Das war bei mir das letzte der drei PJs und meine Wunschklinik. Entschieden habe ich mich aufgrund des Angebots im OP mitmachen zu dürfen, dem initial charismatischen Forschungsleiter und weil es angeblich Seminare für PJler gibt. Leider alles falsche Versprechungen.
Es gibt eine klare Trennung zwischen privat (Finger weg!) und Kasse. Um letztere kümmern sich weder Schwestern noch Ärzte. Die hygienischen Bedingungen in der baufälligen Ruine waren katastrophal, schlimmer als in meinem vorangegangen PJ in Indien. Patienten mit Stoma und MRSA werden einfach mit anderen zusammengelegt, weil einzelne Schwestern „bestimmte Patienten“ nicht mögen. Dabei wird MRSA etc., bei einigen waren es neuere Keime, ein sog. Acinetobacter baumannii MRGN und noch ein anderer, von den Schwestern ignoriert, weil es dazu keinerlei Information gäbe. Obwohl das im SAP rot leuchtet! Da gibt es dann auch keinerlei Händedesinfektion, der MRSA konnten sogar in den Wunden der Nachbarpatienten dann nachgewiesen werden. Einmal rief entsetzt ein Hausarzt an. Egal. Eine ältere Dame tat mir besonders leid, da sie vor jeder Visite voller Tränen war. Sie wurde von den Ärzten und der Pflege jedes Mal runtergemacht weil sie wegen „Juckreiz“ in die Klinik gekommen war. Besonders ist die Vielzahl von ausländischen Ärzten (Russland, China etc.) die in Horden stolz durch die Stationen geführt werden. Von wegen es gäbe keine Zeit für die Lehre! Die neueren Berichte im Hexenhaus der FSI über „die Hautklinik“ sollte man wirklich nicht als Frust abtun.
Ablauf: Und täglich grüßt das Murmeltier: gegen 7 Uhr auf Station Tabletts/Sets für Wunderversorgung vorbereiten (jeden Tag aufs Neue völliges Chaos, keine Zuordnung in Schränken, Verbände, sogar einfache Mullbinden fehlen, usw.). Pflege nie ansprechbar, wehe man versucht es! Dann Blutabnahme die ständig vertauscht sind (unbedingt die Namen und das Röhrchen kontrollieren!), während denen man alle Fragen der Patienten abbekommt und blutende, eitrige Stellen frei selbst versorgen darf, da kein Arzt Zeit hat. Dabei kann man sehr fantasievoll vorgehen, Hauptsache es sieht keiner mehr. Oder schnell Infusionen an völlig dehydrierte Rentner anhängen, die schon mitten im Delir hängen, weil es übers WE nix zu trinken gab. Dann folgten am Anfang im Arztzimmer eigenartige Detailfragen von den Assistenzärzten: NW Johanniskraut etc. Völlig belanglos, aber es stellte sich dann heraus dass die selbst von den OAs dazu befragt und zur Schnecke gemacht wurden. Und das eben dann weiter geben. Dabei konnte ich froh sei: Auf der anderen Station erzählte mir der PJler dass Kommunikation mit den Ärzten aufgrund der Sprachbarriere nicht möglich war. Er musste bei Visiten immer dolmetschen! Dann endloses Warten auf die Mittagsbesprechung, bei der man etwas an 1910 erinnert wird. Ein Patient inmitten 50 Weißkittel, splitternackt mit einer alten Röhre im Scham ausgeleuchtet die nie gereinigt wird. Der Tag endet mit Aktensuche, Aufnahmebefunde schreiben, die nicht einmal besprochen oder korrigiert werden. Aber dann recht sind um einfach copy paste in die Briefe geworfen zu werden. Die gingen dann oft von mir praktisch alleine geschrieben raus ohne dass irgendjemand das gelesen hat. PJlerinnen und Studentinnen sollten vorsichtig bei einem neueren OA mit kurz rasiertem Haar, Hornbrille, untersetzt sein. Er interessiert sich nicht nur für seine Masttumore. Und die Aussagen von ihm sollte man unbedingt vor der Examen nochmal nachlesen. Übrigens sollte man bei Aussagen der Pflege sehr vorsichtig sein: Teilweise werden bewusst „Dinge weniger richtig gemacht“ weil die Streit mit dem OA haben.
Die einzige von der ich etwas erklärt bekam war Frau W! Leider in der Ambulanz, aber wirklich super! Insgesamt war das Tertial kaum erträglich. Die meisten Ärzte verdrücken sich, wenn sie auch nur irgendwie können. Immerhin gilt hier: Aus Fehlern kann man viel lernen.