Der Ablauf des Tertials wurde ja schon in anderen Erfahrungsberichten detailliert dargestellt. Nochmal grob zusammengefasst rotiert man als Unterassistent über Trauma, Viszeral, Herz-Thorax-Gefässchirurgie und ist in der Notaufnahme. Weiterhin gibt es den Pickettdienst (eine Woche lang nachts und am Wochenende) und den Nachtdienst im Notfall (7 Nächte nacheinander).
Während meiner Zeit war leider das große Pech, dass wir chronisch unterbesetzt waren. Das hat darin resultiert, dass fast jeder von uns zwei Nachtdienstwochen im Notfall machen musste und wir nonstop im OP standen. Leider wurde dies von den Ärzten auch kaum honoriert, man wurde eher blöd angemacht, dass man sich nicht zerteilen und in 3 OPs gleichzeitig stehen konnte anstatt, dass man irgendwie unterstützt wurde. Problem ist, dass man an diesem Spital als Uhu einfach sehr feste Aufgaben hat: auf der HTG ist das im OP Haken halten und vor allem die stationäre Patientenaufnahme, bei den anderen Abteilungen auch Haken halten. Von diesen Aufgaben wird niemals - niemals - abgerückt, sprich dass mal ein Assistenzarzt eine stationäre Patientenaufnahme übernehmen würde (zumindest auf der HTG). Dementsprechend waren unsere Tage sehr stressig, ständig hat das Telefon geklingelt, häufig ist man länger geblieben und ein Dankeschön gabs auch nie.
Teaching ist hier übrigens auch absolute Fehlanzeige. Es gibt keine PJler Fortbildungen, nur Fortbildungen für Assistenzärzte, die einen allerdings nicht wirklich weiterbringen. Die Assistenzärzte sind zwar fast alle sehr nett, jedoch erklären die meisten einem auch nichts. Bei den Oberärzten ist es seeehr von der Laune abhängig, ob sie einem mal im OP was erklären oder einen doch lieber blöd anmachen.
Das einzig Gute ist, dass man hier Nähen lernt (aber das darf man von einem Chirurgie Tertial wohl auch erwarten) und dass man eben in die verschiedenen Fachrichtungen Einblicke bekommt. Die Assistenzärzte dürfen hier im OP selber sehr wenig operieren, es wird fast alles von den Oberärzten gemacht. Dementsprechend muss man als PJler auch überhaupt nicht wagen davon zu träumen, mal irgendwas anderes als Haken halten oder zunähen zu dürfen. Auf diese Aufgaben lauert nämlich der Assistent schon lange.
Luzern ist eine wunderschöne Stadt und die Schweiz ein wunderschönes Land - leider konnten wir aufgrund unserer Dienstpläne, ständigen Wochenenddiensten und Nachtdiensten sehr viel weniger erkunden als geplant. Abends ist man meistens auch einfach nur kaputt und kann sich gerade noch halbtot an den See schleppen, um ne Runde zu schwimmen.
Fazit: es tut mir echt Leid, dass ich so eine schlechte Bewertung schreibe, ich bin normal auch nicht nörgelig, sondern meist motiviert. Jedoch habe ich in diesem Tertial fast nichts gelernt. Man wird als Arbeitssklave missbraucht, Lob und Anerkennung gibts nie und die Lehre wird minimal geschrieben. Es ist einfach nicht in den Köpfen der Chirurgen drin, dass wir dort sind, um etwas zu lernen und nicht, um das Geschäft am Laufen zu halten. Die Assistenzärzte sind fast alle überlastet und werden von den Oberärzten meist ebenfalls schlecht behandelt - diese schlechte Atmosphäre wird dann einfach weitergetragen, auch wenn die Assistenten eigentlich fast alle nett wären.
Bewerbung
Ich kann es wirklich keinem empfehlen, sich hier zu bewerben! Ich würde mein Chirurgie Tertial auf jeden Fall in Deutschland absolvieren! Dort hat man meistens PJler Seminare, man wird etwas mehr geteacht, man ist nicht als fester Arbeitssklave eingeplant (darf eventuell auch mal früher heimgehen oder so) und man darf im OP eventuell mehr machen, weil man als deutscher Assistent auch schon mehr operieren darf!
Ansonsten Bewerbung 2 Jahre im Voraus wie üblich in der Schweiz.