Leider war die erste Tertialhälfte (die ersten 8 Wochen auf Stat. C1) der reinste Horror: als PJler ist man dort "Mädchen für alles": angefangen bei Botengängen und Patientenbegleitungen zu bildgebenden Untersuchungen inkl. sinnlosem Herumsitzen in Wartezimmern (selten unter 2 Std.), über Kaffee kochen/McDonalds-Botengängen (!) bis hin zum Arztbriefe "vor"schreiben (=copy 'n' paste + Verlauf aus der Akte selbst schreiben) war alles dabei. Während der ersten Woche wurde man wie Luft behandelt, dann musste man sich anschauen wie Arztbriefe anzufertigen sind und von da an - wenn man sich nicht blöd anstellte und halbwegs gut schreiben konnte - war man zum Arztbriefe-Schreiben verdonnert- dies nicht selten bis 18 Uhr. Jeden Tag wieder musste man rumschleimen und fragen, ob man denn endlich gehen dürfe - lang nach offiziellem Dienstschluss. Zwischen Weihnachten und Neujahr wurde dem Studenten nicht frei gegeben, ebenso wenig hatte man mal einen Brückentag frei.
Zwischendurch musste ich - zum Glück - auch ärztliche Aufgaben wie Pat. aufnehmen, eine Erstuntersuchung durchführen und das Verfassen einer Krankengeschichte übernehmen. Dies alles aber zusätzlich zu Papierkram wie o.g. Arztbriefe oder MDK-Gutachten (!!), die erstellt werden sollten. Während der gesamten ersten 8 Wochen war es mir nicht möglich, auch nur an einer einzigen ärztlichen Fortbildung teilzunehmen, weil man stets eine Aufgabe für mich hatte. Diese mir aufgetragenen Aufgaben hatten nicht im geringsten etwas mit medizinischer Ausbildung zu tun. So musste ich beispielsweise für die Dauer von rund 50 Minuten Infusionen überwachen, sollte Akten ins Archiv oder den Schwesternstützpunkt tragen oder Pat. zur Visite hereinrufen. In keinster Weise habe ich je eine Anleitung zur Führung einer eigenen Visite oder Erstellung eines diagnostisch-therapeutischen Behandlungsplans/Medikation bekommen oder bin gar ermutigt worden, eigene Pat. zu betreuen. Ein Mal bin ich unabgemeldet trotzdem zur Fortbildung (die nebenbei bemerkt verpflichtend für alle Assistenzärzte war (!)) gegangen - nach 20 Min wurde die Tür aufgerissen und ich -coram publico- unter Geschimpfe herausgeholt. ...
Nach einer erfolglosen Beschwerde beim zuständigen Oberarzt habe ich mich zur Tertialhalbzeit an den PJ-Beauftragten des Klinikums gewandt und die Rotation auf eine andere Station erwirkt - nicht ohne mir den Groll der alten Station zu zuziehen.
Auf Station B2 brachen dann goldene Zeiten an: ab dem ersten Tag war ich als gleichberechtigte quasi ärztliche Kollegin ins Team integriert, wurde zur Betreuung eigener Patienten angeleitet und konnte mich aktiv in den Stationsalltag einbringen. Das war ein lohnender Ausgleich, der das Tertial zumindest während der letzten Wochen interessant gemacht hat.
Dennoch lautet mein Fazit: Wählt für das äußerst spannende und abwechslungsreiche (Wahl)Fach Psychiatrie nie nie nie diese Klinik!!!