweißtreibend sein können. Auf der Station war man im Grunde leider immer für die Blutentnahmen mitverantwortlich. Jedoch bot sich dort auch häufiger die Möglichkeit zur Wahrnehmung von Seminaren.
Im Verlauf des Tertials rotiert man für eine Woche in die Chirurgische Ambulanz im Spätdienst, wo man neben den Routine-Fällen auch durchaus spannende Fälle der Chirurgischen Akutversorgung sieht und diese auch selbständig mitbetreut (Untersuchung von Patienten, Spaltung von Abszessen, kleinere Hautnähte von Platzwunden in Lokalanästhesie, etc). Bei Leerlauf im OP kann man ebenfalls gerne die Möglichkeit nutzen, um in der chirurgischen Ambulanz vorbeizuschauen und den einen oder anderen Fall persönlich zu übernehmen sowie diesen dem diensthabenden Chirurgen vorzustellen. Die Stimmung in der Ambulanz war aus meiner persönlichen Sicht am Besten und man war dort als PJler immer allen sehr willkommen und hatte den größten Lern- & Motivationseffekt.
Hervorzuheben ist auch, dass man für eine Woche in die Radiologie rotiert, die sich durchaus begeisternd präsentiert und in der man viel erklärt bekommt. Auf Wunsch kann man kurzzeitig auch in weitere Abteilungen rotieren. Ich habe mich für eine Woche Anästhesie entschieden und diese als durchaus sehr lehrreich erlebt bei durchweg guter Arbeitsatmosphäre. Leider war diese Woche nur viel zu kurz und sehr schnell um.
Das WKK bietet ein gutes Angebot an Seminaren für PJler an, in denen auch wirklich engagiert und fachkundig unterrichtet wird. Generell kommt man in der Chirurgie tendenziell leider etwas weniger in den Genuss alle Seminarangebote zu nutzen, da man vorrangig durchgehend im OP beschäftigt wird. Jedoch ist normalerweise zeitig Feierabend. Das Seminarangebot ist insgesamt so groß, dass man es immer schafft mal unter der Woche mindestens ein Seminar mitzunehmen.
Ein Manko war die WG-Wohnung bzw. das WG Zimmer. Das Haus war durchaus bewohnbar, leider jedoch schon in einem eher sanierungsbedürftigen Zustand und sehr nah an der Straße gelegen, was sich vor allem nachts als sehr laut erwies. Außerdem war die Matratze ziemlich durchgelegen.
Im Vollen und Ganzen ein faires Tertial, in dem man manchmal zwar etwas härter ran muss, als man es vielleicht im Studium gewohnt ist, aber dafür auch durchaus etwas zurückbekommt. Man kann es weiter empfehlen.