PJ-Tertial Gastroenterologie in Inselspital Bern (11/2014 bis 3/2015)
Station(en)
Gastroenterologie/Hepatologie: Ambulanz und Endoskopie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Allgemeiner Teil:
Ich hatte mich im Rahmen meines Innere Tertials für die Gastroenterologie & Hepatologie in Bern beworben. Die Koordination der PJler wird durch Frau Schaffner koordiniert, der zu jeder Zeit die Zufriedenheit der Studenten am Herzen liegt und die sich sehr fürsorglich kümmert. Leider gibt es keine klare Trennung zwischen den PJlern der viszeralen Chirurgie und Inneren Medizin (Gastroenterologie und Hepatologie). So habe ich erst mit der Zeit gesehen, welche Merkblätter und Termine für mich im Speziellen wichtig waren.
Zu Beginn meines Tertials im November 2014 wurden alle Studenten, die sich wie ich in der Abteilung für Gastroenterologie & Hepatologie beworben hatten, in das hepatologische Ambulatorium eingeteilt. Mir wurde vor Ort dennoch ein Wechsel ermöglicht (ich hatte mich für die Abteilung Gastroenterologie/Hepatologie beworben), sodass ich 8 Wochen in der Hepatologie und 8 Wochen in der Gastroenterologie eingeteilt war. Ich würde bei einer Bewerbung schon vorher erwähnen, dass man gerne in beiden Abteilungen eingeteilt werden möchte.
Im Vergleich zu dem PJ in Deutschland hatte ich deutlich mehr Verantwortung und eigenverantwortliche Arbeit, aber auch längere Arbeitstage. Da ich weiß, dass beide Abteilungen auch auf dieser Seite die Berichte lesen, möchte ich mich noch einmal bei allen Kollegen und Kolleginnen, die ich während meiner Zeit im Inselspital kennen gelernt habe, für die sehr schöne & lehrreiche Zeit bedanken.
Rückblickend würde ich jeden darauf hinweisen, dass die Berichte alle mehr oder weniger passen, aber man schlecht einschätzen kann, welche Ansprüche/Erwartungen der Verfasser hatte. So hatte ich vor Beginn meiner Zeit im Inselspital aufgrund der Bewertungen beim PJ-Ranking andere Vorstellungen von der Arbeit und den Aufgaben als ich nun rückblickend berichte.
Das Berndeutsch, ist am Anfang wirklich sehr schwierig zu verstehen. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und versteht es immer besser. Insgesamt ist es aber sehr hilfreich, wenn man Englisch, Französisch oder auch Italienisch spricht.
Das Inselspital ist eine Universitätsklinik der Maximalversorgung und wirklich riesig. Dennoch ist mir im Vergleich zu deutschen Krankenhäusern aufgefallen, dass der Umgang mit den Patienten grundsätzlich freundlicher und zeitlich nicht so eingeschränkt ist und die Mitarbeiter untereinander einen sehr netten Umgang haben.
Bern und Umgebung sind landschaftlich sehr schön. Wir waren an den Wochenenden viele Städte besichtigen und oft Ski im Berner Oberland fahren.
Als PJler (=Wahljahrsstudent) bekommt man immer denselben Vertrag. Da die Voraussetzungen und Bedingungen in den jeweiligen Abteilungen mit Urlaub, Diensten und Arbeitszeiten aber völlig unterschiedlich sind, kann man sich aufgrund des Vertrages lediglich an dem Gehalt orientieren und alles andere besser in den Bewertungen nachlesen.
