Ich habe auf der Normalstation D-03 Nephrologie in der Uni Klinik Erlangen mein erstes Tertial bestritten und mich dort super wohl gefühlt. Das Personal war durch die Bank wirklich sehr nett und herzlich und das in allen "Schichten" - von der Putzfrau bis zum Oberarzt. Das habe ich bisher in der Form bei vorherigen Parktika noch auf keiner Station erlebt. Es sei jedoch angemerkt, dass auf Station - wie vermutlich an jeder Uni - ein gewisses Personalkarussel herrscht und ich somit nicht für die Bedingungen in Zukunft sprechen kann. Es gibt eine nette junge Arzthelferin, die i.d.R. bereits einen Löwenanteil der Blutentnahmen erledigt hat morgens, mehr als 4-5 Entnahmen pro Mann standen fast nie an, oft waren es sogar weniger. Das Tagesgeschäft besteht dann meist aus Aufnahmen die vollkommen autark durchgeführt werden, selber in die Stationssoftware eingegeben und anschließend dem verantwortlichen Arzt präsentiert werden. Im Anschluss wird meist das weitere Procedere besprochen. Wenn es die Aufnahmesituation zulässt besteht die Möglichkeit der Visite beizuwohnen, hier ist jedoch auch Eigeninitiative gefragt - wer fragt kann auch eigtl immer mitkommen, aktiv dazugerufen wird man aber natürlich nicht. Ebenso besteht die Möglichkeit in der Sonographie mitzuschauen- als auch selber zu schallen - solange die Aufnahmen "laufen". Braunülen legen und Blut abnehmen kann man danach auf jeden Fall - denn auf der Nephro darf man nur an der Hand und am Bein abnehmen - Ellenbeuge, Shunt-Arm usw. sind zunächst Tabu. Bei schwierigen Fällen Ist nach Rücksprache jedoch alles "verhandelbar". Ich persönlich habe auch fachlich einiges gelernt - jedoch fairerweise muss gesagt sein, dass das vielmehr im Gespräch mit den (Ober-)Ärzten passiert ist, als im PJ-Unterricht. Dieser findet normalerweise 1x/Woche statt, jedoch war während unseres Tertials über Weite Strecken Sommerpause und dieser daher nicht existent. Wenn er dann stattfand hat jede der 5 Kliniken im Haus im Wechsel einen interessanten Fall vorgestellt und aufgearbeitet - mit wechselnder Motivation und Qualität, geschadet hat es aber bestimmt nicht. Hier sehe ich jedoch Verbesserungsbedarf, dieses Feedback habe ich im Abschlussgespräch bereits gegeben, vllt wird es ja umgesetzt. Die Chefetage ward im ganzen Tertial kaum gesehen, ich zähle retrospektiv (abgesehen von der Frühbesprechung um 8:15 tägl.) drei Aufenthalte von <5 min in meiner Gegenwart. Ob das jetzt ein Manko ist oder nicht darf jeder selbst entscheiden.
Bei 4 Monaten besteht die Möglichkeit für mehrere Wochen auf Intensivstation zu rotieren. 1 Woche Notaufnahme ist zudem Pflicht. Jeden Tag um 12:15 ist röntgenbesprechung - im Anschluss geht es direkt in die (gute) Kantine, ein Mittagessen auslassen musste ich nicht, 1h Mittagspause oder gar länger war auch kein Problem. Bei Interesse besteht öfters die Möglichkeit Eingriffe wie Pleurapunktionen auch selber durchzuführen, oder bei Biopsien zu assistieren. Ekg's auswerten sollte nach dem Tertial ebenfalls kein Problem mehr sein.
Jeden Donnerstag findet i.d.R. eine stationsinterne nephrologische Weiterbildung statt. Überstünden können aufgeschrieben und abgefeiert werden. Wer Samstag oder Sonntag zur Blutentnahme kommt, darf im Gegenzug einen Tag freinehmen - ein wirklich faires Angebot.
Unterm Strich kann ich sagen: Ich bin jeden morgen gerne zur Arbeit gegangen, hatte sehr nette Mit-PJler, ein unheimlich nettes Personal um mich herum, habe viel gelernt (Handwerks-"Basis"-Zeug und Behandlungsansätze). Wirklich eine schöne Zeit! 'Überraschend' für mich war vor allem, dass man nicht als PJler XY sondern sehr persönlich behandelt wurde. Mehr Feedback hätte man sich bei den eigens durchgeführten Aufnahmen gewünscht, gerade beim körperliche Untersuchungs-Part. Die Theorielehre ist ausbaufähig, jedoch gilt hier das Prinzip jeder ist seines Glückes Schmied - Fragen werden v.a. durch OÄ Jacobi und Weidemann ausführlich beantwortet und erörtert. Geld und Studientage gibt es nicht (das Mittagessen ist umsonst )- ein Nachteil den man nicht leugnen kann, jedoch muss man selten seine Zeit absitzen - wenn nichts los ist, darf man auch mal früher gehen. Da nephrologische Patienten selten monomorbide sind bekommt man auch von den anderen Disziplinen der Inneren Medizin viel mit. Wer der Sache offen gegenüber tritt - dem kann ich die Nephrologie Erlangen nur wärmstens empfehlen - Ich würde jederzeit wieder hin.