PJ-Tertial Anästhesiologie in Kantonsspital Baden (6/2015 bis 10/2015)

Station(en)
OP
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Rostock
Kommentar
Nach den 16 Wochen in Baden empfehle ich Jedem, der über Anästhesie als späteres Berufsziel nachdenkt, hierher zu gehen. Die Zeit im Kantonsspital Baden war das Sahnehäubchen des ganzen PJ`s.
Kurz zum Ablauf:
Am ersten Tag bekam ich von der Chefsekretärin all meine benötigten Unterlagen: ein Ordner mit allen SOP`s, eine Telefonliste für die Kitteltasche, mein Diensttelefon mit Ladestation ( die UHU`s haben die Telefone mit ins Wohnheim genommen...eignet sich gut, um sich auch nach Feierabend noch zu verabreden).
Dann ging`s direkt in den OP. Fünf Tage gabs die Einarbeitung durch einen erfahrenen Assistenzarzt, zwei Tage Einarbeitung hinten raus noch durch die Pflege, die in der Schweiz überaus kompetent und in Baden auch mega freundlich ist. Wenn die sieben Tage vorbei sind, werdet ihr das erste Mal "allein" in den Saal eingeteilt. Ihr teilt euch mit der Pflege einen Saal, heißt, es werden Narkosen im Wechsel durchgeführt. Außerdem gibt`s noch den Saalmanager (Oberarzt), der in der Regel mehrere Säle betreut. Der Tag startet dann also damit, dass ihr nach dem Morgenrapport, der pünktlich um 7.00 Uhr beginnt, in den Saal geht und euch in Absprache mit der Pflege einteilt, wer welche Narkose macht. Dadurch, dass ihr zu den Narkosen allein im Saal steht, ist die Lernkurve sehr steil. Zu den Ein- und Ausleitungen ist immer ein Oberarzt dabei. Bei Fragen, Anliegen oder irgendwelchen Komplikationen erreicht man seinen Oberarzt fix über Telefon und dieser ist dann meist auch in kurzer Zeit bei Einem.
Zu den Aufgaben im OP:
Sämtliche Vorbereitungen für die unterschiedlichen Narkoseformen ( Medikamente richten, Material vorbereiten ), Patienten in Empfang nehmen, Kontrolle der Aufklärungspapiere auf Vollständigkeit und Unterschrift (sonst eventuelles Nachtelefonieren auf Station oder beim zuständigen Operateur), Monitoring, Zugänge legen, Medikamente dosieren und verabreichen, Beatmen, Intubieren, Larynxmaske schieben, Magensonden legen, Spinale stechen, Blasenkatheter legen....und dann die Narkose allein betreuen und entscheiden, wann der Patient welche Medis benötigt ( zu Beginn hab ich mich hier sehr häufig beim zuständigen OA abgesichert, aber man bekommt schnell nen Feeling, was nötig ist und wo es kein okay vom OA braucht). Nach der OP extubieren, den Patienten in den Aufwachraum oder direkt an die Abteilung übergeben und postmedizieren.
Gerade zu Beginn fühlt man sich arg überfordert und fühlt sich, wie ins kalte Wasser geschmissen. Aber das Schwimmen lernt man so sehr schnell :) gerade das Wissen, dass man nie allein ist und immer die Pflege oder seinen OA ansprechen kann, gibt einem Sicherheit. Außerdem helfen die SOP`s unglaublich durch die ersten Wochen. Ich hab sie in Kitteltaschenformat immer bei mir getragen.
Auch die Stimmung innerhalb des Departments war sehr freundlich, aufgeschlossen und respektvoll. Die Hierarchien sind flach, das "Du" reicht bis zu den leitenden Oberärzten, was das Miteinander irgendwie doch unkomplizierter machte. Während meiner Zeit gab es nen großen Personalwechsel, da zu Beginn des Jahres der Chefarzt gewechselt hat. Gerade auf Oberarztebene wechselte einiges Personal durch. Für mich machte es wenig Unterschied, das Vertrauen hatte man sich relativ schnell wieder erarbeitet, was man bei den ausscheidenden OÄ bereits hatte.
Was wirklich toll ist, dass arg darauf geachtet, dass man seine Pausen macht. Zum Frühstück wechselt man sich mit der Pflege gegenseitig aus. Im Kaffeestübli stehen für das gesamte OP-Personal Kaffee, Tee, Birchermüsli sowie Brot mit diversen Aufstrichen kostenfrei zur Verfügung. Zum Mittag wird man meist durch den Spätdienst ausgelöst oder das Programm war eh schon durch. Im Personalrestaurant stehen Speisen für 8-15 CHF zur Verfügung. Oder aber man geht ins Wohnheim und macht sich dort etwas. Zeitlich passt es gut.
Wenn nach dem Mittag noch Punkte im Saal zu machen sind, geht man wieder dorthin oder aber man wird vom Tageskoordinator in die Prämedikationssprechstunde geschickt. Hier betreut man eigene Patienten und bespricht mit ihnen die Narkose für den entsprechenden Eingriff. Dafür muss man sich Gedanken machen, welche Narkoseform angebracht ist, welche Medikamente für den Patienten geeignet sind, welche eventuellen Komplikationen sich ergeben können und welche Medis der Patient weiter nehmen darf bzw. welche zur OP abgesetzt werden sollten. Außerdem bekommt man ein Gefühl für die Einteilung in die jeweilige ASA-Klasse. Auch sehr lehrreich war die Prämedikation auf den unterschiedlichen Stationen. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Stationsärzten hab ich hier noch unterschiedliche Verfahrensweisen zu Operationen kennengelernt, die auch für die Narkose eine wichtige Rolle spielen.
Arbeitstage waren für uns Anästhesie-UHU`s Montag bis Freitag 7.00 - 18.00 Uhr. An den Wochenenden hatten wir frei. Dadurch das wir im Sommer in Baden waren, gab`s eine lange Sommerpause was die Fortbildungen anbelangt, die sonst täglich mit Ausnahme des Freitag stattfinden. So hatten wir bei diesem grandiosen Sommer teilweise schon um 15.30 Uhr Feierabend. Auch wenn ich ein begnadeter Winterfreak bin, muss ich sagen, dass die Schweiz auch im Sommer ihre Reize besitzt. Zusammen mit den anderen UHU`s haben wir viele Städte in der Schweiz besucht, waren viel Wandern, Frankreich und Italien sind nur ein Katzensprung entfernt und wenn man seine Urlaubstage gut einsetzt, kann mann hier schöne lange Wochenenden draus basteln :) aber auch innerhalb des Departments gab es ein paar Anlässe, dass man die Kollegen mal außerhalb des Spitals gesehen hat. Dadurch das das Team schon eher jung ist und die Hierarchien flach sind, waren auch diese Abende immer mega lustig und herzlich.

