Hallo,
ich war von Nov. 14 bis Feb. 15 von meinem PJ-Quartal (in Mannheim haben wir Quartale) berichteten. Aufgabenfelder für UHUs waren Station (Patienten aufnehmen, Pat. im Rapport vorstellen), OP (Hacken halten und mit operieren), Notfall.
Kurz etwas zum allg. Tagesablauf: ca. 7 Uhr Anfang, 7.20 Uhr Rapport (Notfall-Pat. der Nacht, OP-Programm vom nächsten Tag: das sollen die UHUs vorstellen, d.h. kurz die Pat. vorstellen), danach eventuell Fortbildung (Montag und Dienstag), dann eventuell Kaffee trinken, dann OP/Stationsarbeit, 15 Uhr Röntgen-Rapport.
Der Anfang war etwas holprig: keiner wusste dort das wir (hab im Nov. mit noch einem UHU=Unterasssistent angefangen) dort anfange. Das ist allerdings sicherlich zum Teil dem Wechsel des Chefs in der Chirurgie geschuldet. Ich hatte mich beim alten Chef beworben, anscheinend wurde es nicht gut kommuniziert, wann neue UHUs kommen (das Problem trat in der Folge auch noch bei andern UHUs auf). Deswegen war alles etwas unorganisiert: hatten keinen Badge (Ausweis mit dem man sich aber auch in die EDV einloggen kann), keinen Piepser, haben keine Einführung bekommen. Leider fühlte sich damals auch noch kein Assistenzarzt dafür direkt zuständig uns einzuweisen. Auf Station hies es dann oft "dann mach das doch mal" ohne das es jemand gezeigt hätte. Teilweise wurde es einem dann gezeigt, teilweise aber auch nicht. Dies hing ganz von den Assistenzärzten auf Station ab, die Spanne reichte von extrem gut (einige nahmen sich trotz Stationsstress Zeit Nahtkurse für uns zu machen/viel zu erklären) bis schlecht (einige sahen UHUs als ausschließlich eigene Sekretärin/Schreibkraft). Die meisten Assistenzärzte waren jedoch nett und zeigten einem viel und erklärtem einem etwas wenn man fragte. Richtiges "Teaching" z.B. auf der Visite fand jedoch nicht statt.
Die Oberärzte hingegen sind alle sehr nett und sehr bemüht einen etwas machen zu lassen und einem etwas beizubringen. Wie überall, gibt es einige mit denen man besser kann als mit anderen . Aber der Grossteil war wirklich super! Man kann beispielweise auch in die Sprechstunde mitgehen, wo die Oberärzte direkt Pat. sehen. Dort ist es dann möglich selbst Pat. zu sehen, untersuchen und dann kurz mit dem Oberarzt zu besprechen. Kriegt also direktes Feedback, super!
Während meiner Zeit war auch eine regelmässige Teaching-Stunde durch einen Arzt im Aufbau, beispielsweise durch den Oberarzt. Fand während ich da war leider nur 1x statt, war aber sehr gut!!! Denke das wird ausgebaut, da der UHU-beauftragte Oberarzt sehr motiviert, nett und aufgeschlossen ist!
Im OP hängt es ein bischen davon ab mit wem man am Tisch steht. Einige Oberärzte (und Assistenzärzte) lassen einen schnell viel machen, bei anderen ist man erstmal für Wochen der Hackenhalter:) Aber generell war es so, dass man nach gewisser Zeit als minimum zunähen/annhähen durfte. Auf der anderen Seite durfte man kleinere OPs (z.B. Pilonidalsinus) in Anwesenheit des Oberarztes selbst machen, was echt super ist!
An OPs macht Liestal sehr viel, von Allg. Viszeralchirurgie (Leisten, Hernien) über Gefässchirugie (Varizen, Aneurysmata) bis hin zur Thoraxchirurgie (Lungenteilresektion etc.). Das ist echt super, sehr vielseitig. Als I-Tüpfelchen kann man hier auch den Da-Vinci in Aktion sehen, sie operieren Rektumkarzinome damit.
Es ist zudem möglich, auf den Notfall zu gehen, sofern genug UHUs auf Station vorhanden sind (waren zu max. Zeiten 7 Stück). Dort lernt man extrem viel, und ich würde jedem empfehlen dort hinzugehen! Die Ärzte sind sehr nett dort. Man nimmt dann die Pat. selbst auf, untersucht sie, bespricht sie mit dem Assistenzarzt und dann mit dem Oberarzt. Je nachdem welche praktischen Aufgaben anfallen, kann man diese auch selber machen (arterielle BGA, Anästhesie+Nähen).
Gewohnt habe ich im angegliederte Schwesterwohnheim. Das Zimmer hatte integrierte Bad, Küche war eine Gemeinschaftsküche. Dort kam man sehr nett mit den anderen Leuten (andere UHUs, RTAs etc.) in Kontakt, arbeiten auch alle im Spital. War eine schöne Atmosphäre abends noch ein Bierchen zu trinken mit den netten Leuten.
Nachtdienste mussten wir damals noch nicht machen (aufgrund UHU-Mangel am Anfang), was gut war, hatte die Wochenenden frei:) Und der Freizeit-Wert der Schweiz ist enorm, haben jedes Wochenende mit den Leuten aus dem Wohnheim Tagestouren in Städte/Hütten etc. geplant.
Fazit: es war eine gute Zeit auf der Chirugie in Liestal und kann es weiter empfehlen. Nochmal kurz Vor-/Nachteile:
Nachteile: etwas unorganisiert, keine Einführung, teilweise seltsame Assistenzärzte (kein grosses Teaching), kein regelmässiger Unterricht
Vorteile: sehr nette Oberärzte, sehr motivierter UHU-Beauftragter der Dinge ändern und verbessern will, lernt nähen und knoten, teilweise mitoperiern, Pat. im Rapport vorstellen, Möglichkeit auf Notfall zu gehen.
Abschließend lässt sich sagen, das ein Chirurgie-Tertial sehr viel schlechter sein kann als hier. Also klare Empfehlung von mir!
Bewerbung
Ich hatte mich 1.5 Jahre vorher beworben, geht aber auch sicherlich kurzfristiger. Einfach an die Sekretärin der Chirurgie schreiben.