Ich habe mein Wahltertial in Gummersbach in der Anästhesie verbracht und kann das Haus für ein PJ-Tertial sehr empfehlen.
Es gibt in insgesamt 8 OP-Sälen+Kreißsaal ein sehr großes operatives Spektrum (Allgemein-/Viszeralchirurgie mit spezieller Viszeralchirurgie und Thoraxchirurgie, Gynäkologie mit Geburtshilfe, HNO und Kinder-HNO, Augenheilkunde, Orthopädie/ Unfall- und Handchirurgie ) mit entsprechend großen Einleitungen.
Das Anästhesie-Team (Ärzte und Pfleger) ist bunt gemischt und nett, wir wurden herzlich begrüßt und gut integriert.
Anfangs wird man einem Assistenten zugeteilt, der einem das Haus zeigt und den man die ersten Wochen begleitet.
Außerdem gibt es einen Rotationsplan, sodass man in den 16 Wochen durch alle operativen Fächer sowie die Prämedikationsambulanz, den Akutschmerzdienst, die Intensivstation und den Rettungsdienst rotiert.
Tagesablauf:
In der morgendlichen Frühbesprechung um halb 8 werden alle Patienten+Narkoseverfahren/Besonderheiten vorgestellt, die an diesem Tag operiert werden
Montags morgens um 07.15 Uhr ist immer Fortbildung, wo entweder ein Mitarbeiter der Abteilung einen Vortrag hält,Geräteeinweisungen stattfinden oder externe Referenten eingeladen werden.
Danach geht's in den OP: dort kann man als PJ'ler unter Supervision täglich all das erledigen, was man auch als Assistent in der Anästhesie zu tun hat: Zugänge legen, auch mal Arterien, Intubationen/Larynxmasken, Narkoseführung, Übergabe AWR/ICU; sogar ZVKs und Spinalen sind je nach Besetzung/OP-Aufkommen möglich.
Regionale Verfahren (PDK thorakal/lumbal, Axillärer plexus/Katheter,Femoralis-Katheter, i.v.-Regionale) werden relativ häufig angewendet und einem (wenns zeitlich passt) gerne erklärt.
Arbeitsende ist je nach OP-Tagesprogramm zwischen 16 und 17 Uhr.
Mittwochs findet gegen 16 Uhr die Assistenten- und PJ'lerfortbildung statt, wo in kleiner Rund mit Keksen und Kaffee/Wasser verschiedenste Themen besprochen werden (eher interaktiv, kein starrer Vortrag)
Auf der interdisziplinären Intensivstation geht's auch um halb 8 mit der Visite los, danach werden die anstehenden Aufgaben für den Tag verteilt, Patienten untersucht, Diagnostik angemeldet, beatmete Patienten zum CT/MRT gebracht, neue Patienten aus dem OP oder "von draußen" aufgenommen und und und. Insgesamt ist dort immer was zu tun :)
Je nach Besetzung konnten wir auch "eigene Patienten" unter Supervision betreuen (untersuchen/Diagnostik und Therapie überlegen/anordnen, Kurven schreiben, in der Chefvisite vorstellen)
Außerdem sind die Ärzte von Intensivstation für den hausinternen Herzalarm verantwortlich.
Besonders gut hat mir die Woche im Rettungsdienst gefallen, wo die ersten zwei Wochen des Monats die Anästhesisten aus der Klinik im 24h-Dienst die Wache besetzen. Das Team dort ist sehr nett, wir hatten viele spannende Einsätze und man konnte wahnsinnig viel lernen.
Dienste kann man nach Absprache gerne mitmachen, dann kommt man erst um 11.30 Uhr ins Haus und kann am nächsten Tag nach der Frühbesprechung nach Hause. Falls der OA im Hintergrund nicht im Haus schläft, kann man sich den Schlüssel fürs OA-Bereitschaftszimmer holen und dort schlafen.
Leider gibt es keinen Studientag.
Alles in allem also ein wirklich lehrreiches und spannendes Tertial!