In Bern herrscht akuter Wohnungsmangel. Ich habe in einem der Personalwohnhäuser gewohnt. Es gibt viele verschiedene. Wichtig ist, dass nur das 8er modern und mit eigenem WC/Dusche auf dem Zimmer ist. Insgesamt ist es schwierig, ein Zimmer in den Personalwohnheimen zu bekommen. Es war sehr unpraktisch, dass man von offizieller Stelle keine definitiven Zusagen erhält, sondern die Zimmerzuteilung erst 3 Monate vorher bestätigt wird. Ich habe hier viele Leute kennengelernt, die spontan Glück hatten wohingegen andere sich lange vorher beworben hatten und keinen Platz bekamen. Bei mir war es ähnlich: Ich bewarb mich 2 Jahre zuvor um ein Zimmer und erhielt die Aussage, dass es sehr sicher klappt. Als ich 3 Monate vor Beginn des Tertials vorsichtig nachfragte, gab es keine Zimmer mehr. Letztendlich ging mit Druck, Freundlichkeit und Beharrlichkeit dann doch noch etwas. Bei uns im PH8 hat man sehr viele Leute kennengelernt und wir haben uns fast jeden Abend in der Gemeinschaftsküche getroffen und etwas gekocht, gegessen oder nur gequatscht. Auch hat man so einfach sehr viele andere Leute (vom Unterassistenten=UHU=PJler bis hin zum Oberarzt) aus unterschiedlichen Ländern und Abteilungen kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Im PH3 oder 4 war dies etwas anders, da es Etagenküchen gibt und dort weniger los war. So haben wir uns meistens einfach alle im 8er getroffen und dort die Zeit verbracht. Leider war die Sauberkeit in den Gemeinschaftsräumen trotz zahlreicher Verbotsschilder nicht immer gegeben. Ihr solltet auch bei der Zimmerübergabe penibel nach Mängeln schauen, da beim Auszug selbst Fußleisten auf Sauberkeit geprüft werden und bei unzureichender Reinigung Kosten in Rechnung gestellt werden.
Die Schweiz ist unglaublich teuer und durch das Wegfallen des festen Wechselkurses für den Franken noch teurer geworden. Zum Beispiel kostet die PJ-Bescheinigung 50CHF. Der Lohn beträgt aktuell 1200CHF wovon 6,25% Sozialabgaben abgezogen werden. Netto bleiben somit 1125CHF zuzüglich anteiligem 13. Monatsgehalt. Da ein Mittagessen in der sehr guten Kantine um die 10CHF kostet, kam man mit dem Geld gut aus, konnte aber nicht alle Freizeitaktivitäten wie z.B. Skipass durch den Lohn bezahlen. Generell werden fast überall noch irgendwelche Gebühren erhoben (u.a. bei dem Konto). Ein guter und günstiger Anbieter für eine schweizerische Rufnummer ist AldiMobile. Insgesamt solltet ihr nicht zu eng kalkulieren, da es keine Möglichkeit mehr gibt, dass Gehalt durch Nachtwachen aufzubessern (dies war laut älterer Berichte früher noch möglich).
Nun die Berichte zu den beiden Abteilungen:
Hepatologie:
Mein Tertial habe ich in der Hepatologie begonnen. Dienstbeginn war um 7:30 Uhr mit dem Morgenrapport (=Frühbesprechung) im Bauchzentrum (Hier werden Patienten der viszeralen Chirurgie, Gastroenterologie & Hepatologie behandelt). Im Anschluss ist man mit mindestens einem Assistenzarzt und einem Oberarzt/Chefarzt für die ambulanten Patienten der Hepatologie zuständig. Jeden Tag der Woche hat ein anderer Oberarzt/Chefarzt seine Sprechstunde, sodass man mit dem gesamten Team zusammen arbeitet. Meine Aufgaben bestanden in der Anamneseerhebung, der körperlichen Untersuchung, Durchführung einer Elastographie der Leber, Therapieplanung und Verfassung eines Berichtes. Leider gab es zu Beginn meines Tertials aufgrund einer dünnen Personaldecke nicht die Möglichkeit, dass Patienten von mir unter Aufsicht eines Arztes behandelt werden konnten. Nachdem ich einen Tag den Ärzten über die Schulter geblickt hatte, sollte ich Patienten selber betreuen. Obwohl ich zu jeder Zeit alle meine Fragen stellen konnte, stellte diese Aufgabe aufgrund von sprachlichen, fachlichen und organisatorischen (unbekannte Passwörter für PC-Programme und verschiedenste Vordrucke für Anforderung von Untersuchungen) Hindernissen eine große Herausforderung dar.
