Das KSSG ist ein Klinikverbund aus 3 Kliniken mit insgesamt über 5000 Mitarbeitern.
Neben dem eigentlichen Kantonsspital gibt es die Spitäler Flawil und Rorschach, in das man als Unterassistent je nach Aufenthaltsdauer auch rotiert.
Vorweg muss ich sagen, dass das Tertial in St. Gallen mit Abstand das beste war, was mir passieren konnte. Ich war schon vorher sicher orthopädisch interessiert und habe mir das Haus bewusst deswegen ausgesucht.
Als Unterassistent ist man in der gesamten Schweiz kein Blutabnehmer, sondern vollständige Arbeitskrarft. Das heisst man hat nicht nur Rechte (oder eben keine) sondern auch Pflichten, die den Arbeitstag dafür sinnvoller machen.
In St. Gallen ist die Orthopädie in Teams aufgeteilt: Schulter, Knie, Wirbelsäule, Fuss/Tumorchirurgie und Hüfte. Man wird in einen Dienstplan eingeteilt, sodass man je nach Anzahl der Unterassistenten entweder alleine oder mit mehreren Leuten durch die einzelnen Teams rotiert und alles einmal sehen kann. Je nach dem ist es auch möglich Wünsche zu äussern und ggf. länger in einem Team zu bleiben, sofern es passt. Man kann wohl auch auf den Notfall rotieren, vorausgesetzt es sind alle Teams abgedeckt.
Der Tagesablauf ist wie folgt:
Um 7:00Uhr ist Morgenrapport mit Röntgenbesprechung. In regelmässigen Abständen wird an dieser Stelle nach dem Rapport von einem der Teams an drei Tagen der Woche eine Fortbildung mit Case Report usw. zu einem bestimmten Thema gehalten. Nach dem Rapport gehen alle zusammen Kaffee trinken, vorausgesetzt man ist im OPs eingeteilt, dann sollte man zusehen dass man da auch hinkommt.
Je nach Team hat jeder Tag eine Art Stundenplan, was so ansteht. An 2-3Tagen ist dann OP Tag, dann gibt es Team- und Privatsprechstunde und auch feste Zeiten für Infiltrationen. In den Sprechstunden darf man je nach Teamleiter eigene Patienten anschauen, das Ausmass hängt dabei vom eigenen gezeigten Interesse ab und wie man sich bei den ersten Malen unter Supervision anstellt. Ähnliches gilt auch für OP und Infiltrationen, der Raum der Kompetenz ist nach oben also wie immer selbstbestimmt.
Die Aufgaben als Unterassistent sind gewissermassen nach Priorität geordnet:
1. OP
2. Sprechstunde
3. Eintritte: dabei handelt es sich um die Aufnahmen der Patienten die am nächsten Tag operiert werden. Dazu gehört ein kurzer internistischer und natürlich der orthopädische Status, den man im Übrigen auch für die Sprechstunde beherrschen sollte oder eben dort lernt. Der Arbeitstag endet unterschiedlich um 18/19Uhr. Dazu muss man wissen, dass die Schweizer insgesamt länger arbeiten als die Deutschen.
Das Spital selbst kümmert sich hervorragend um seine Mitarbeiter. So gibt es jährlich zwei riesige Personalfeste, bei denen das Kantonsspital alles bezahlt und alle Mitarbeiter eingeladen sind.
Auch in der Orthopädie wird sehr auf das Wohl der Mitarbeiter geachtet. Neben dem Weihnachtsessen gibt es einen 2-tägigen Skitag in Arosa, den ich leider verpasst habe.
In unregelmässigen Abständen gibt es ausserdem den Journal Club mit gemeinsamem Abendessen, bei dem Unterassistenten gerne gesehen sind.
Insgesamt lässt sich meine Zeit in St. Gallen als perfekt gelungene Zeit bezeichnen, ich würde jedes mal wieder dort hingehen.
Das Team ist insgesamt sehr cool, es sind viele Deutsche und Österreicher dort und und man ist abgesehen vom Chef mit allen per "du". Teamleiter, Oberärzte wie auch Prof. Jost sind motiviert einem jegliche Fragen zu beantworten und haben Spass an der Lehre.
Wie immer und überall muss gesagt werden: man bestimmt seine Zeit und was man machen darf zum grossen Teil selbst. Das meiste Erlebte ist Resonanz.
Wer Lust hat auf Orthopädie und viel lernen möchte, ist man in St. Gallen genau richtig aufgehoben.