Rotationsplan: 2 Wo Gefäßchirurgie, 2 Wo Thoraxchirurgie, 6 Wo Unfallchirurgie/Orthopädie, 6 Wo Viszeralchirurgie, 2 Wo gehen ab für 1 Wo Strahlentherapie, 1 Wo Radiologie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Aachen
Kommentar
Vorweg: Seid euch bewusst, dass dies eine subjektive Bewertung eines nicht besonders Chirurgie-interessierten ist!
Meine Bewertung mag hart sein und tut den vielen Leuten unrecht, die sich sehr bemüht haben, einem etwas beizubringen. Auch die Organisation und Vergütung (freie Unterkunft, mit die beste Bezahlung der Aachener Lehrkrankenhäuser, freie Verpflegung, 250€/Monat extra für einen (!) mitgemachten Dienst/Monat) sind sicherlich als erstklassig zu bewerten! Mehr dazu unten. Mit einer anderen Gewichtung hätte ich das Tertial auch durchaus besser bewerten können! Auch war der Umgang mit den PJlern und die Atmosphere stets freundlich, hauptsächlich wirklich nette Leute!
Aber am Ende muss man das Tertial auch mit den anderen beiden vergleichen dürfen.
Die beiden wichtigsten Fragen rückblickend zur PJ-Wahl sind für mich:
Wie viel habe ich letztendlich gelernt und würde ich dieses Krankenhaus noch einmal wählen? Darauf muss ich antworten:
1. Nicht besonders viel, 2. Nein.
Zu Beginn erhielten wir die oben beschriebenen Rotationspläne, wodurch wir PJler in unserem Fall nie zur gleichen Zeit auf derselben Station waren. Das mag den einen stören, den anderen nicht.
Orthopädie/Unfallchirurgie:
Es gibt's den OP,die Ambulanz (leider viel Nachsorge von BG-Unfällen, d.h. oft unspektakulär, aber viel Papierkram) und die Station. Mir war weitestgehend freigestellt, wo ich sein wollte! Ich erinnere mich nur an eine
Handvoll Gelegenheiten, bei denen ich zum Haken halten einspringen musste.
Ambulanz, hier war ich die meiste Zeit:
Die Ärzte sind leider oft unter Zeitdruck (Überraschung in Deutschland), viele geben sich Mühe, einem etwas zu erklären. Wenn man aktiv fragt, wird aber meistens geduldig geantwortet. Insgesamt hat der PJler hier leider keine feste Aufgabe, dadurch ist man häufig "einfach nur irgendwie da" und letztlich hängt man sich an einen der Assistenzärzte und läuft mit. Ein paar Mal konnte ich Patienten selbst anamnestizieren und untersuchen, der Patientenumsatz in der Ambulanz ist allerdings recht hoch, sodass dafür eigentlich wenig Zeit für aufgewendet werden kann. Wenn es kleinere Wunde zu versorgen gab,
durfte ich die nähen. Für alles weitere (Mitarbeit im OP etc.) muss man sich hier und auch in den anderen Abteilungen aktiv bemühen. Gipsen übernehmen die Pfleger und Schwestern, wenn man das lernen möchte, wird das aber auch gerne gezeigt. Jeder Notfall, der reinkommt, wird dieser interdisziplinär behandelt (FAST, körperliche Untersuchung, evtl. Traumaspirale, etc.), hier darf man, wenn es kein besonders kritischer Patient ist, häufig auchmitmachen.
Falls man sich für eine Sprechstunde interessiert (Bandscheibenvorfall, andere Wirbelsäulenprobleme etc.), würden die Oberärzte einen vermutlich mitnehmen, habe ich aber nicht versucht.
OP:
Hier kann man eigentlich nur Haken halten, weshalb ich mir im Wesentlichen nur die verschiedenen Eingriffe 1-2x angeschaut habe (Frakturen, Plattenosteosynthesen, TEPs, Wirbelsäulenchirurgie...).
Station:
Wundnachbehandlung, Schmerztherapie.
