Eigentlich wollte ich im Sommer an die Küste, aber da hab ich nix gescheites bekommen, hab ich mich an mehreren Schweizer Spitälern beworben. Da ich mit 9 Monaten nicht richtig kurzfristig aber auch nicht richtig langfristig beworben habe, waren schon viele Spitäler voll, so dass ich schliesslich in Wil gelandet bin. Auch wenn ich nicht Chirurg werden möchte, hatte ich mir doch erhofft praktisch viel machen zu können, was dann leider nicht so richtig möglich war. Wie viel man machen kann, hängt v.a. von der Anzahl der Uhus ab. Am Anfang waren wir zu dritt, da hockt man dann insbesondere am Nachmittag viel rum (was ich dann zum Lernen genutzt habe), zwei Wochen war ich alleine, da ist man dann gut eingespannt.
Hauptaufgabe der Uhus ist sicherlich das Assistieren im OP. Oft assistieren aber auch die Oberärzte untereinander, so dass man nicht in den OP muss/darf. Im OP beschränkt es sich v.a. auf Haken halten, es wird aber auf Nachfrage gerne erklärt. Bei laparoskopischen Appendektomien und Cholezystektomien führt man die Kamera. Leider kommt man nicht viel zum Nähen, bei mir war das nur zweimal der Fall, geklammert habe ich ein paarmal öfter. In den OP muss man auch wenn während des Piketts operiert wird, Pikett hat man je nach Anzahl der Innere- und Chirurgie-Uhus ca. ein Wochenende und dreimal nachts unter der Woche, man macht aber dann die Einteilung auch selbst und kann auch öfter Pikett machen. Kompensiert wird jede Nacht unter der Woche mit einem halben freien Tag, jeder volle Wochenendtag ebenso mit einem halben Tag. Generell wird man ziemlich wenig gerufen, aber es kann natürlich auch mal blöd laufen. Wenn man angerufen wird, hat man 45 Minuten Zeit bis man im OP steht.
Auf Station gibt es nicht wirklich viel für einen zu tun, man geht halt Visite mit und meldet Untersuchungen an, macht aber auch nichtärztliche Tätigkeiten wie Akten verteilen und Altpapier schreddern. Bei Interesse kann man auch eigene Zimmer übernehmen. Sonst konnte man noch die ambulanten Voruntersuchungen für elektive OPs machen und den Eintrittsbericht diktieren, dafür ist aber ab Mitte September extra jemand eingestellt, so dass dies auch wegfällt. Montags und mittwochs ist Gipssprechstunde wo die Uhus ein bisschen mithelfen, sei es Bein oder Arm hoch halten oder mitdokumentieren. Die Vorbereitung der Gipssprechstunde fällt auch in den Uhu-Aufgabenbereich, da ist dann eine Liste der angemeldeten Patienten mit Diagnosen und Procedere zu erstellen.
Auf dem Notfall ist man erst mal nur eine Woche eingeteilt, kann aber auch je nach Uhu-Anzahl mehr machen. Der Notfall ist auf jedem Fall eine tolle Sache da interdisziplinär, man betreut alles was reinkommt und kann - sofern entsprechende Patienten kommen - gut nähen. Darüber hinaus kann man Patienten komplett untersuchen und anamnestizieren und das weitere Prozedere überlegen. Das ist sicherlich die lohnenswerteste Station in Wil.
Ob man in Wil Chirurgie-PJ machen will, hängt sicherlich von den eigenen Erwartungen ab. Tendenziell wird es sicherlich ein ruhigeres Tertial wenn man nicht alleine Uhu ist. Mit mehreren Uhus kann man sicherlich ganz gut um den OP herum kommen. In der Regel dauern die OPs nicht länger als 3 Stunden. Leider kann man nur sehr schlecht früher heim, da um 16:15 immer noch Spätrapport ist, vor 17 Uhr kommt man ausser auf dem Notfall eher selten raus. Beginn ist 7:30 Uhr mit dem Frührapport. Die Zusammenarbeit mit Assistenten und Oberärzten ist super und macht viel Spass. Insbesondere in der Inneren ist die Stimmung und Ausbildung echt gut, aber auch mit den (wenigen) chirurgischen Assistenten ist sehr gut auszukommen. Allerdings ist der Assistentenwechsel aufgrund der geringen Grösse des Spitals recht ausgeprägt, so dass sich die Stimmung natürlich auch schnell wieder ändern kann. Das Personalheim ist direkt neben der Klinik und damit die Wege zur Frühbesprechung sehr kurz ;-) Die Zimmer sind recht klein aber funktionell eingerichtet, Dusche und Toilette auf dem Flur. Die Küche ist schon recht in die Jahre gekommen, soll aber angeblich in nächster Zeit durch eine neue Küche ersetzt werden. Die Ausstattung der Küche ist recht gut, nur scharfe Messer sind eher Mangelware. Parallel zu mir waren in der Chirurgie zwischen einem und drei Uhus, in der Medizin zwei bis drei. Urlaubstage gibt es erst ab 14 Wochen, ich hatte mich dummerweise nur für 12 Wochen beworben, da ich 20 Fehltage am Ende des letzten Tertials nehmen wollte. Im Endeffekt wären es dank des Urlaubs aber nur wenige Tage Mehrarbeit für 2 Wochen mehr Bezahlung gewesen.