Hier erfreut man sich schon am ersten Tag an bayrischer Freundlichkeit und Gemütlichkeit :) Man wird einer Station zugeteilt und bekommt dort seinen Mentor, der einen einlernt.
Auf Station ist die typische PJ-Arbeit angesagt: Blut abnehmen, Blut abnehmen, Viggos legen, Briefe schreiben und zwischendurch wieder Blut abnehmen. Es gäbe zwar eine dafür zuständige Arzthelferin, die lässt aber sehr gerne den Großteil für PJler übrig. Visiten werden ohne Pflege durchgeführt, weil auf pflegerischer Seite sehr großer Personalmangel besteht. Deshalb sind auch einige Betten gesperrt gewesen, und da es auf ärztlicher Seite nicht besser aussieht, kommt es regelmäßig zu - nett gesagt - organisatorischen Schwierigkeiten. Der ärztliche Personalmangel ist sehr deutlich und führt nicht nur zur Dekompensation einzelner, sondern auch bei Krankenstand zum Kollaps des ganzen Systems.
Deshalb fällt der Unterricht die meiste Zeit aus, wenn stattgefunden, dann einwandfreie, EBM- und Guidelines-basierte Besprechung. Wir waren allerdings öfter auf der chirurgischen Seite zur Lehre eingeladen, auch wiel bei uns nichts stattfindet.
Unrecht hat der Vorredner von 2013 mit seiner Bewertung nicht, denn hier wird wirklich penibel aufs Geld geschaut. Die DRG-Schulung gibts wirklich regelmäßig und Patienten werden vorher entlassen, bevor sie trotz Indikation auf eine andere Fachstation verlegt werden - damit sich diese "nicht die Fallpauschale krallen". Auch die Einrichtung, die Informatik und viele medizinische Devices sind großteil veraltet und zeugen davon, dass hier nicht sinnvoll gespart, sondern jede Modernisierung verweigert wird.
Rotieren kann man auf die andere Station, in die Notaufnahme und in die Diagnostik. Auf der Notaufnahme herrscht allerdings meistens ein sehr rauer Umgangston der handelnden nicht-ärztlichen Personen, als PJler ist man hier schlichtweg nicht erwünscht.
Essen: wird im Haus gekocht und schmeckt gut, bei mehreren Menüs ist für jeden etwas dabei. Das gestellte Frühstück ist ausreichend, aber wenig abwechslungsreich. Beim Abendessen handelt es sich nur um eine Jause, die jeden Tag aus dem selben Brot, dem selben Tetrapak Apfelsaft, einer Tomate/Apfel/Orange und einem Frischkäse besteht - das kann man nach ein paar Tagen einfach nicht mehr sehen, ganz zu schweige davon dass ein Erwachsener davon satt wird. Nett gemeint, das Küchenpersonal ist auch sehr freundlich, aber den Hunger stillt das nicht.
Lohn: 400€ pro Monat sind wohl in geografischer Nähe Spitze, vorallem wenn man bedenkt, dass man dazu noch die Unterkunft und 3x Essen gestellt bekommt.
Unterkunft: Ein Zimmer im Personalwohnheim wird gestellt, dabei teilt man sich mit jeweils einem/r anderen Bad, WC und Kochnische. Das Haus selbst ist allerdings sehr heruntergekommen, von meiner Nachbarin treffend als "Baracke" bezeichnet. Uralte, staubige Teppichböden im Gang, eine Unmenge an nicht reparierter Defekte (Lichter, Lift usw.) und quasi in jeder Wohnung irgendwelche kaputten Sachen (Kühlschrank, Heizung,...) zeugen auch hier davon, dass wohl seit vielen Jahren kein Cent mehr in das Haus investiert worden ist. Ganz zu schweigen von den harten Matratzen, die wohl aus Holz sind...Beispielgebend für das Wohnheim ist im Treppenhaus auf den Feuermeldern die Aufschrift "Außer Betrieb".
Für die Anreise am Vorabend oder Abreise ist man sehr flexibel, der Schlüssel kann aufgelegt werden. Bei Bedarf gibts auch einen Parkplatz dazu.
Freizeit: Wer nach Bad Tölz kommt, muss damit rechnen, dass das ein Kaff ist. Natürlich gibts das Alpamare (fraglich, wie lange noch) und ein paar schöne Orte und in Winterzeiten ist auch der Christkindlmarkt eine einladende Abendgestaltung - allerdings ist die "Stadt" um spätestens 19.30 ausgestorben. Kreativität ist gefragt ;) aber meistens sind eh einige PJler da :) Das Krankenhaus stellt einige Ermäßigungen (zB für Eishockey) zur Verfügung.
Bewerbung
ein paar Monate voher per Email ans Sekretariat, aber meist sind nicht alle Stellen besetzt