Dieses Tertial verdient mit Fug und Recht die oben stehende Gesamtnote. Ich hatte schon im Vorfeld nicht viel Gutes gehört, da meine ersten beiden Tertiale jedoch super waren, ging ich frei nach dem Motto "So schlimm kann es doch gar nicht sein...." auch mein letztes Tertial an. Ein großer Irrtum, wie sich schnell herausstellte.
- auch wenn man einige der Ärzte menschlich als durchaus "nett" bezeichnen könnte, fühlte man sich als PJler (und somit baldiger Kollege) im Ärzteteam null aufgenommen. Man wurde als Blutabnehmer, Haken-, Verbandstablett- und (noch qualifizierter) Müllbeutelhalter angesehen, der in den OPs oder der Visite immer zur unrechten Zeit nervige Fragen stellt (wenn man auf eine Frage eines Studenten antwortet, dass man sich das ja auch einfach im Lehrbuch mal durchlesen könne, weiß ich nicht ganz, was dann der Sinn einer "Uniklinik" sein soll, wenn es auch Bibliotheken gibt, in denen man ja eh alles nachlesen kann ....). Gut genug ist man dann aber plötzlich doch wieder, 1-2 PJler zum Spätdienst einzuteilen, die dann in den Nachmittags-OPs die Haken halten dürfen (wir "durften" uns eigenständig einteilen, wenn das allerdings nicht geklappt hätte, wäre uns eine Einteilung auferlegt worden ...).
- dadurch dass wir sehr viele PJler waren und man uns anscheinend von vornherein als desinteressierte Faulenzer ansah, wurden wir zu allem Überdruss auch noch mit einem Wust an Unterschriftenzetteln konfrontiert: morgens einschreiben und bis 9 Uhr an die Sekretärin faxen, nachmittags von einem Stationsarzt mit Zeit austragen lassen (nicht vor 15:30, auch wenn nichts mehr zu tun war), zusätzlich einen Unterschriftenzettel für Urlaubs-/Studientage ... ich kann nur sagen, dass ich in meinen ersten beiden Tertialen ohne diesen ganzen Papierstress ausgekommen bin, jeden Tag auf Station war, und oft und gerne länger geblieben bin bzw. Studientage habe sausen lassen, und zwar ganz einfach deswegen weil ich dort etwas gelernt habe, helfen konnte und das Gefühl hatte, dass dies auch anerkannt wurde. Wenn dies alles so gar nicht der Fall ist, braucht man anscheinend dieses ganze Theater, kein Wunder ...
- die sogenannten "Fortbildungen" für PJler einmal die Woche 20-30 Minuten waren sehr unterschiedlich, mal ganz lehrreich, mal aber auch einfach nur sinnlos ... und ich finde 20 Minuten Lehre (selbst Gute) ist für eine große Abteilung in der größten Uniklinik Europas etwas armselig. Um diese Fortbildung mussten wir im Übrigen auch bitten, geplant war nichtmal das.
- eigenständiges Arbeiten, das Verständnis dafür, wann man welche Verbände macht oder warum man gerade zum 3. Mal am Tag bei dem Patienten Blut abnimmt, all das wurde nicht gefördert. Auf Fragen gab es wie gesagt meist eine kurz angebundene Antwort, in den seltensten Fällen wurde einmal etwas so erklärt, dass man wirklich etwas Neues verstehen konnte.
- die sogenannten "Lehrbeauftragten" von Allgemeinchirurgie und Herzchirurgie stellten sich auch nicht als besondere Ansprechpartner für Fragen oder Probleme heraus.
- der Kontakt zum Stationsteam, insbesondere der Pflege, war mehr als durchwachsen, trotz freundlicher Vorstellung bei jedem einzelnen zu Beginn wurde man in einem Ton zu Verbandswechseln, BEs und Flexülenlegen aufgefordert, der mir jegliche Motivation zur erneuten Freundlichkeit nahm. Klar, es gibt ständig so viele neue nervige Studenten, die sich nicht auskennen und im Weg stehen, aber auch dieses Problem geht schlicht und einfach auch anders zu bewältigen, wie ich früher erfahren durfte.
- wenn dann auch noch die PJler in der Frühbesprechung in der 3. Person angesprochen werden, doch bitte in Zukunft nicht diese "bunten Turnschuhe", sondern einheitlich weiße zu tragen, weil man ja auch auf eine gewisse "Außenwirkung" zu achten habe, weiß ich auch nicht mehr, was man dazu noch sagen soll. In Anbetracht dieser 12 Wochen verlorene Lebenszeit, noch nichtmal mit einer kleinen Aufwandsentschädigung oder wenigstens einem kostenlosen Mittagessen gutiert, sollte die Abteilung auch mal auf ihre Außenwirkung achten.