Mein zweimonatiges Praktikum im Ulster Krankenhaus war vollkommen anders aufgebaut als ein PJ-Platz in Deutschland. Wer nach Nordirland kommt um seine praktischen Fähigkeiten auszubauen, seinen Umgang mit dem Patienten feinjustieren oder sich auf das Arzt dasein vorbereitet will, wird schnell enttäuscht. Aber alleine weil die (Nord-)Iren einfach super nette und aufgeschloßene Leute sind, war die Zeit hier mega interessant, und ich würde es wieder machen.
Von einem Med.Studenten im "Ulster" wird erstmal nichts verlangt, zugucken und zuhören. Die grundlegenden ärztlichen Tätigkeiten im Britischen Raum werden von den "Foundation year one doctors", den F1's erledigt, das sind quasi PJ'ler mit Approbation. Das Studium in GB dauert 5 Jahre, danach darf man als Assistenzarzt erstmal schön für paar Jahre durch alle Kliniken rotieren. Aufgaben als Student hat man somit keine. Wer doch seine Hände an dem Patienten anlegen will, muss das den Stationsärzten immer wieder klar machen. Auf Station wurde ich schnell übersehen und während meiner Zeit hat sich das ganze Ärzte-Team gefühlt jede zweite Woche gewechselt. Nach einer Weile war mir das dann zu anstrengend und ich hab mich für die restliche Zeit mit dem observieren begnügt.
Ich war einem Consultant (das Pendant zum Oberarzt, Chefärzte gibt es hier nicht) aus der Gastroenterologie zugeteilt und hab mich seinem Krankenhaus-Alltag weitgehend angeschloßen. Das heißt etliche Gastroskopien und ERCP's gesehen und bei seinen Visiten immer dabei gewesen. Trotzdem war es eine lehrreiche Zeit. Die Ärzte sind engagiert einem was beizubringen und mein Consultant war nie müde zu jedem Patienten fragen zu stellen.
Einmal in der Woche gab es die "Outclinics", Ambulanzsprechstunden wo ich meinem Supervisor beiwohnen konnte. Hier gab es noch mehr Fragen die ich zu beantworten hatte. Sehr lehrreich.
Im Ulster wird auch eigentlich jeden Tag eine Fortbildung angeboten, wo man immer herzlichst eingeladen ist. Das Niveau schwankt, wie in Deutschland sehr, aber alleine wegem dem Englischen haben sich diese Teachings immer gelohnt. Verköstigung oft in Begriffen :)
Alles in allem kommt man aus dem Krankenhaus früher raus und muss nicht regulär bis 17 Uhr bleiben. Damit man seine Zeit doch lehrreich verbringt paar Tipps:
- bei der Bewerbung an die Studienkoordinatorin Lee-Ann anfragen ob man einen Consultant aus A&E (Notaufnahme) bekommen kann. Ansonsten teils sie alle Inneren Mediziner in die Gastrologie ein
- sich an die F1's knüpfen
- in der Radiologie hospitieren, Ultraschallen ist Aufgabe der Radiologen. Und je nach Kompetenz/ Penetranz und Radiologen kann man selber eventuell schallen
- in der A&E gibt es auch viel Fortbildung, wir hatten einen 4 tägigen EKG Kurs, nachfragen!
- zwei Monate reichen mehr als aus
Wohnen kann man für umsonst im Krankenhaus-Gelände. Bad und Küche wird geteilt und modern sieht anders aus. Nach einer Weile habe ich aber eine emotionale Bindung zum "Kelly-House" aufgebaut und man lernt ander Studis kennen.
Und das Reisen kommt auch nicht zu kurz. Egal ob Arzt oder Schwestern, alle schlagen einem vor wo man doch hinreisen könnte. Man kriegt etliche "Lifts" irgendwo hin.
Belfast selber ist 'ne moderne Stadt. Man kann sich mit den "Troubles" beschäftigen oder im Queens University Quarter seine Zeit verbringen.
- BusRamblerTicket, Sonntags und Schulfeiertage kann man damit für 9 Pound alle Busse in Nordirland benutzen
- SmartLinkCard kaufen, man spart Geld
- Ultimate Frisbee spielen
Das Bewerben lohnt sich. Im Ulster Krankenhaus kann man sehr komplikationslos ein PJ Platz kriegen, ohne zeitliche Beschränkung, ohne Sprachzertifikat.
Bewerbung
- Bewerben tut man sich bei Lee-Ann, eine nette Frau die versucht bei allem hilfreich zu sein:
Lee-Ann.Irvine@setrust.hscni.net
- Das Ulster kann einen "Sub-Dean" Queens University Stempel ausstellen. Wenn das LPA den "Dean" Stempel trotzdem haben will muss man direkt bei der Queens anfragen
- Sich für ein Erasmus PLUS Stipendium bewerben, GB ist teuer!