PJ-Tertial Hämatologie/Onkologie in Marienkrankenhaus (1/2008 bis 4/2008)

Station(en)
MED6
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik
Heimatuni
Hamburg
Kommentar
Die Station MED6 hat auf der einen Seite etwa 20 hämatologisch/onkologische Betten mit einem Assistenzarzt und einem Oberarzt, sowie auf der anderen Seite etwa 15 gastroenterologische Betten, ebenfalls mit einem eigenen Oberarzt und einem Assistenten. Die Krankenpflege ist auf beiden Seiten die gleiche.

Privatpatienten liegen auf einer gesonderten modernen Station mit 1- bis 2-Bettzimmern.

Ich war die meiste Zeit auf der Onko und nur 3 Wochen auf der Gastro.



Erstmal die PROs:

Es gibt viel Unterricht! Das läuft jede Woche so ab:
Montags eine Stunde EKG-Kurs beim kardiologischen OA. Mittwochs 2-4 Stunden Lehrvisiten/Falldemos/Unterricht am Krankenbett/Seminare bei wechselnden Ober-/Chefärzten. Unter anderem auch in Neuro und Geri. Donnerstags dann von 12.30-13.15 guten Unterricht in der Radiologie, von 13.40-14.40 "Laborkurs" mit Seminaren zur klinischen Chemie und Mikrobiologie und zum Abschluss von 15.00-16.00 Uhr Pathologie-Vorlesung beim Chef der Patho, manchmal auch Organ-Demo im Sektionssaal. Danach gehts dann i.d.R. gleich nach Hause.

Dazu einmal die Woche Röntgenvisite, gelegentlich aktuelle Sektionsdemonstrationen morgens um 10 in der Patho, 1x/Monat Lunch-Seminar mit auswärtigen Dozenten im Hörsaal und vom Chef ein freiwilliges Differentialdiagnose-Seminar am Freitag, zu dem ich allerdings nichts sagen kann, da ich dort nie war.

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Die Arbeitszeiten sind gut geregelt. Wer will kann natürlich locker von 8-18 Uhr arbeiten, aber ich durfte eigentlich immer pünktlich um 16 Uhr gehen, oftmals auch ne Stunde früher. Wochenend- und Nachtdienste sind möglich aber nicht verpflichtend.

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Blutentnahmen sind Aufgabe der Pflege! So zumindest die offizielle Ansage der beiden Chefärzte. Mit dem Hinweis, dass Studenten natürlich gerne unterstützen dürfen und sich zumindest um die schweren BEs kümmern sollten, das versteht sich denke ich auch von selbst.

Die Beziehung zwischen ärztlichem Personal und Pflege ist aber nicht unbedingt die beste auf dieser Station. Beide Seiten sind chronisch unterbesetzt, die Arbeit geht oft nicht Hand in Hand sondern manchmal eher gegeneinander und so bleiben die Blutentnahmen dann doch sehr oft am PJler hängen, auch wenn es eigentlich sinnvollere Tätigkeiten gäbe (Patienten aufnehmen, Briefe schreiben, Visite). Dennoch sind die Schwestern & Pfleger überwiegend ganz nett, die Zusammenarbeit klappt aber halt nicht optimal, was sich negativ auf die Stimmung auswirkt.

Es gibt zudem auch noch eine "Blutentnahme-Schwester", die dann so viele macht wie sie schafft. Sie ist aber leider nicht immer da, bzw. auch mal auf anderen Stationen tätig.

Braunülen/Viggos legen, Arterielle BEs und BGAs, und Anstechen von Port-Systemen bleibt aber natürlich PJler-Aufgabe.

Ansonsten kann man, wenn man will, assistieren oder selber unter Aufsicht durchführen: Punktion von Knochenmark, Pleura, Aszites und Liquor. Anwesenheit in der Funktionsabteilung bei Sonos, Kolo-, Gastro- und Bronchoskopien sowie im Katheterlabor ist häufig möglich. Die Oberärzte haben aber fast alle die nervende Angewohnheit, dass sie extrem flüstern und kaum etwas zu verstehen ist. Das bemängeln eigentlich alle.

