Diagnostik, Notaufnahme, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Mein PJ-Tertial im Waldfriede Krankenhaus hat mich darin bestätigt Gyn/Geb als Facharztausbildung anzugehen.
Ich bin inhaltlich sehr zufrieden mit dem Tertial; meine Lernkurve Fachwissen und meine praktischen Fertigkeiten betreffend, ging steil nach oben und alle Ärzte der Station (es gibt insg. 7 Ärztinnen, 3 OAs und einen Chefarzt auf der Gyn/Geb, sowie 1 Chefärztin, 1 Oberärztin und 3 Ärztinnen im Brustzentrum) haben alle meine Fragen immer gerne und sehr kompetent beantwortet, ließen mich selbständig untersuchen, Verantwortung übernehmen, Patientinnnen betreuen, im OP mitarbeiten, ohne, dass ich das Gefühl gehabt hätte, allein gelassen zu sein mit einer Aufgabe.
Der Arbeitsalltag gliedert sich in 4 Bereiche:
1) Aufnahmezentrum: findet 3x pro Woche statt. Es werden die Patientinnen für die OPs aufgeklärt, Anamnese erhoben, ggf. nochmals gynäkolog. untersucht und Konsile und weitere (internist.) Untersuchungen angemeldet, wenn erforderlich. Das Aufnahmezentrum ist nicht besonders spannend, aber man ist den dankbaren Assistentinnen eine große Hilfe mit dem ganzen administrativen Schreibkram und kann, wenn ein bisschen mehr Zeit ist, auch sonographieren, und natürlich auch das Aufklärungsgespräch führen, wenn man möchte.
2) Stationsarbeit (Gyn-Visite und Geb-Visite): Bei der Stationsarbeit kümmert sich eine Ärztin um die Wöchnerinnen und die Entbindungen sowie um die Erste-Hilfe-Patientinnen, die andere kümmert sich um die gynäkolog. Patienten (Abschlussuntersuchungen nach OP: Sonos, vaginale Us... etc.)
Zur Stationsarbeit zählen auch die Sprechstunden (Myom-/Dysplasie-/Urogyn-Sprechstunde), die von den OAs und dem CA gemacht werden und bei denen man immer assistieren, zuschauen, und auch mal selbst untersuchen durfte.
Prinzipiell kann man sich aussuchen, wem man hilft bzw. was man lernen möchte - ansonsten immer fragen, was man machen kann, wo man eine Hilfe ist und wo es was Spannendes zu sehen gibt - die Ärzte nehmen einen immer gerne mit und zeigen alles.
Ich habe selbstständig Fetometrien machen dürfen, Nierensonos, Restharn-Kontrollen, vag. Untersuchungen, Erste-Hilfen betreut, Entlass-und Erste-Hilfe-Briefe geschrieben, ein Zimmer (4 Betten) betreut (Labor checken, ggf. Konsile anmelden, Visite der Pat... etc...), Tumorkonferenz-Vorbereitung... und... war im
3) OP: Die Bandbreite der Operationen ist toll - vaginale urogyn. OPs (Netze, Bänder etc.), kleine, ambulante Eingriffe (HSK, Abrasios, Küretten), Sectios, viele laparoskop. OPs (LASH, TLH, Salpingovarektomien etc...) auch in single-port-Technik (Steckenpferd des Chefs) und auch große Laparotomien, Piver-OPs, Wertheim etc - alles ziemlich sophisticated für ein kleines Haus.
Ich war oft 1. Assistenz, durfte Nähen und - highlight: auch mal selbst Kürettieren, Hysteroskopieren und Laparoskopieren - alles unter sehr guter Anleitung. Mit dem Chefarzt zu operieren macht Spaß und ist spannend, weil er immer sagt, was er gerade macht, die Anatomie des Situs erklärt und auf Besonderes hinweist - Teaching ist top! (... und die OTAs sind super nett.)
4) Brustzentrum: Dort war ich insgesamt nur 2 Wochen (ist eine Berliner Besonderheit, dass Gyn/Geb und BZ so getrennt werde). Im Brustzentrum werden nur Mamma-Ca-Pat. betreut und operiert - es ist auffallend gut strukturiert (was im stressigen Krankenhausalltag sehr angenehm ist) und in den Sprechstunden der OÄ und der CÄ lernt man viel, was die ärztliche Gesprächsführung angeht, außerdem wurde auch hier immer ausführlich und sehr kompetent auf meine Fragen eingegangen. Im OP durfte ich auch Nähen, das Teaching war super, es wurde quasi immer erklärt, wie/was/warum. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Durch die Strukturierung kann man weniger alleine/selbstständig machen als auf der Gyn/Geb - das hat mich aber nicht gestört - die Aufgabenverteilung ist eine andere und dieses Teilgebiet der Gyn einfach speziell.
Insgesamt war dies ein absolut gelungenes Tertial! Natürlich erlebt man immer wieder die Widrigkeiten des Stationsalltages: schlecht gelaunte Schwestern, nörgelnde Hebammen, gestresste Ärzte; aber ich habe mich fachlich und menschlich sehr wohl gefühlt und mochte ausnahmslos alle Ärzte der Gyn/Geb/BZ sehr sehr gerne. Ich hatte den Eindruck, dass mein Engagement und mein Interesse am Fach gefördert und geschätzt wurden - darüber freue ich mich sehr.
Fazit: Das Waldfriede ist ein kleiner PJ-Geheimtipp.