PJ-Tertial Chirurgie in Spital Thun (3/2015 bis 6/2015)
Station(en)
OP, Notfall, AOV
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Saarbruecken
Kommentar
Arbeiten:
Das Spital verfügt u.a. über eine Allgemeinchirurgie und Orthopädie, wo die PJler je nach Bedarf eingesetzt werden. Es gibt einen Rotationsplan, wonach man wochenweise rotiert. 1 PJler wird jeweils in der Ortho, Allgemeinchirurgie, auf den Notfall oder in die AOV eingeteilt. In der Regel sind genügend PJler da, so dass man am Ende alles mal gesehen hat.
Positiv fallen die flache Hierarchie (alle Spitalmitarbeiter duzen sich) und die schweizer Höflichkeit auf, welche eine unkomplizierte und angenehme Arbeitsatmosphäre bereiten.
In der Orthopädie werden immer PJler gebraucht (dort wird man am meisten eingeteilt), da wird man viel im OP eingesetzt und man darf fast immer nähen und zum Teil auch mal mehr machen.
In der Allgemeinchirurgie wird man tendentiell weniger im OP gebraucht und kann dann auch auf Station gehen, wenn man möchte.
In der AOV (entspricht unserem Prämedizieren = ambulante operative Vorbereitung) sieht man die Patienten am Tag vor der OP. Hier kann man sich ausgiebig den körperlichen Untersuchungen hingeben und perfektionieren. Die Schattenseite der AOV ist, dass man täglich die Patientenakten in die Klinik-Software (ORBIS) eintragen muss, was eher einer Strafarbeit gleicht. Im Vergleich zum OP hat man in der AOV eher einen kurzen Arbeitstag und man kommt zeitig aus dem Spital. Während man in den OP-Rotationen hin und wieder bis weit nach 17 Uhr noch Tisch stehen kann, auch wenn man kein Picket hat. Das tolle ist, in den späten OPs ist die Stimmung überwiegend gut und man bedankt sich sogar für die Hilfe, auch wenn wir ja dazu verpflichtet sind.
Auf dem Notfall kann man eigene Patienten übernehmen und jede Menge RQWs nähen. Für mich persönlich die beste Rotation, da es sehr spannend und praktisch war. Allerdings hängt es davon ab, ob eher erfahrene oder weniger erfahrene Ärzte auf dem Notfall eingeteilt sind.
Mittagspausen sind hier in der Schweiz selbstverständlich und können auch immer gemacht werden. Wenn man mal einen langen OP-Tag hat, kann man im OP-Aufenthaltsraum essen, dort gibt es immer Brot und Marmelade, Kaffee und Ovomaltine bzw. Kaotina. Am besten ist die Dachterasse auf B9 mit Aussicht auf die Burg, das Stockhorn, den Thunersee, dem Niesen und die Alpen.
Bezüglich des Bereitschaftsdiensts =Picket (17-7 Uhr): Es gibt einen Plan, an dem jeden Tag ein anderer Picket hat, meistens ist man zwischen 4-7 Unterassistenten und dann hat teilweise nur 1x/Woche Dienst. Dafür braucht man eine schweizer Handynummer, um im Dienst angerufen werden zu können. Tendentiell wird man eher selten gerufen, aber das variiert. Am Wochenende muss man dann auf dem Notfall sein und wenn es OPs gibt, geht man in den OP assistieren. Im Schnitt arbeitet man von 9:00 bis 17:00 Uhr.
Persönlich haben mir die Ortho und der Notfall am besten gefallen, auch wenn es gerade in den Ortho OPs eher körperlich anstrengend zugeht und die OP-Tage eher lang waren. Die Stimmung war grösstenteils gut, inklusive teaching und man war nicht der stillschweigende Hakenhalter.
Fortbildungen:
Jeden Morgen um 7 Uhr findet eine andere Fortbildung statt, danach geht man zum Röntgenrapport. Die Ärzte sind sehr bemüht und der teaching-Charakter wird hier gross geschrieben.
