PJ-Tertial Visceralchirurgie in Spital Rorschach (3/2015 bis 6/2015)
Station(en)
A21
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Diagnostik, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Nur zu empfehlen!
Allgemein:
Ich hatte ein wirklich großartiges PJ-Tertial im Spital Rorschach und kann dieses Spital jedem nur weiterempfehlen!
Stimmung:
Die Stimmung im Spital ist sehr gut, was dem total netten Ärzteteam, der lieben Stationspflege und dem supertollem OP-Team geschuldet ist. Als PJ-ler wird man in kleine Reibereien nicht mithineingezogen.
Anders als das gewohnte "Haken und Klappe halten!", bekommt man im OP wirklich sehr viel bis ins kleinste Detail erklärt und darf (fast) immer, alles nachfragen.
Tätigkeiten:
Obwohl oder gerade weil es so ein kleines Spital ist, kann man bei sehr vielen unterschiedlichen Tätigkeiten dabei sein. Es ist möglich bei Notfällen mitzuhelfen und dort auch eigene Patienten zu betreuen - am Wochenende zusätzlich orthopädische Patienten. Zudem gibt es Spezialsprechstunden in der Viszeralchirurgie, Gefässchirurgie und Proktologie, hier ist es ebenfalls möglich zu visitieren und ggf. eigene Patienten zu betreuen. Gerade die proktologische Sprechstunde ist mit relativ häufigen Leiden wie Hämorhoiden o.ä. für das Allgemeinwissen sehr zu empfehlen. Die präoperative Sprechstunde wird von Assistenten und Unterassistenten bestritten. Hier macht ihr einen kurzen Status und Anamnese.
Es gibt zweimal täglich Visite, auf welcher PJler ebenfalls gerne gesehen sind, Stationsarbeit mit Briefen schreiben/diktieren gehört zum Alltag dazu, ist in der Chirurgie aber wenig aufwendig. Dickes Plus: Blutabnehmen und Viggos legen macht die Pflege! Niedere Tätigkeiten (Kopieren, Schreddern, Wasserholen, Akten bringen) müssen nur selten (je nach Arzt) durchgeführt werden.
In allen Bereichen ist es normalerweise jederzeit möglich bei diagnostischen Massnahmen dabei zu sein (Ultraschall) und ggf. selbst Hand anzulegen (Restharnsono, FAST in der Notaufnahme). Nähen lernt man in der Chirurgie, v.a. Intracutan EKN und fortlaufend – konnte auch Allgöwer und Donati üben. Je nach Arzt gehört z.b. Abszessspaltung in der Notaufnahme auch mit zum Programm :).
Herzstück jeder Chirurgie ist wohl der OP - das operative Angebot in Rorschach umfasst kleinere Eingriffe aus vielen Fachbereichen (Viszeralchirurgie mit Hernienchirurgie (TAPP, IPOM, Lichtenstein, Onstep etc.), Kolorectalen Eingriffen, Appendektomie, Cholezystektomie...), Proktologie (Von Hämorrhoiden über Pilonidalsinus bis Neurostimulation), Gefässchirurgie (Varizen), Handchirurgie (Karpaltunnelspaltung o.ä.), HNO (Tonsillektomie...))) Es ist immer möglich bei allen Eingriffen zuzuschauen und Fragen zu stellen. Je nach Assistentenlage ist das Assistieren, auch als 1. Assistenz mit Kameraführung (2D und 3D) regelmässig möglich, in Ausnahmefällen darf man sogar einen kleineren Eingriff machen :). Interessant ist auch zu erwähnen, dass die visceralchirurgischen Eingriffe fast ausschließlich in Single Port Technik durchgeführt werden.
Für grössere Eingriffe ist es möglich in St.Gallen zu visitieren.
Weiterbildung:
Es gibt keinen festen PJ-Unterricht, dafür werden aber coole Kurse angeboten. Z.b. Nahtkurs am Schweinefuss, Laparoskopiekurs am Hühnerschenkel und an der Schweinegallenblase. Zudem werden ca. 1-2 Mal die Woche Fortbildungen von den Assistenten zu verschiedenen Chirurgischen Themen gehalten, bei Interesse dürft ihr auch selbst Fortbildungen vorbereiten. Grössere Fortbildungen finden teilweise in Rorschach, teilweise in St. Gallen statt. Nach Rücksprache darf man auch an Fortbildungen fachfremder Fächern teilnehmen. Kongresse können in der Schweiz – als Student – meist kostenlos besucht werden. =)
Arbeitszeit:
Achtung – ich habe zwar sehr viel gelernt, war aber auch oft lange da. Die Wochenarbeitszeit beträgt nämlich 48 Wochenarbeitsstunden nicht 40 (!). Diese Zeit wird je nach Anzahl der PJler mehr oder weniger ausgereizt. Die reguläre Arbeitszeit ist 07:00-17:30, am Wochenende 07:30-19:30. Mittagessen ist ab ca. 2 PJlern regelmässig möglich. Es müssen regulär keine (!) Wochenenddienste abgeleistet werden. Wenn man doch am Wochenende arbeiten möchte gibt es dafür dann pro Wochenendarbeitstag einen regulären Arbeitstag frei. Keine Studientage.
Im Spital wird die gearbeitete Zeit elektronisch mittels Stechuhr erfasst – Überstunden jedoch erst auf Nachfrage gegeben.
Dafür gibt es ab einer Aufenthaltsdauer von 3 Monaten bezahlte Urlaubstage (bei 4 Monaten 7 Tage)
Wohnsituation:
Man kann sich ein Wohnheimzimmer für ca. 370 Franken nehmen und ist dann entweder direkt gegenüber des Spitals in Rorschach untergebracht oder in St. Gallen. (10km). Im Spital und im Wohnheim gibt es freies W-Lan.
Sprache:
Das Schweizerdeutsch ist im Kanton St. Gallen ist noch relativ gut verständlich, zudem reden die meisten auch Hochdeutsch – nach ca. einem Monat hat man sich einigermaßen reingehört. ;) Falls ihr euer Italienisch auffrischen wollt, ist die Schweiz sicher auch eine gute Wahl ;).
Gehalt und schweizer Preise:
Trotz den hohen schweizer Preisen (etwa 2-3x so teuer wie in Dtl.) ist es möglich von dem Gehalt zu leben. Für Wochenenddienste gibt es extra Geld.
Freizeit:
In der Schweiz gibt es sehr viel zu erleben! Macht euch schlau und versucht dann möglichst viel abzuklappern :D Die Region rund um den Bodensee ist wirklich sehr schön.
Extraplus:
Vom Spital aus hat man direkten Blick über den Bodensee.
Bewerbung
Mindestens 1 Jahr im Voraus als "Unterassistent" bewerben.