Im Grunde bin ich mit meinem Tertial in Würzburg zufrieden. Man muss sich darauf einstellen, dass man sehr viel zwischen verschiedenen Stationen rotiert. Vorteil: Man bekommt alle Facetten der Anästhesie zu sehen; Nachteil: Man muss sich jedes Mal wieder neu vorstellen, einarbeiten, "zeigen was man kann", etc.
Insgesamt habe ich mich in allen Abteilungen eigentlich sehr wohlgefühlt, lediglich das ZOM würde ich mit der Note 5-6 benoten. Damit liege ich mit anderen Erfahrungsberichten wohl auf einer Linie. Der Fairness halber muss man jede Abteilung aber für sich betrachten:
ZOM: Zu Beginn jedes Tertials wird man als PJ einer Abteilung für 5-6 Wochen zugetilt, um dort eingearbeitet zu werden. Erster Tipp vorne weg: wenn ihr wählen könnt, gebt als Wunsch eine andere Abteilung an! Mich hat es leider für diese lange Zeit dorthin verschlagen. Der Stellenwert des PJler geht hier gegen 0. Schon bei der Morgenbesprechung merkt man, dass sich eigentlich niemand wirklich für einen zuständig fühlt und man links liegen gelassen wird. Da das ZOM auch Anfangsstation für viele junge Assistenzärzte ist, bekommt man nur selten die Möglichkeit etwas selbst zu tun (Intubieren, etc.). Negativer Höhepunkt meiner Zeit war, dass ich eine Diskussion darüber führen musst, ob ich beim wachen Patienten einen Zugang (einfache Viggo!!) legen darf...
Das ZOM ist aufgeteilt in 3 Bereiche (auch "Spangen" genannt): Ortho-Uro-Spange, Viszeral-Spange und Herz-Thorax-Gefäß-Spange. Für eine Woche wird man in die Herz-Thorax-Gefäß-Spange eingeteilt. Diese war deutlich besser als die anderen. Durch die hohe Facharztdichte bekommt man dann doch mal etwas gezeigt oder darf selbst etwas tun. Zudem ist der PJ-Betreuer OA Lazarus hier zuständig und gibt sich Mühe, einen einzubinden! ZVK oder Arterie legen war so auch mal drin.
Intensiv: OA Müllenbach ist ein super netter Typ und auch die Assistenten waren in meiner Zeit durch die Bank nett. Ob und wieviel man selbst tun kann ist etwas Glückssache. Prinzipiell kann man hier praktisch einiges tun (z.B. Thoraxdrainage legen, Arterie legen). Klasse fand ich, dass man auch wirklich abgefahren Sachen mitbekommt: So durfte ich einmal in ein peripheres Krankenhaus mitfahren, um einem Patienten eine ECMO zu verpassen und ihn mit dem ITW zurück ins UKW zu transportieren. Auch eine Wedge-Druck mit Pulmonaliskatheter wurde in meiner Zeit durchgefühlt. Der Schockraum wird von den Anästhesisten auf Intensiv mitbetreut und organisiert, d.h. bei Schockraumalarm hängt man sich einfach an die Fersen der Kollegen und geht mit hoch. Kann sehr spannend und interessant werden!
MKG: Teilweise sehr lange OPs (hier werden die ganzen Mundboden-CAs operiert), in denen man nicht viel machen kann. Durch die familiäre Atmosphäre (die leider nur durch einen bestimmten Pfleger teilweise zunichte gemacht wird) bekommt nach einiger Zeit aber das Vertrauen geschenkt und kann einiges machen. Schmankerls dieser Abteilung sind die nasalen Intubationen und die fiberoptischen Wachintubationen!! Muss man mal beides gesehen haben. Nasal Intubieren war, neben ZVK und Arterie Legen, in meiner Zeit sogar auch ab und zu drin. Man muss jedoch immer wieder nachfragen, ob man etwas machen darf und wird nicht gefragt. (Prinzipiell gilt: ruhig immer etwas "pushen", man muss man sehen, wo man bleibt).
GYN: Auch eine kleine Abteilung; ich hatte dort eine super Zeit! Mit der FOA A.-Otto hat man eine extrem freundliche und nette Aufsicht, die einem nach ein paar Tagen, wenn man sich nicht dumm anstellt, einiges zutraut! Unbedingt mindestens einen Tag mit in die Psychatrie zur Elektrokramptherapie, zu der die Anästhesisten 3x in der Woche zur Narkose kommen., und in den Kreissaal zu den Sectios mitgehen!
Schmerzambulanz: Der ganze Stress und die Hektik prallen hier ab! Eine extrem angenehme Arbeitsatmosphäre prägen hier den Alltag! Selbst machen kann man wenig und deswegen würde ich auch nicht empfehlen länger als eine Woche dort zu bleiben, aber man doch einiges über Schmerztherapie (Schulmedizinische, aber auch TCM z.B.) lernen! Auch die Krankeheitsbilder sind sehr interessant. Man sieht viele CRPS-Patienten. In der Regel ist zudem zwischen 13-14 Schluss für die PJs und man wird nach Hause geschickt, also alle super entspannt. Ich kann auch nur empfehlen, mal mit zum Konsil auf eine andere Station mitzugehen.
ORTHO: Die Orthopädie der Universität ist ins König-Ludwig-Haus (KLH) im Frauenland ausgelagert. Als "Externer" muss man das erst mal wissen. Alles in allem war die Ortho definitiv die beste Abteilung in meinem PJ-Tertial. OA Müller ist wahnsinnig bemüht, dass man viel lernt. Häufig wird man von ihm oder der Aufsicht dazu geholt, um zu intubieren, eine Spinalanästhsie (SPA) zu stechen, etc. Das Spektrum an Dingen, die man hier selbst machen kann lag für mich bei: Arterie, ZVK, SPA, Intubieren, Larynxmaske und zudem regionalanästhetische Verfahren, die ich vorher nicht kannte, wie DIB (Distaler Ischiadicus-Block) oder Femoralis-Block. Sind alle "interessanten" Dinge für den PJ (also im Grunde die Einleitungen) getan, muss man auch nicht bis zum offiziellen Dienstende noch rumsitzen, sondern wird nach Hause entlassen! Klasse Laden einfach!
Wenn ich Schulnoten vergeben müsste, würde ich die einzelnen Abteilungen also folgendermaßen benoten:
Der Vollständigkeit wegen muss ich noch erängen, dass weitere Abteilungen, wie beispielsweise HNO oder Auge, existieren. In diese wurde ich allerdings nicht eingeteilt und kann deswegen kein Urteil fällen.
Insgesamt werden einem alle zwei Wochen ein Studientag gewährt. Es ist kein Problem, die daraus resultierenden 8 Tage zu kumulieren.
Ich muss noch mal betonen: man muss sein Recht als PJler auf Lehre häufig auch einfordern!
Man erhält zu Beginn des Tertials ausreichend Essensmarken. Knackpunkt: leider kann man diese in den Kantinen mancher Abteilungen (z.B. Ortho, MKG) leider nicht einlösen...
Fazit: Bewerben lohnt sich, ich habe einiges gelernt, die Zeit im ZOM würde ich so kurz wie möglich halten.
Bewerbung
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