Gefäßchirurgie:
Die Assistenzärzte müssen hier alleine oder zu zweit die (große) Station schmeißen, d.h. viel und häufig aufwendiges Wundmanagement (Ulcera, VAC-Verbände), da ist man schon einmal 2-3h am Morgen zuerst beschäftigt. Ein paar Aufnahmen konnte ich hier machen, viele ABI bestimmt (ankle-brachial-index), das kann man dafür dann mit ein wenig Übung ;)
Einige OPs gesehen (BAA, TEA, Bypass, Varizen), bei manchen assistiert.
Viszeralchirurgie:
Morgens Visite, danach ist man fest im OP zum Haken halten für ca. 1-4 Eingriffe - je nach Bedarf - eingeteilt. Leistenhernien (v.a. Lichtenstein), Schilddrüse, Hemikolektomie, Hämorrhiden, Laparoskopie, Tumoren (Ösophagus, Magen, Kolon, Rektum, Pankreas, Leber), verschiedene Anastomosen (Hartmann u.a.). Hier hat man die meisten Pflichten. Wenn man nicht eingeteilt ist, kann man in die Ambulanz gehen, Patienten aufnehmen, vorschallen, evtl. Briefe schreiben, bei Endoskopien zuschauen.
Thoraxchirurgie:
Hier war ich nur kurz, weil ich Urlaubstage genommen habe. Man wird regelmäßig (ab-)gefragt. Was nicht gewusst wird, darf für den nächsten Tag vorbereitet werden :) So wird einem immerhin nicht langweilig. Der Umgangston ist streng aber freundlich und die Ärzte sind interessiert, einem etwas beizubringen! Oft muss man in den OP (bei VATS/offener OP zuschauen und gequizzt werden). Letztendlich lernt man hier vermutlich mit am meisten.
Allgemeines:
3,5 Fortbildungen pro Woche (zu denen ich fast immer hin konnte, selbst wenn ich im OP war. Dann wurde schnell ein Ersatz organisiert! Extrem zuvorkommend für die PJler! Da hatte ich oft ein schlechtes Gewissen)
Alle 2 Wochen Nephrologie,
wöchentlich EKG-Kurs (hat bei uns mit Adam und Eva angefangen, auf Wunsch kann das Programm aber sicherlich angepasst werden!),
Radiologie: Sehr gut! IdR werden Bilder gezeigt, die die PJler dann interpretieren dürfen,
1 interdisziplinäre Fortbildung aus allen Fachrichtungen.
1 Woche wird man für Radiolgie und 1 Woche für Nuklearmedizin eingeteilt. Radiologie war bei mir sehr gut! Ein bisschen konventionelles Röntgen, Intervention (Magendarmpassage, Angiographie, Röntgeneinstellung - gut, letzeres war weniger spektakulär ;), CT, MRT.
Meine Nuklearmedizinwoche viel aus, weil es hieß, ich werde im OP gebraucht (war am Ende nicht so).
Es besteht die Möglichkeit, einige Tage Notarzt mitzufahren, was bei mir leider ins Wasser viel, weil ich für den OP eingeplant wurde (was letztlich nötig gewesen wäre).
Falls man zu dem anderen der beiden Krankenhausgebäude fahren muss, z.B. zwecks Fortbildung, kann man ein Taxi auf Kosten das Hauses bestellen! Komfortabler geht's nicht!
In der Regel ist man pünktlich raus. Nur ein paar Mal musste ich bis 18/19:00 im OP bleiben.
Jeden Tag muss man sich bei der Sekretärin kurz zum Anwesenheitsnachweis melden (!), weil dazu scheinbar in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht wurden. Das wurde meistens auch recht gründlich durchgezogen.
Abschließend würde ich bei einer erneuten Wahl ein anderes Krankenhaus wählen, oder besser noch das Tertial im Ausland machen. So hat man immerhin noch die Auslandserfahrung - selbst wenn die Chirugie dort keinen Spaß machen sollte. In meinen anderen Tertialen konnte ich häufiger eigenständig arbeiten und wurde mehr in den Arbeitsprozess integriert (ich geben zu, das gestaltet sich in der Chirurgie häufig schwierig für Studenten).
Positiv: Meistens pünktlich Feierabend, man ist nicht der "Blutabnehmsklave", weil das meistens die Schwestern übernehmen, kostenlose Wohnung, sehr gute Vergütung (mit den Diensten), nette Leute.