Die Zeit mir Dr Kanowah, dem Diabetesspezialisten der Insel war um einiges anstrengender als erwartet. Bereits am ersten Tag auf Visite musste ich Patienten untersuchen, die Erkenntnisse dann auf englisch vorstellen, EKGs auswerten, Fragen zu der Pathophysiologie von den unterschiedlichen Erkrankungen beantworten.
Am zweiten Tag war klar: Ich musste mir ein Untersuchungsbuch, auf englisch und mit den kleinen aber feinen Unterschieden in klinischer Untersuchung etc zulegen. Die Stationen bestanden aus ca 40 Betten, in 6er Trauben angeordnet, abwaschen mussten die Patienten ihre Teller selbst, Vögel flogen quer durch die Station.
Auch wenn mir zu Beginn die Visiten als reine Schikane erschienen, bin ich im Nachhinein froh, denn nur so lernt man wirklich etwas. Es waren immer einige Studenten(meist Mauritianer, die auf er ganzen Welt studiert haben, da es bis vor kurzem keine med. Fakultät gab) auf Visite dabei, in der Endoskopie allerdings, war eigentlich nie jemand und man konnte diverse unbekannte Krankheitsbilder erleben, allen voran die zahlreichen Suizidversuche mit Natronlauge, die zum Dilatieren kamen.
Die Ambulanz ist reine Fließbandarbeit, am Vormittag werden meist zwischen 100-150 Patienten von Dr Kanowah, den Fachärzten und Assis gesehen. Meistens auch drei Ärzte, drei Patienten und mindestens eine SISSTAAAAA im gleichen Raum. Zumeist sehr anstrengend.
Umgangssprache ist Kreol, hat mit französisch sehr wenig zu tun wie sich heraus gestellt hat. Die Ärzte sprechen alle sehr gut englisch, viele Patienten verstehen zum Teil eher französisch.
Die Schwestern sind immer sehr nett den ausländischen Studenten gegenüber, außer man stört sie während des Mittagsschlafs. Die meisten Einheimischen sind Hindus, häufig gibt es rauschende Feste, wenn man Glück hat, kann man auch mal einem beiwohnen, durch Schwestern, Mitstudenten etc. Ansonsten recht förmlich im Krankenhaus, Kittel wird gestellt, darunter Leinenhose und Hemd etc. Blut abnehmen ist reine Schwesterntätigkeit, es lohnt sich aber, mit ein paar connections, mal die zuständigen Fachschwestern zu besuchen. Allerdings auch dort Fließbandarbeit mit zum Teil fragwürdigen Hygienestandards.
Insgesamt kann man sagen, es lohnt sich ein Auto zu mieten, da es einfach die praktischste Möglichkeit ist, die Insel kennen zu lernen.Parken kann man hinter dem Krankenhaus, wenn man sich halbwegs gut mit dem Parkboy stellt, hält der auch täglich noch ein Plätzchen frei. Gewohnt haben wir im Norden, GrandBaie, da dort auch das Nightlife mit am Besten ist. Der große Nachteil an Mauritius ist, sobald du dich dort als Weißer bewegst, geht jeder automatisch davon aus, dass du reicher Touri bist. Feilschen bringt gar nichts, auch wenn du nach vier Wochen bestimmt angibst, die billigen Taxipreise zu kennen, fährt der Taxler lieber ohne dich zurück als auch nur einen Rupie günstiger zu fahren.
Wer ein wenig authentischer und günstiger wohnen will, sollte dann sicher alle anderen Orte bevorzugen. Am Krankenhaus selbst kann man günstig Mittag essen auf einem Markt, täglich wechselnde Gerichte für ca 2 Euro.
Die Wohung, guten Standards hat für drei Personen 750Euro mtl gekostet, wäre aber durchaus billiger möglich gewesen.
Insgesamt traumhafte Erfahrung, unbeschreiblich ein derart anderes Gesundheitswesen kennen zu lernen, auch natürlich super work-life-balance, wenn man zwischen 14-15h dann noch an den Strand fahren kann. Ansonsten ist auch die Hauptstadt seeeehr zu empfehlen, besonders das Pferderennen am Samstag und der Markt ein Erlebnis (Eintritt gratis für Frauen!). Ich denke allerdings, dass ein halbes Tertial durchaus genug Zeit ist, Land und Leute ausgiebig zu erkunden.
Bewerbung
Es lohnt sich, mind ein Jahr vorher mit der Planung anzufangen, da die Bewerbung übers Ministry of Health läuft und mitunter sehr zäh ist.
moh@mail.gov.mu
Auch für die Unterzeichnung der PJ- Bestätigungen etc sollte man VIIIIIIIEL Zeit einplanen, da auch das ein überaus mühsames Verfahren war.