Insgesamt kann ich ein Innere-Tertial am Kantonsspital St. Gallen (KSSG) - zumindest auf meinen Rotationsstationen - vorbehaltlos empfehlen. Man sollte sich allerdings früh genug (bei mir ca. 1,5 Jahre vorher) bewerben, um sich einen Platz zu sichern.
Wie in den meisten anderen Spitälern in der Schweiz ist man im KSSG als Unterassistent angestellt. Zu dessen festen Aufgaben zählt die Aufnahme neuer Patienten auf den Bettenstationen und deren Vorstellung beim zuständigen Assistenz- und Oberarzt sowie die Erstellung des Aufnahmeberichtes, die Anmeldung von Untersuchungen (Röntgen, CT/MRT, LuFu, Endoskopien), die Aufklärung der Patienten über anstehende Untersuchung sowie die Durchführung bestimmter Eingriffe (z. B. arterielle BGA). Diese Aufgaben sind relativ selbstständig zu erledigen, so dass man bereits an das eigenverantwortliche Arbeiten herangeführt wird. Blutabnahmen / Nadeln legen ist im KSSG Aufgabe der Pflege. Des weiteren hat man die Möglichkeit zur Teilnahme an den Stationsvisiten und zum Mitgehen in die Funktionsbereiche, wo man stets gute und geduldige Erläuterungen bekommt.
Sehr zu empfehlen ist eine finale Rotation in die Zentrale Notaufnahme. Auch hier nimmt man ziemlich selbstständig Patienten auf, meldet deren Untersuchungen an und bespricht das weitere Vorgehen mit dem zuständigen Ärzteteam. Im Vergleich zu den Bettenstationen, wo die Diagnose der Patienten meist schon bekannt ist, wird hier deutlich mehr differentialdiagnostisches Denken verlangt und vermittelt.
Trotz des oft hektischen Alltags wurde mir stets von Assistenz- und Oberärzten viel erklärt und viel Teaching gemacht.
Entgegen der ursprünglichen Angaben konnte ich zweimal rotieren. Hier am besten bei der Chefsekretärin Silke Knoll anfragen; konkrete Rotationswünsche werden allerdings nicht immer berücksichtigt und man erfährt erst sehr kurzfristig in der letzten Woche des Monats, auf welcher Station man im Folgemonat eingeteilt ist.
Das Fortbildungsprogramm der Inneren Medizin im KSSG ist hervorragend: vom Journal-Club über Fallvorstellungen bis hin zum EKG-Kurs für Unterassistenten ist hier alles in hoher Qualität geboten.
Die Arbeitsatmosphäre im KSSG ist überaus angenehm; sowohl die schweizer als auch die vielen zugewanderten deutschen und österreichischen Teamkollegen haben mich mit offenen Armen empfangen - von antideutschen Ressentiments war überhaupt nichts zu spüren. Als Unterassistent wird man bereits als vollwertiger Kollege betrachtet und wertgeschätzt, dessen Meinung und Untersuchungsergebnisse ernstgenommen werden. Gewöhnungsbedürftig ist erstmal, dass man mit allen Kollegen bis hin zum Oberarzt per Du ist.
Insgesamt ist das gesamte PJ-Tertial von der Bewerbung bis zum Austritt sehr gut organisiert: bei Bewerbung werden automatisch die entsprechenden Versicherungen und die Aufenthaltsbewilligung beantragt, bei Eintritt gibt es einen Einführungstag, man bekommt einen eigenen Klinikaccount und eine eigene Email-Adresse und beim Austritt hat man die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch mit dem verantwortlichen Oberarzt. Obwohl man als Unterassistent in der Inneren stets nur Stellen vom Monatsersten bis zum Monatsletzten bekommt, wird im Zeugnis problemlos der vom Prüfungsamt geforderte Zeitraum versetzt bescheinigt.
Bewerbung
ca. 1,5 Jahre im Voraus beim Unterassistentenkoordinator Hansruedi Vögeli. Einfach per Email anfragen (Adresse siehe KSSG-Internetauftritt), dann werden sämtliche nötigen Informationen und Formulare zugesandt.