Ich wäre eigentlich einem kleinen Haus zugeteilt gewesen, hatte mich dann aber doch kurzfristig für einen Wechsel in eine Klinik der Maximalversorgung entschieden. Ich wollte unbedingt noch mehr Notfallerfahrung sammeln und da ich das Klinikum Neukölln bereits kannte und hier von einem ausgetüftelten Rotationsplan gelesen hatte, der auch einen Einsatz in der Rettungsstelle vorsah, stellte ich einen Tauschantrag.
Umso größer war die Enttäuschung als ich von der Sekretärin der Chirurgie eine Mail bekam in der ich gebeten wurde meinen Wunscheinsatz zu wählen. Zur Auswahl standen alle bisher genannten Einsatzgebiete außer der Rettungsstelle. Der Rotationsplan sei mittlerweile abgeschafft worden und mit ihm eigentlich auch der Einsatz in der Rettungsstelle. Man könne ein anderes chirurgisches Gebiet als Hauptteil wählen, gern aber auch noch einmal für einige Wochen in ein anderes reinschnuppern.
Ich entschied mich daher, mich direkt bei der Chefärztin der Rettungsstelle zu bewerben und überraschenderweise klappte es! Als erste Rettungsstellen-PJlerin überhaupt habe bis auf einen kurzen Ausflug in die Kinderchirurgie mein komplettes Tertial dort verbringen dürfen.
Dienstplanung/Ãœberstunden/Pausen/Studientag:
- Für Studenten gibt es ein Zwei-Schichtsystem (8-16 Uhr bzw 15-23 Uhr). Wenn man allein ist, kann man selbst entscheiden, wann man arbeiten möchte. Wenn Famulanten da sind, muss man sich absprechen. Auch Zwischen-, Nacht- und Wochenenddienste wären nach Absprache möglich gewesen. Wichtig ist jedoch, dass pro Schicht immer nur ein Student da sein darf. Wenn also bereits zwei Famulanten reserviert haben, muss man solange woanders hin.
- Überstunden musste ich nie machen. Ich bin aber oft freiwillig länger geblieben, wenn viel zu tun war.
- Pausen und Studientage waren immer möglich
Einsatz in der Rettungsstelle:
Das Neuköllner ist eine Klinik der Maximalversorgung, die Rettungsstelle eine der größten Deutschlands. Das chirurgische Team ist super! Es gibt darüber hinaus auch noch einen internistischen, neurologischen, psychiatrischen, HNO und gynäkologischen Bereich. Ich war natürlich primär der Chirurgie zugeteilt, wenn aber irgendwo anders ein spannender (Not-)Fall eingeliefert wurde, durfte ich nach Absprache auch in den anderen Abteilungen immer dazu!
Aufgaben in der Rettungsstelle
Ich bin die ersten zwei Wochen nur mitgelaufen, danach habe ich nach und nach mit eigenen Patienten angefangen. Ich habe den Patienten vorbereitet, die Anamnese und Untersuchung gemacht, den Rettungsstellenschein vorgeschrieben und ein Behandlungskonzept erstellt (z.B.: Labor, EKG, Röntgen, Konsile, Stationäre Aufnahme, OP, Therapieplan...). Dann habe ich mir einen Arzt dazugeholt, der hat die Untersuchung wiederholt und mein Diagnostik- bzw. Therapiekonzept überprüft und ggf. geändert. Wenn man möchte kann man in der Rettungsstelle wirklich viel lernen. Ich habe beispielsweise das Nähen gelernt und wie man Luxationen reponiert. Wenn man etwas nicht kann oder sich noch nicht zutraut, ist das auch kein Problem.
Die Patienten der Rettungsstelle:
Die Rettungsstelle ist immer gut bis extrem gut besucht. Auch Kinder mit BG-Unfällen werden über in der "Erwachsenen" Rettungsstelle behandelt. Wie in den meisten anderen Rettungsstellen auch sind viele Patienten keine wirklichen Notfälle (Eingewachsener Fußnagel Freitag Abend um 21 Uhr). Dafür bekommt man aber trotzdem noch genug echte Notfälle zu sehen, denn es gibt neben den vielen Frakturen und akuten Abdomen auch ein rotes Telefon, über das die schwersten Fälle (Polytrauma, Herzinfarkt, LAE, ICB, Apoplex im Zeitfenster) vorangemeldet werden. Auch Hubschrauber kamen regelmäßig. Ich habe unheimlich spannende Fälle gesehen! Beim Zustand nach Messerstecherei bin ich dann sogar gleich mit in den OP.
Fazit:
Ich kann das Tertial in der Rettungsstelle vom Neuköllner nur jedem empfehlen, der nicht zimperlich ist und auch mal mit anpacken kann. Ich hatte jedenfalls nicht nur viel Spaß dort, sondern habe auch wahnsinnig viel gelernt!
Bewerbung
Absprache mit dem Sekretariat der Viszeralchirurgie
Anfrage beim Sekretariat der Rettungsstelle
Bewerbung bei der Chefärztin der Rettungsstelle