Ich hatte mich von extern nach Heide beworben aufgrund der guten Berichte im PJ-Ranking und hatte auf ein Krankenhaus gehofft, dass sich auf PJler freut und einen gut ausbildet. Ich kann nach dem Tertial nur jedem raten, sich AUF GAR KEINEN FALL nach Heide zu bewerben. Die positiven Berichte kommen aus einer Zeit, in der es noch deutschsprachige Assistenten in Heide gab und noch keine Wirtschaftsprüferfirma dieses Krankenhaus auf den Kopf gestellt hat. Geht einfach woanders hin!
Wie komme ich zu meiner negativen Bewertung:
- zuerst die Unterkunft: Hatte schon wirklich bessere Zeiten hinter sich. Viel Schimmel. Ich wohnte in einem kleinen Zimmerchen 30 Minuten zu Fuß vom Krankenhaus entfernt, das immerhin WLAN hatte. Viele PJler wohnten in einem Haus, welches kein Internet hatte. Nicht per Kabel, nicht per Funk. Die hatten 4 Monate lang kein Internet und waren dementsprechend "glücklich". Das Wetter ist nämlich auch mal schlecht in Heide. Das Fahrrad, was einem gestellt wird, bekam ich nach 8 Wochen, vorher war keines frei. Also bis dahin jeden Morgen 30 Minuten Fußmarsch.
- Stationsarbeit: Ob ihr anwesend seid oder nicht ist egal. Ihr nehmt morgens ca. 2-3h lang Blut ab und seid dann fertig. Das sind alle praktischen Tätigkeiten, die ihr machen werdet. Keine Briefe schreiben, keine EKGs auswerten, nicht einmal einen Patienten untersuchen. Wenn ihr nicht explizit um einen raren PJ-Platz in der Notaufnahme bettelt, werdet ihr im ganzen Tertial keinen Patienten untersuchen. Wir waren 9 PJler in der Inneren Medizin und jeder durfte 1-2 Wochen auf die Notaufnahme. Viel viel wichtiger ist es, dass auf allen Stationen morgens PJler zum Blutabnehmen sind. Sollte das nicht der Fall sein, weil mal jemand im Urlaub ist, werdet ihr auf diese Station "ausgeliehen", damit dort auch das Blut abgenommen wird. Es gibt zwar Arzthelferinnen, aber deren Lieblingsbeschäftigung ist Rauchen, ihr habt also echt viel zu tun (siehe Bild unten: Das ist das Pensum eines Morgens!). Man hat den Eindruck, dass folgende Denke vorherrscht: Im Sommer sind viele PJler da, da können wir uns als Arzthelferinnen mal ausruhen, schließlich müssen wir schon den Rest des Jahres immer stechen. Der Oberhammer ist, dass von euch als PJler erwartet wird, dass ihr denen jeden Tag Kaffee, den ihr als PJler umsonst in der Cafeteria bekommt, mitbringt. Ist ja "umsonst". Ich habe mich dagegen gewehrt und zack - bekam ich keine Hilfe mehr bei den Blutabnahmen morgens. Andere PJler haben denen dann ihren Kaffee mitgebracht, damit sie nicht so viel Blut alleine abnehmen müssen. Das ging dann.
Nehmt unbedingt einen Stauschlauch mit, es gibt keine und ich möchte die Stationsschwester hier zitieren: "PJler klauen die immer". Generell seid ihr für die Schwestern nur zu einem Zweck da: Blutabnehmen. Wundert euch also nicht, wenn sie euch ansonsten ignorieren.
Viele bis fast alle Assistenten sind Litauer/Rumänier, die zwar die Sprache können, aber mit der komplexen dt. Grammatik überfordert sind. Ihr werdet also Briefe Korrektur lesen. Immer und immer wieder. Generell sind viel zu wenig Ärzte vorhanden. Den Spruch "ich kündige hier sobald ich kann" hört man von fast jedem dort. Einige Ärztinnen heulen im Arztzimmer und klagen euch ihr Leid. Man kann es verstehen. Viel zu viele Patienten, viel zu wenig Pflege und kostensparen, wo man kann. Laut der Wirtschaftsprüferfirma hat der Arzt 12 Minuten am Tag pro Patient (inkl. Visite!). Ihr könnt euch ja überlegen, in wieweit da noch Platz für Lehre ist. Genau: Kein Platz.
- Intensivstation: Lohnt nicht. Es gibt Assistenten, die bemüht sind, aber auch hier Personalmangel und viele, die echt depressiv sind und so auch handeln.
- Notaufnahme: Wird grade umstrukturiert, bloß weiß man nicht, ob zum besseren. Auch hier herrscht teilweise ein heilloses Durcheinander. Ihr könnt mit dem PJ-PCAccount nichts machen (kein Labor anmelden, keine Rö-Bilder anmelden), so dass ihr zwangsläufig doch wieder einen Arzt braucht, der das dann alles anmeldet und genervt ist, dass er noch mehr zu tun hat.
- Seminare: Immer gut, die Anästhesie war sehr lehrreich, auch der EKG-Kurs (2x/Woche) ist super gut! Hingehen lohnt sich!
- Notarztfahren: Man kann eine Woche den Notarzt begleiten, das klappt gut und unkompliziert. Wichtig: Häufig sind alle Wochen im Jahr schon im Vorraus ausgebucht, so dass es sinnvoll ist, schon vor dem Tertial bei Frau Bubolz den Platz zu sichern! Kleidung + Schuhe werden gestellt.
ZUSAMMENFASSUNG: Lasst es. Heide hat seine besten Zeiten anscheinend hinter sich, zumindest in der Inneren und was man mitbekommen hat auch in der Chirurgie. Geht an ein anderes Krankenhaus, wo man vllt auch Blut abnehmen muss, aber einem noch etwas beigebracht wird. Am meisten habe ich auf der Dialyse gelernt und das auch nur, weil ich immer und immer wieder gefragt habe.