Urlaub:
Man hat 9,5 Urlaubstage, die aber nicht auf dem PJ-Zeugnis erscheinen. Zudem gibt es pro Wochenend-Picket 2 Kompensationstage.
Leben in Thun:
Thun hat eher einen städtischen Charakter, da es stark befahren ist und viele Einkaufsmöglichkeiten bietet. Zudem ist abends und nachts in Thun viel los. Die Stadt ist die 10.grösste in der Schweiz und Leute nenne es auch klein-Luzern, aufgrund der schönen überdachten Holzschleusen, dem See und den Bergen drumherum. Für mich persönlich hat es auch einen klein-Bern-Charakter, da die Obere Hauptgasse an Gassen in Bern erinnern. Steigt man am Thuner Bahnhof aus, schaut man direkt auf die Alpenkulisse und dem berühmten Dreigestirn: Eiger, Mönch und Jungfrau. Die Bus-und Bahnanbindungen sind sehr gut ausgebaut, man kommt überall problemlos hin. Wenn man nicht mit dem Auto nach Thun kommt, lohnt sich eventuell die schweizer Bahncard (=Halbtax). Mit der fährt man nicht nur mit dem Zug zum halben Preis,sondern auch mit den Seilbahnen, Schiff, Bus etwa 30 % günstiger. In Thun gibt es keine kostenfreie Parkplätze, man kann einen Stellplatz mieten vom Spital aus (monatlich glaube ich 90CHF?). Ausserdem kann man sich hier gut mit dem Velo fortbewegen.
Mit dem ordentlichem Gehalt (1200 CHF Brutto, ca 1100 CHF Netto) kommt man hier gut aus, da es davon keine weiteren Abzüge gibt.
Unterkunft:
Das Spital bietet 2 Wohnungen, eine in der Burgstrasse (3er WG, gegenüber vom Spital) und eine in der Grabenstrasse (5er WG, etwa 5-8 min Fussweg bis zum Spital). Letztere befindet sich direkt neben Aldi, was ganz praktisch ist. Coop und Migros sind auch in der Nähe. Die Wohnungen befinden sich nicht weit von der schönen Innenstadt und Kneipen/Bars. Zum Bahnhof sind es etwa 10-15 Minuten zu Fuss.
Leider gibt es in beiden Wohnungen kein Internet (es gibt gar keine Telefondose), was etwas unpraktisch ist. Dafür sind die Zimmer kostenlos, in der 5er Wg sind die Waschmaschinen und Trockner kostenfrei und es hat sogar eine Spülmaschine. Grundsätzlich sind beide Wohnungen schön.
Reinigungsartikel und Toilettenpapier werden vom Spital gestellt und können im Lager bei Bedarf abgeholt werden.
Fazit:
Es war das perfekte Tertial: Thun ist eine wunderschöne Stadt im Berner Oberland, mit vielen Möglichkeiten wie Wandern, Skifahren in der Region oder Schwimmen im Thunersee bzw in der Aare. Zudem ist das chirurgische Team ausgesprochen engagiert und sehr sympathisch. Man trifft sich auch mal privat zu einem Feierabendbier und ermöglicht somit einen guten Kontakt zu den überwiegend jungen Kollegen. Ich kam praktisch ohne wesentliche chirurgischen Kenntnissen (bzw. Interesse) an und ging mit einem ordentlich erweitertem Chirurgie-Wissen, was mir eine gewisse Sicherheit und sogar Freude in diesem Fach gegeben hat.
Ich denke sehr positiv an diese Zeit zurück und kann es nur weiterempfehlen.
Bewerbung
Je nachdem, besser 2 Jahre im voraus. Ich habe 1 Jahr im voraus was bekommen. Es gibt etwa 6 Plätze, wobei 2 Plätze immer für Berner Studenten reserviert sind. Diese werden bei Nichtbelegung 1 Jahr vorher freigegeben, so hatte ich Glück.
Bewerbung an Sandra Grünig: Sandra.Gruenig@spitalstsag.ch