Es musste ja so kommen. Allen Anti-Charite-PJ-Berichten zum Trotz hatte ich mich dennoch auf einen Platz im Anästhesieteam im OP des Virchowklinikums beworben - und leider auch erhalten. Da ich bereits vorher in einem anderen Haus in der Anästhesie famuliert habe, freute ich mich tatsächlich auf weitere 8 Wochen OP-Zeit mit Einleitungen, Intubieren, ZVKs legen, Beatmungen regulieren und eben allem was Anästhesie so ausmacht. Leider wurden daraus 8 Wochen voller Langeweile und Fragen nach der Sinnhaftigkeit des PJs. Ich wurde dem Allgemeinchirurgischen OP-Teil zugeordnet, der insgesamt 5 der 15 Säle ausmacht. Die beiden zuständigen Oberärzte waren zwar initial sehr nett, kümmern sich aber null um PJler. Mir wurde gezeigt, wo der OP-Plan hing, mit dem Hinweis, ich solle mir jeden morgen einen Saal suchen, den ich interessant finde. Fertig war die Betreuung. die nächsten drei Wochen ging ich jeden Tag auf gut Glück in einen anderen Saal, da mir die abgekürzten Nachnamen auf dem OP-Plan absolut nichts sagten. Aufgrund des hohen Durchlaufs an Assistenzärzten fing ich jeden Tag wieder von Neuem an zu erklären wer ich denn sei und was ich gerne tun würde. Die Assistenten waren dabei meistens dermaßen selbst im Stress, dass ich die ersten drei Wochen wirklich keinen einzigen Handschlag tun durfte. Nichts. Nada. Niente.
Darauf angesprochen, zuckten die Verantwortlichen lediglich mit den Schultern, nahmen mich mit in einen Saal und ließen mich dann dort weiterhin nur zuschauen. Ab und zu gab es mal eine Frage in meine Richtung, aber egal ob ich sie richtig oder falsch beantwortete, es interessierte niemanden. Auf die Frage, ob ich denn vielleicht auch mal intubieren dürfte, schaute man mich schräg von unten an - "Meh" war der dazugehörige Kommentar. Den Assistenten war es sogar oberärztlich verboten, mich mehr machen zu lassen, als ab und zu mal eine Flexüle zu legen. Selbst die Chancen ergaben sich selten, da meistens die Pflege darum gebeten wurde. Die restlichen Wochen vergingen wahnsinnig zäh und langsam. Zum Glück war Weihnachten in diesem Teil des PJs, ansonsten hätte ich eine Menge Fehltage nehmen müssen. Der einzige positive Aspekt an so viel oberärztlichem Desinteresse war, dass man nicht vermisst wurde, wenn man nach seiner Mittagspause nicht zurück kam - um 11. Der Kontakt zur Pflege war hingegen durchaus positiv.
Andere PJler, die zur gleichen Zeit im OP eingesetzt waren, berichten allerdings durchaus gute Dinge über ihren Einsatz. Die Oberärztin aus dem Neuro-OP ist wohl sehr engagiert. Ebenso scheint der Gyn-OP besser zu sein für PJler.
Falls ihr wider besseren Wissens nun doch zur Charite in die Anästhesie wollt - lasst euch am Anfang auf keinen Fall und unter keinen Umständen für die Allgemeinchirurgie einteilen. Die wollen euch nicht, ihr lernt nichts. Es ist völlig vergebene Zeit. Ich habe tatsächlich nichts (!) gelernt, außer aus wie vielen Einzelplatten die Decke der einzelnen OP-Säle besteht. Absolut zum Kotzen - und dafür bin ich jeden Morgen so früh aufgestanden. Danke für nichts.
Bewerbung
Normal - innerhalb der offiziellen Fristen des PJ-Büros