Wie für jedes Praktikum galt auch für das Tertial am KSW: Eine positive Grundeinstellung und viel Eigeninitiative sind entscheidend für eine gute Zeit.
Allgemein:
Der Umgangston im KSW ist grundsätzlich sehr freundlich und das Stresslevel durch die hohe personelle Besetzung deutlich geringer als in Deutschland. Nichtsdestotrotz gibt es auch in der Schweiz keine besonders gute Teachingkultur, die es schafft, Lehre in den Arbeitsalltag zu integrieren. Deshalb schnell rausfinden, wer kompetent und lehrwillig ist und dann mitlaufen, nachfragen, nachfragen, nachfragen ;) Da die Pflege viele PJler Aufgaben übernimmt, hat man auch viel Zeit, Dinge selber nochmal nachzulesen.
Möglichst früh sollte man anfangen, sich seinen Tagesablauf selbst zu gestalten, da man durch die häufigen Rotationen der Assistenten und Unterassistenten (UA) selten einen festen Ansprechpartner und z.T. auch viel Leerlauf hat. Tip: Nicht viel Zeit auf Station verschwenden, OP und Sprechstunde sind bei Weitem interessanter als Medianamnese erheben. Die UAs teilen sich selbst als Hakenhalter in die OPs ein, sodass man gut die gesamte Bandbreite an OPs sehen kann, auch wenn man nicht auf der entsprechenden Station eingeteilt ist (z.B. Handplastische, Uro, Gefäß- oder Neurochirurgie). Fast immer kann man sich auch freiwillig in spannende OPs dazustellen. In der Sprechstunde kann man je nach Assistent auch selbst Patienten untersuchen und den Brief diktieren. Auch hier gibt es meist keine direkten Ansprechpartner, einfach unermüdlich Leute ansprechen, ob man mitkommen kann und nachfragen ;)
Trauma:
Station: hauptsächlich Verbandkontrolle, für alles annähernd Internistische gibts ein Innere Konsil, lieber in OP gehen..
Sprechstunde: Man lernt die gängigen Gelenkuntersuchungen sowie Röntgenbefundung und bekommt einen guten Überblick über die konservative und postoperative Therapie der häufigsten Frakturen und Zerrungen.
Viszeral:
Die stationären Aufnahmen sind hier sehr abwechlungsreich: Leistenhernie links, Narbenhernie, Leistenhernie rechts, Schenkelhernie, Leistenhernie beidseits, Nabelhernie. Wer seinen Facharzt in Hernienpalpation machen möchte, kann sich hier austoben, für alle anderen gilt: ab in OP. Hier sieht man v.a. Darm- und Lungenchirurgie, wenn man Glück hat auch mal Pankreas- oder Schilddrüsenchirurgie. Insgesamt bekommt man einen guten Überblick über die gängigen OP Methoden.
Notfall:
Mit die beste Zeit im KSW: Alles was ich schon immer mal sehen wollte, konnte ich hier sehen. Von Appendizitis über Hodentorsion bis Polytrauma und Schulterluxation ist alles dabei. Man hat häufig den Erstkontakt mit den Patienten, kann viel Nähen und wird von Tag zu Tag sicherer in der Erstversorgung und dem Procedere, was man später als Nichtchirurg einleiten würde. Wenn zwischendurch mal Zeit ist, kann man auch im Sono einiges vom diensthabenden Radiologen lernen. In der Schweiz wird generell von den Assistenten fast jeder Schritt mit dem Oberarzt abgesprochen, deshalb immer selber sich die Zeit nehmen, das Procedere zu überlegen, das Röntgen/CT anzuschauen oder nachzulesen, ansonsten wird man nur besser im Zehnfingertippen.
Fazit:
Man sollte sich vorher Gedanken darüber machen, was man von dem Tertial erwartet. Wenn man Chirurg werden will und schon im PJ möglichst viel selbst mitoperieren will, ist es vielleicht nicht der richtige Ort. Wer wie ich, einfach sein allgemeines Verständnis für die Chirurgie und die chirurgische Erstversorgung vertiefen möchte, kann hier ein sehr breites Spektrum sehen. Insgesamt eine schöne und lehrreiche Zeit mit klarer Weiterempfehlung.
Bewerbung
per Mail an Beatrice Volz, UA Stellen werden sehr grosszügig vergeben