In unserem Jahrgang war es das erste Mal möglich, am Krankenhaus St. Josef in der Inneren Medizin das PJ zu machen. Wir waren 4 PJler und rotierten jeweils 2 Monate auf internistische Stationen (2, 6 oder 7), 1 Monat in die Nephrologie/Dialyse (Station 5) und 1 Monat in die Notaufnahme.
Es handelt sich um eine allgemeine innere Abteilung ohne Trennung in Subspezialisierungen (Ausnahme: Nephrologie mit Dialyse bildet eine eigenständige Abteilung). Man sieht sehr viele Patienten mit häufigen internistischen Erkrankungen (Pneumonien, COPD, Herzinsuffizienz, hypertensive Entgleisungen, DM II, Leberzirrhose, CED usw.) aber auch Myokardinfarkte, Schlaganfälle inkl. Lysetherapie, viele Erstdiagnosen maligner Erkrankungen und differentialdiagnostisch sehr interessante "unklare" Fälle die möglichst auch weiterbehandelt werden und nicht gleich weiterverwiesen. Es gibt eine räumlich getrennte Intensivstation (Patienten dort mit dem zuständigen OA visitieren immer möglich, bei Interesse vielleicht auch Rotation?) sowie IMC-Zimmer auf der Normalstation.
Auf Station war es bei den meisten Assistenten möglich (und vom Chefarzt auch erwünscht) eigene Patienten unter Aufsicht selbstständig zu betreuen inkl. Aufnahme, Visiten, Teilnahme an der Diagnostik, Therapievorschläge bis zum Schreiben des Briefes. Briefe schreiben die Assistenten sonst selbst, ich habe nicht erlebt, dass das regelhaft zur "PJler-Aufgabe" gemacht wurde. Die morgendliche Blutabnahme-Runde erledigt die Pflege selbst (Ausnahme Station 5, hier aber meist weniger Patienten, daher Zeitaufwand begrenzt). Für Braunülen oder Blutaufnahmen, die sich im Laufe des Tages ergeben wird man öfter gerufen, es ist aber nie soviel, dass es einen von anderen Aufgaben abhalten würde. Auch in der Notaufnahme war es fast immer möglich Patienten selbst aufzunehmen, zu untersuchen, einen Plan für das weitere Procedere zu erstellen und dann mit dem Assistenzarzt zu besprechen. Man kann sich auch jederzeit das Ultraschallgerät schnappen und schon einmal "vorschallen".
Apparative Untersuchungen / Eingriffe:
- Ultraschall (Herz, Abdomen, Gefäße): Zuschauen jederzeit möglich, oft auch selbst schallen unter Anleitung und Erklären durch die Assistenten (v.a. in der Notaufnahme).
- In der Endoskopie: Gastros, Colos, Bronchos (sowohl diagnostisch als auch Eingriffe), ERCP, TEE: Zuschauen jederzeit möglich, Erklärung durch Oberärzte.
- Schrittmacher: Bei Anlage zusehen möglich, bei Schrittmacherkontrollen sehr ausführliche Erklärungen durch den dafür zuständigen Oberarzt
- Punktionen (Pleura und Aszites, seltener auch Perikard, Leber, Liquor und Knochenmark): Pleura und Aszites bei entsprechenden Kennntnissen auch selbst unter Aufsicht und Anleitung
Lehre:
Es gab in dem Sinne keine "offiziellen" Lehrveranstaltungen zu festen Zeiten, was aber nicht bedeutet das keine Lehre stattfand:
- Jeden mittag Röntgenbesprechung, in der es fast immer Fragen / Erklärungen zu den Bildern an die Studenten gab
- EKG-Kurs und die bereits erwähnte Schrittmacher-Erläuterung durch einen der Oberärzte
- Sonokurs durch einen anderen Oberarzt inkl. dickes Herzecho-Skript für jeden Studenten
- spontan in die Morgen- und Mittagsbesprechung "eingestreute" kurze Fortbildungen durch den Chef oder die OÄ
- und vor allem: die meisten Assistenten erklären auf Station / in der Notaufnahme ohnehin immer was sie tun und warum und man kann jederzeit fragen. Auch in den Funktionsbereichen kann man den OÄ jederzeit Fragen stellen. Auch durch das selbstständige Patienten betreuen sehr hoher Lerneffekt.
Eine PJ-Vergütung gab es zu unserer Zeit nicht, stattdessen einen Büchergutschein über 150 Euro (wie an der Uniklinik). Nicht zu vernachlässigen auch Essensgutscheine für das sehr empfehlenswerte Mittagessen (deutlich besser als an vielen anderen Krankenhäusern, frei wählbare Zusammenstellung und Menge).
Der Tag beginnt mit der Morgenbesprechung um 7:45 (bei Interesse um 7:30 IMC-Visite) und endet ca. gegen 16:00. Aus bestimmten Gründen mal früher gehen oder zeitversetzt arbeiten ist nach Rücksprache mit den Stationsassistenten eigentlich nie ein Problem. In der Notaufnahme sind auf Wunsch auch Spät- und Nachtdienste möglich.
Besonders hervorzuheben ist die sehr freundliche und angenehme Atmosphäre in der Abteilung. Gemeinsames morgendliches Kaffeetrinken und Mittagessen gehört fest in den Tagesablauf, und man ist als PJler fest in das Team integriert. Während unserer Zeit war der Stresspegel für die Assistenten durch krankheitsbedingte Ausfälle und Patientenzahl zeitweise sehr hoch, was sich aber niemals in unfreundlichem Ton niederschlug oder dazu führte dass man sich als Student fehl am Platz fühlte.
Das Einzige was am St. Josef "fehlt" sind einige sehr spezialisierte Bereiche. Wer sich also für invasive Kardiologie oder Hämato-Onkologie interessiert ist hier nicht gut aufgehoben, da es diese Bereiche schlicht nicht gibt. Allen Anderen kann man das Tertial hier uneingeschränkt empfehlen:
- allen, die Allgemeinmediziner werden möchten
- allen, die sich für "allround"-Innere Medizin oder für Innere Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Nephrologie oder Kardiologie (außer Linksherzkatheter und EPU sowie einigen sehr speziellen Eingriffen wird alles gemacht) interessieren
- allen, die eine andere Fachrichtung anstreben, aber gute Basiskenntnisse in Innerer Medizin erwerben wollen und das Tertial in einer entspannt-kollegialen Atmosphäre verbringen möchten