Ich habe im Zuge meiner FG1 8 Wochen an der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin verbracht und kann eigentlich nur Positives davon berichten:
Grundsätzlich bietet das Haus für alle Studenten gratis Essen, Kleidung, einen verschließbaren Spind und falls nötig auch eine Unterkunft in direkter Umgebung. Auch ein kostenloser Tiefgaragen-Parkplatz wird auf der Homepage angeboten, da ich aber diesen nicht benötigte, kann ich darüber nichts sagen.
Das KH liegt sehr zentral inmitten von Linz und ist mittels Straßenbahn und Bus ausgezeichnet zu erreichen.
Am ersten Morgen durfte ich gleich mal das Organisatorische erledigen (Schlüssel abholen, Kleidung in Empfang nehmen, Verschwiegenheitspflichtserklärung unterzeichnen, etc...). Danach wurde ich gleich auf die "Station", bzw. ins Besprechungszimmer gebracht und dort dem Team vorgestellt. Seit 01.01.2015 ist das Team der Barmherzigen Brüder mit den Anästhesisten der gleich nebenan gelegenen Barmherzigen Schwestern fusioniert, doch hat man zumeist nur mit dem "Stammpersonal" der Brüder zu tun. Dieses umfasst den Primarius, 8 Oberärzte und 3-5 Assistenzärzte (2 Assistentinnen waren in meiner Zeit in Karenz). Ich wurde herzlich empfangen und durch die überschaubare Anzahl an Ärzten fühlte man sich gleich ein wenig familiärer aufgehoben.
Mit dem Primar wurde daraufhin der Tagesablauf festgelegt: 07:00 Morgenbesprechung, 07:40 Visite auf der chirurg. Intensivstation, und um ca. 08:00 startet das OP-Programm und läuft bis ca. 15:00. Dazwischen ist man sehr flexibel, was das Mittagessen angeht und kann jederzeit gehen. Die meiste Zeit verbrachte ich im OP, da man dort auch am meisten machen konnte. Angefangen von Venflon legen, art. Zugang legen, EKG, Dauerkatheter legen, über Narkoseeinleitung (Präoxygenierung, Maskenbeatmung, Intubation, bzw. Larynxmaske), Narkoseführung (Respiratoreinstellung, Medikamentenkunde/-verabreichung, Monitoring, Bed-Side-Test, BGA,...) bis zur Narkoseausleitung, Transfer in Aufwachraum oder Intensivstation konnte man sich mehr oder weniger austoben. Und dabei unterstützt wurde man mit hilfreichen Anleitungen und Tipps des jeweiligen Arztes, bzw. der Anästhesiepflege. Während den OPs, wenn nicht wirklich was zu tun war, konnte ich auch die Ärzte und Pfleger aus theoretischer Sicht "ausquetschen" und mir so einiges erklären lassen; - oder man suchte sich Arbeit in den restlichen 5 OPs (2 Augen, 1 Gyn, 3 Chirurgie).
Wenn man mal keine Lust auf OP hatte, konnte man auch ein paar Tage auf der chirurg. Intensivstation (6 Betten) verbringen, in der man halt eher den internistischen und intensivmedizinischen Blick auf die Patienten hatte als manuell zu arbeiten. Dabei war vom Patienten nach Carotis-OPs, der am nächsten Tag auf die Normalstation verlegt wurden, bis zu "Langzeitpatienten" (50 Tage+) alles dabei. Der Krankheitsverlauf letzterer war spannend zu verfolgen, da man augenscheinlich und durchaus eindrucksvoll die Therapieeffekte und -erfolge sehen und nachvollziehen konnte.
Alternativ dazu konnte ich auch noch ein paar Tage auf der anästhesiolog. Ambulanz verbringen, in der die Patienten präoperativ untersucht, Befunde gesichtet und schlussendlich zur OP freigegeben wurden oder nicht. Dabei lernte man auch, ein ordentliches und ausführliches Aufklärungsgespräch bzgl. der Narkoserisiken zu führen, und diese dem Patienten verständlich näherzubringen.
Ich konnte mir meine Zeit dort relativ flexibel einteilen und freie Tage wurden problemlos genehmigt. PJ-Beauftragter war in meinem Fall der Primarius selbst, der auch jederzeit ein offenes Ohr für mich hatte und daran interessiert war, dass ich aus diesem Praktikum etwas mitnehme. Die Fallberichte wurden von ihm korrigiert und danach gemeinsam durchbesprochen und verbessert.
Fortbildungen gibts stationsintern leider keine, dafür gibt es wöchentliche Turnusärztefortbildungen (immer Donnerstags v. 16:00 - 17:00), an denen man teilnehmen kann und die auch verschiedenste Fachbereiche behandeln (Augen, Gyn, Kinder, Interne, Labormedizin, etc...).
Nicht zu vergessen ist natürlich auch: Seit November 2014 gibt es in OÖ eine Entschädigung für KPJ-Studenten in Höhe von 650€ (brutto, ->ca. 550€ am Konto), was unkompliziert und pünktlich am Ende des Monats vom Krankenhaus überwiesen wurde.
Zusammenfassend kann ich jedem, der nicht unbedingt die meiste Zeit seiner FG1 mit "Haken halten" verbringen will, die Anästhesie bei den Barmherzigen Brüdern in Linz empfehlen. Das Haus generell hat einen sehr guten Ruf und man arbeitet durchwegs in sehr kollegialer und angenehmer Atmosphäre. Sowohl das Ärzte- als auch das Pflegeteam sind durchwegs bemüht, einem etwas beizubringen und man fühlt sich absolut nicht als Ballast oder Bürde, sondern als Teil des Teams und wird auch so behandelt.
Bewerbung
2 Monate Vorlaufzeit, unkompliziert; Bewerbung an Hr. Karl Kaar: karl.kaar@bblinz.at