Geldtechnisch gibts in den ersten 3 Monaten 1500 CHF, ab dem 4.Monat 1800 CHF. Zusätzlich gibts noch ein anteiliges 13.Monatsgehalt. 400 CHF gehen für die Wohnung ab(denkt hier dran, dass die Küche kein Inventar bis auf eine Herdplatte und einen Kühlschrank besitzt; Teller, Besteck, Wasserkocher, Töpfe etc...packt es euch besser ein); wer mit Auto nach Baden kommt, darf nochmal 100 CHF für die monatliche Parkgebühr im Parkhaus zahlen. 50 CHF kostet die Äquivalenzbescheinigung. Je nachdem, wie man es mit dem Essen handhabt, hat man 700-900 CHF am Ende raus. Und auch wenn die Schweiz teuer ist, man kommt damit über die Runden.
Wie ihr es raushören könnt, geht nach Baden in die Anästhesie. Auch wenn man etwas Abseits vom Schuss ist, die Ausbildung sowie ein mega freundliches und aufgeschlossenes Team sind es wirklich wert :)
Bewerbung
Ich hab mich etwa zwei Jahre früher beworben und konnte "nur" noch mein letztes Tertial belegen. Damals lief es mega unkompliziert, Da nun aber auch das Chefsekretariat gewechselt hat, weiß ich nicht, wie fix die Rückantworten kommen.
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
EKG
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Eigene Patienten betreuen
Braunülen legen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
1500 CHF, Unterkunft 400 CHF

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13