Da mein Vorgänger leider nicht mehr im Inselspital war und die Merkblätter für neue Studenten in der Hepatologie veraltet waren, musste ich mir in den ersten Tagen das Verfassen der Briefe in dem unglaublich unausgereift programmierten Verwaltungsprogramm selber beibringen. Bis zum Ende meines Tertials habe ich nicht verstanden warum die Ärzte ihre Briefe diktierten und der Wahljahrstudent die Briefe selber abtippen und formatieren muss. Letztendlich stellte sich nach mehr als 2 Wochen heraus, dass ein ehemaliger PJler eine Anleitung zum Verfassen der Briefe geschrieben hatte. Leider erhielt ich dieses erst nach 2 Wochen, nachdem ich durch Nachfragen in verschiedensten Sekretariaten das Vorgehen selbstständig erlernt hatte. Da ich die Anleitung sehr sinnvoll und hilfreich empfunden habe, verbesserte ich diese zum Ende meiner Zeit und übergab sie dem Chefarzt. Solltet ihr auch als PJler in die Hepatologie kommen, fragt unbedingt nach dieser Anleitung oder bittet um ein Diktiergerät. Dies wird euch eine Menge an Ärger und Fragerei ersparen.
Insgesamt waren die Erkrankungen der Patienten sehr speziell. Nach einigen Tagen kannte ich mich aber immer besser aus und habe stetig Neues gelernt. Da man die Patienten vor Besprechung der Therapie dem jeweiligen Oberarzt/Chefarzt vorstellt, hat man sehr schnell die Therapie und Zusammenhänge der Erkrankungen gelernt. Sobald man den Brief nach der Sprechstunde geschrieben hatte, konnte man diesen digital zum Oberarzt schicken. Teilweise erhielt man ihn mit der Bitte um Ergänzung/Änderung zurück oder der OA/Chefarzt korrigierte ihn selber. Leider fehlte mir hier zeitweise die Rückmeldung, welche Fragen bei der Anamnese vergessen wurden oder welche Untersuchungen/Therapien man hätte machen sollen.
Insgesamt wurde eine Menge als bekannt vorausgesetzt und ich hätte mir gewünscht, dass man eine vollständige körperliche Untersuchung mit einem Arzt gemeinsam durchgeführt hätte. Mit der Zeit übernahm man zusehends mehr Patienten pro Tag und einen Großteil der Zeit verbrachte ich am PC mit dem Schreiben der Briefe. War dies zu Anfang noch sehr lehrreich, störte es mich mit der Zeit immer mehr, da der bürokratische Anteil den inhaltlichen überwog und das Verfassen im Gegensatz zum Diktieren deutlich länger dauerte. Sollte man sich als PJler für die Hepatologie entscheiden muss einem bewusst sein, dass man zwar eine Menge lernen wird, aber auch fest in den Tagesablauf der Ambulanz mit eingeteilt ist und man zeitweise das Gefühl hat, einen Assistenzarzt ersetzten zu müssen. Ich hatte mir zuvor keine Gedanken darüber gemacht, dass durch die Wahl einer sehr speziellen Fachrichtung wenige Einblicke in die breite Innere Medizin möglich sein werden. Dies kann Vor- und Nachteil zugleich sein, sollte von euch aber zuvor bedacht werden. Gab es interessante Fälle auf der Intensivstation oder in der Notfallambulanz, hat mich der Chefarzt einige Male mitgenommen und mir viel erklärt/mich viel abgefragt. Nachdem die Sprechstunde beendet war, habe ich meine Briefe kontrolliert, Laborwerte gesichtet und die neuen Briefe geschrieben. An fast jedem Tag der Woche gab es noch Tumorboards, Fortbildungen, Vorstellungen von Studien und Präsentation von Histologien der Leberpunktionen. Dienstschluss war meist zwischen 17-18 Uhr, aber an einigen Tagen auch später (zeitweise gab es eine große Anzahl an Symposien und das Schreiben der Briefe dauerte einfach sehr lange).
