Ich verbrachte meine Chirurgie Zeit am Texas Heart Institute in Houston.
Anmerkung: Das PJ Programm ist abgeschafft worden (s. unten). Ich schreibe diesen Bericht falls sich jemand für 1 Monat Famulatur interessiert.
Ingesamt bereue ich die Entscheidung nicht hierher zu gehen, da dies das mit großem Abstand die beste Zeit in meinem PJ war. Allerdings gibt es einige Kritikpunkte bei der Arbeit in der Klinik
Die Klinik besteht aus 10 OP Sälen, 2 HK-Sälen, einer Intensivstation/Aufwachraum, einer Station (die man eigentlich nie betritt) und einer Poliklinik, wo man hin und wieder hingehen kann, wenn im OP nichts los ist. Da Herzchirurgen statistisch gesehen 90% ihrer Arbeitszeit im OP verbringen, ist man als Student auch dort die meiste Zeit des Tages eingeteilt. Die freie Zeit kann man sich frei einteilen und am Nachmittag, wenn der OP Saal geräumt wird ist Arbeitsende. Dies kann 15Uhr sein, aber auch später werden. Mein Rekord war 2Uhr nachts, bei einem Pat mit Zn nach MI und Ventrikelwandruptur.
Das Spektrum fokussiert sich auf die Herzchirurgie (Bypässe, Klappen, Aorten), enthält aber auch viel Gefäßchirurgie (AAA, pAVK, DialyseShuts), Thoraxchirurgie (LungenCa) und Tranplantationschirurgie (Lunge, Lunge/Herz, Nieren). Die letzteren OPs für mich waren immer das absolute Highlight. Gelegentlich ist auch mal ein Plastischer Chirug da für Wundrekonstruktionen.
Die Lehre die man in der Frühbesprechung und in den OPs erhält ist sehr ambivalent. Es gibt Chirurgen, die lassen einen viel machen. Andere erklären viel, aber machen alles von Schnitt bis Naht selbst. Und andere ignorieren dich total für 8h und arbeiten stumm mit dem Resident vor sich hin. Es hängt also sehr viel davon ab, an wen man gerät, sei es Operateur, Asssistenz, Anästhesie oder Pflegekraft.
Was das Tertial ausergewöhntlich machte war die Zeit die abends und am WE hatte, um die Gegend zu erkunden. Ich habe in anderen Berichten gelesen von anderen Studenten, dass Houston langweilig sei, man ohne Auto nirgends hinkomme und es immer "so heiß und schwül" sei....
Verzeihung, aber ich ziehe auch nicht an den Nordpol und beschwere mich über die Kälte. Im Winter hat es in Houston 10-15°C und das ist meiner Meinung nach zu nichts zu gebrauchen. Also lieber im Sommer kommen!
Houston hat extrem viel zu bieten. Ich hatte mir ein Mountainbike gekauft und war relativ weit damit unterwegs. Zusätzlich kann mit der Tram in die City fahren oder sich für das Wochenende ein Auto besorgen und an den Strand fahren (Galveston & Corpus Christi - ein Traum!). In meinen jüngeren Leben habe ich zwei Jahren an einer High School verbracht und hatte Verwandte im Südosten der USA. So konnte ich mein Tertial mit einigen Reisen am Anfang und am Ende der 16 Wochen kombinieren. Tipp: Es gibt eine Airline namens Spirit, die USA-Flüge hin und zurück für unter $100 anbietet. Ich war mit diesem Angebot 4 Tage in Kansas City.
16 Wochen PJ am Texas Heart halte ich als Student, der kurz vor dem Examen steht, insgesamt für zu viel, weil man spätestens nach der Hälfte fast alles gesehen hat und Routine reinkommt. Ich kann jetzt immerhin alle Schritte einer CABG in und auswendig. Ich würde diese Klinik für eine Famulatur empfehlen und würde Interessenten raten einen Monat dranzuhängen und die Gegend erkunden! Es ist eine Erfahrung, die wird man nie vergessen. Texas ist ein wunderschöner Staat.
Bewerbung
PJ-Programm ist allerdings ab Juli 2015 beendet worden. Es sind nur noch Famulaturen möglich.