PJ-Tertial Innere in Spital Flawil (2/2015 bis 5/2015)
Station(en)
B0, B3, Notfall (alle internistischen Stationen des Hauses)
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, Diagnostik
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
Kommentar
Das Innere-Tertial (bzw. bei mir Quartal) am Spital Flawil ist sehr zu empfehlen. Es ist ein kleines, familiäres Haus mit 6-9 stets recht jungen Assistenzärzten (wovon die gute Hälfte bei mir aus Deutschland war). Dazu einige Oberärzte und der Leiter des Départements Dr. Ruckstuhl. Mit wirklich allen Personen im Haus ist die Kommunikation und Zusammenarbeit sehr freundlich und offen. Meiner Empfindung nach ist es eine sehr viel freundlichere und persönlichere Arbeitsatmosphäre als in vielen deutschen Kliniken. Auch Fragen können niederschwellig gestellt werden und treffen immer auf offene Ohren, sowohl bei Assistenten als auch Oberärzten. Flawil hat eine Allgemeine-Innere-Abteilung, in der die Internisten auch die Sonos machen sowie eine kleine kardiologische Funktionseinheit mit Ergometrie und Herzechos. Zusätzlich gibt es ein Onkologie-Ambluatorium, mit dem ich kaum etwas zu tun hatte, sowie eine Palliativ- und Schmerztherapie, die auch etwas separat von der Inneren läuft.
Man bekommt als Unterassistent einen Assistenzarzt als Mentor zugeteilt und rotiert über verschiedene Stationen (beide Stationen sowie die Notaufnahme), wo man immer jeweils einem Arzt fest zugeteilt ist.
Ein paar Punkte eines typischen Tages: Röntgenbesprechung mit Morgenrapport, Visite, gemeinsame Mittagspause, Kardex(Kurven)-Visite, EKG-Befundung. Zwischendrin fällt das Übliche an Hausarzt-Telefonaten, Aktenarbeit, Berichteschreiben, Untersuchungen etc. an. Erwähnenswert ist hierbei, dass die Unterassistenten als feste Aufgabe haben, Schellong-, Mini-Mental- und Polyneuropathie-Tests zu machen, die Röntgenfälle im Rapport zu zeigen sowie mit einem Oberarzt zusammen EKGs zu befunden. Besonders letzteres ist ein super Training, die anderen Tests sicht nicht so viel, dass sie einen nerven.
Alle weitere Untersuchungen, z.B normale Patientenuntersuchungen bis hin zur ganz eigenen Patientenbetreuung oder Patientenvorstellung auf dem Notfall sind kein Muss, aber gern gesehen und extrem lehrreich in Bezug auf die spätere Tätigkeit. Man bekommt auch die Gelegenheit, seine Sono-Kenntnisse zu verbessern und kann mit Glück mal die ein oder andere Pleura- oder Aszitespunktion durchführen. Jede Woche gibt es eine Fortbildung, die von einem Assistenten gehalten wird, einen Journal Club und eine Fortbildung von einem Oberarzt.
Ich habe mich engagiert und hatte eine wirklich schöne und lehrreiche Zeit. Leider waren die Tage teilweise etwas lang, aber es war dank elektronischer Zeiterfassung gar kein Problem, das zu dokumentieren und später wieder in Freizeit auszugleichen. Man muss aber sicher keine Überstunden machen, wenn man nicht möchte.
Nicht unerwähnt bleiben sollte natürlich, dass die Schweiz einen super Freizeitwert hat. Gehaltstechnisch kommt man halbwegs über die Runden, auch wenn die Lebenshaltung in der Schweiz natürlich teurer ist als in Deutschland. Aber im Vergleich zu Deutschland kam ich wegen der guten Entlohnung unterm Strich besser weg.
Pro:
- kleines Spital mit familiärer Umgebung und super netten Ärzten
- persönliche Betreuung
- regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen und Röntgenbesprechungen
- viele Aufgabenbereiche (Pat. aufnehmen, Visite mitführen, Pat. übernehmen, Funktionstests, EKG-Befundung)
- Basics der Inneren Medizin
- Arbeit selbst einteilbar (man hat ein überschaubares Pflichtprogramm, kann aber bei Engagement auch viel selbst machen bis hin zu eigener Patientenbetreuung)
- günstige Unterkunft in Spital eigener WG (ca. 10 Gehminuten vom Spital)
- schöne Umgebung für die Freizeitgestaltung (Bodensee und Alpstein ganz nah, auch andere schöne Regionen und große Städte der Schweiz gut erreichbar)
- im Vergleich zu Deutschland sehr gute Bezahlung
Contra:
- relativ lange Arbeitszeiten (lt. Vertrag 48 h/Woche, jedoch bei eigenem Engagement durchaus auch mal mehr, was man aber alles in Freizeit ausgleichen kann)
- Man sieht wenig universitär-spezielle Fälle, da diese häufig in St. Gallen direkt im jeweiligen Fachbereich betreut werden
Bewerbung
Ich habe mich ein gutes Jahr vorher beworben, was gar kein Problem war. Infos dazu findet man auf der Seite des Kantonsspitals St. Gallen, Ansprechpartner war für mich Hansruedi Vögeli.
Man sollte jedoch früh die Wohnung für sich reservieren (bei Frau Walser aus der Hausökonomie im Spital Flawil), da man bei bereits belegten WG-Zimmern in Flawil auf das Wohnheim des Kantonsspitals in St. Gallen ausweichen muss (Fahrtzeit mit Bus und Bahn aber auch da nur eine halbe Stunde). Das Zimmer in Flawil kostet 350 CHF/Monat, in St. Gallen 370 CHF/Monat und wird direkt vom Gehalt abgezogen.