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Das Mittagessen ist wirklich gut. Knapp 4 Euro hat man jeden Tag auf einer Pappkarte zur Verfügung. Zeit genug für ein ausgiebiges Mittagessen mit anschließendem Kaffee zusammen mit allen PJlern bleibt auch.

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Ein Studientag pro Woche wurde bisher vom Chef immer gewährt. Keine Ahnung wie sich das mit dem neuen PJ-Curriculum entwickelt. Aber ich könnte mir vorstellen, dass man auch weiterhin einmal pro Woche freimachen darf.



CONTRA:

Zuviel Unterricht? Wer wirklich internistisch arbeiten und seine eigenen Patienten betreuen möchte, kann natürlich nicht die Hälfte der Woche der Station fernbleiben und beim Unterricht rumhängen oder den Studientag ausnutzen...

Mitten in der Visite oder wenn Untersuchungen bei den "eigenen" Patienten laufen, muss man sich halt oft entscheiden ob der Unterricht wichtiger ist.

Mir kam der Unterricht aber meist ganz gelegen. Eigene Zimmer hatte und wollte ich eh nicht, was auch respektiert wurde.

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Die Assistenten rotieren ständig über die Stationen. Keine Ahnung was sich die Chef- und Oberärzte dabei denken. in 14 Wochen hatte ich 6 unterschiedliche Assistenzärzte auf der Station, die dann auch noch zwischen Onko- und Gastroseite hin- und herwechseln müssen, auch wenn sie es nicht unbedingt wollten. Die Ärzte sind frustriert (haben sich grad etwas eingearbeitet und kennen die Patienten, da werden sie wieder woanders eingeteilt und müssen da dann u.a. Briefe schreiben von Patienten, die sie nie gesehen haben). Die Patienten verlieren den Überblick, weil sie oft keinen festen behandelnden Arzt haben und werden somit nicht kontinuierlich betreut und als PJler hat man dann auch irgendwie keinen festen Ansprechpartner (wobei jedem PJ ein Oberarzt als Tutor zugeteilt wird, an den man sich bei Fragen und Problemen wenden kann).

Hinzu kommt, dass die Chefärzte scheinbar kein großes Interesse an den peripheren Stationen haben. In der Frühbesprechung gibt es nur immer wieder den Spruch "Schauen Sie bitte auf Visite kritisch durch, damit möglichst viele Patienten entlassen werden können", aber beide Chefs haben ihre Privatstation auf der sie auch ausschließlich bleiben. An eine Chef-Visite auf den "Kassen-Stationen" ist nicht zu denken. Schließlich steht auch nur auf den Arztbriefen der Privatversicherten der Name des jeweiligen Chefs unten mit drauf...

Es gibt zwar auf beiden Stationsseiten je einen sehr guten Oberarzt, die beide auch gerne mal etwas erklären und die PJler in Tätigkeiten (wie eben Punktionen oder auch mal ne ZVK-Anlage o.ä.) mit einbeziehen, aber das ganze hat schon etwas von Zwei-Klassen-Medizin.


Eine 2 als Gesamtnote gibt es von mir dennoch, da ich "meine Ruhe" hatte, durch den vielen Unterricht einiges gelernt habe und im Endeffekt auch zufrieden war. Anfangen wollen würde ich dort aber nicht, in erster Linie wegen der häufigen Rotation.
Bewerbung
Etwa ein halbes Jahr vorher per Email bei der Chefsekretärin und im Studentensekretariat angefragt, Unterlagen zugemailt und nach einigem Gedrängel bei der Studentensekretärin dann auch endlich die schriftliche Zusage bekommen.

Aber vermutlich läuft das mit der neuen Online-Anmeldung über das Dekanat nun anders.

Für alle Fälle:
Frau Koch
Studentensekretariat
Tel. 25 46 - 27 27
E-mail: koch.patho[at]marienkrankenhaus[punkt]org
Unterricht
Häufiger als 5x / Woche
Inhalte
Repetitorien
EKG
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Bildgebung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Punktionen
EKGs
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
1
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.33