Insgesamt ist das Team der Ärzte und Pflege sehr, sehr freundlich. Gerade die MPAs haben mir immer gerne geholfen und ich habe das sehr gute Arbeitsklima zwischen Pflege und Ärzten im Vergleich zu Deutschland sehr geschätzt.
Ich habe eine Menge Gelernt, mich in die Abteilung integriert gefühlt (ich wurde vom Chefarzt auf einen Vortrag nach Zürich und auch zur Weihnachtsfeier eingeladen) und viel Spaß gehabt. Man sollte sich aber zuvor darauf einstellen, dass unter der Woche sehr wenig Freizeit bleibt. Dafür hat man, anders als in anderen Abteilungen, die Wochenenden meistens frei (an 3 Wochenendtagen habe ich Vorträge im Spital für die Hepatologie oder Gastroenterologie vorbereitet).
Gastroenterologie:
Nach 8 Wochen habe ich in die Gastroenterologie gewechselt. Auch wenn die Abteilungen auf dem Papier zusammen gehören, war dies eine völlig getrennt arbeitende Abteilung mit anderem Chefarzt. Auch hier wird die Arbeit von einem sehr wertgeschätzt und wirklich alle Ärzte, vom Assistenten bis zum Chef, sind unglaublich freundlich. Meine Arbeit bestand darin, für 14 Tage halbtags die Ärzte in den verschiedenen Sprechstunden zu begleiten (das Augenmerk lag aber deutlich weniger auf dem Schreiben von Berichten. Dies war immer möglich, aber nicht zwingend gefordert. Also weniger Pflicht bei nahezu gleicher Selbstständigkeit. Großer Vorteil: anders als in der Hepatologie musste man die Berichte nicht selber schreiben & formatieren, sondern durfte sie diktieren.). Die anderen 50% des Arbeitstages war man in der Endoskopie (je nach Arzt konnte man Kolos, Gastros, ERCPs und andere Interventionen sehen und auch mithelfen. Teilweise durfte ich bei einigen Ärzten auch selber gastroskopieren und Biopsien entnehmen). In den folgenden 14 Tagen war man dem Dienstarzt zugeteilt, der Visiten auf den Stationen macht, Notfälle behandelt und die Tagesklinik (Leberbiopsien usw.) betreut. Dies ermöglichte einem immerhin einen kurzen Einblick in die Stationsarbeit, der mir sonst vollkommen verwehrt geblieben wäre. Auf den Stationen waren PJler der viszeralen Chirurgie eingeteilt und keine PJler der Inneren Medizin (anders war dies z.B. in der Kardiologie). Im Anschluss folgten im Wechsel wieder 14 Tage Endoskopie/Sprechstunde bzw. Dienstarzt. Dieser Plan war für mich vorgeplant, aber es war niemand böse, wenn man sich spontan spannendere Dinge angesehen hat (man wurde teilweise sogar hinzugerufen). Momentan findet hier eine Neuplanung für Studenten auf der Gastro statt und ich habe gesehen, dass im Anschluss an meine Zeit schon 2 neue Studenten kommen. Dies sehe ich als großen Vorteil an, da anders als in der Chirurgie zu meiner Zeit kein anderer Student gleichzeitig mit mir dort war und der Austausch unter Gleichgesinnten etwas fehlte. Die Ärzte nahmen sich in den Sprechstunden und Endoskopien noch mehr Zeit als in der Hepatologie und brachten mir sehr viel im Fach der Gastroenterologie bei, obwohl sie hierfür teilweise ihre Freizeit opfern mussten.